Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Höhle von Sandalja bei Pula, Istrien
Über die Bedeutung einer Höhle entscheiden unterschiedlichste Kriterien. Manchmal sagt die Größe und Länge überhaupt nichts. Manchmal ist der Inhalt entscheidend. Das ist hier der Fall.
Auf der alten Landkarte von Kümmerly+Frey "Istrien" ist sie eingetragen, auf der Karte des Michael-Müller-Verlags "Istrien" zum Beispiel nicht, auf MAPS.ME zum Beispiel auch nicht.
Das machte die Suche nach der Höhle recht spannend. Wir mühten uns erst einmal am Flughafen von Pula ab, dann ging es kreuz und quer durch die Landschaft auf einen unscheinbaren Hügel 4 km nordöstlich von Pula in der flachen Landschaft zu, der an der Seite massiv von einem Steinbruch angenagt wird und eine grüne "Haube" hat. Der war über Jahrhunderte hinweg im Besitz eines Franziskanerklosters, ehe 1860 die österreichische Kriegmarine die Verwaltung übernahm. Damals nannten man ihn "Kaiserwald". 152 Hektar Wald umfaßt er heute und in ihm wachsen sowohl die Flaumeiche, die Weißbuche, die Kalabrische Kiefer und die Illyrische Eiche. Auf der Webseite der Stadt Pula, die den Wald beschreibt, fehlt bemerkenswerterweise jeder Hinweis auf die Höhle, auf die man erst durch Steinbrucharbeiten aufmerksam wurde. Offenbar geht man low key damit um, es fehlt zum Beispiel auch eine Erklärungstafel auf sie vor Ort, was man an anderen Stellen in Istrien ganz anders handhabt,wo selbst an entlegensten Stellen ausführlich über Höhlen vor Ort berichtet wird. Vielleicht hängt das damit zusammen, daß man sich in nächster Nähe zu einem Gefängniskomplex (Valtura) befindet.
An einem Parkplatz, der offenbar gerne von den Bewohnern Pulas angesteuert wird, weil von dort mehrere Wanderwege in die Ruhe des Waldes führen, hielten wir. Dort lernten wir auch eine junge Frau kennen, die ihren Hund gerade ausführen wollte und die Höhle kannte. Weil nirgends auch nur irgendwelche Hinweise angebracht sind, wäre das Finden der Abzweigung vom Hauptweg Richtung der Ruinen des österreichischen Forts ziemlich schwierig gewesen. So brachte uns die nette Dame direkt zur Steinbruchkante, wo Seile den Weiterweg versperren und man seitwärts nach wenigen Schritten mitten im Höhlengebiet steht - der Ort, wo Sandalja 1 und 2 liegen.
In den 60er Jahren entdeckt bei Steinbrucharbeiten die Reste eine Höhle, die bis ganz oben wieder angefüllt war mit den 9 m hohen Resten vergangener Zeiten. Der kroatische Archäologe Mirko Malez leitete die Ausgrabungen, die zu großen Überraschungen führten. Man fand Schichten aus dem Gravettien, dem Aurignacien (ca. 23.000 Jahre alt) und noch früheren Zeiten. Darin fanden sich Spuren des Homo erectus, die ungefähr 1 Million Jahre alt sein könnten,womit man den frühesten Nachweis menschlicher Besiedlung in ganz Europa erbracht hätte. Außerdem fand man das früheste Perkussioninstrument Europas, einén Quarz, der zum Musikmachen verwendet worden sein könnte.
In der Höhle ist auch ein Geo-Cache versteckt.
Literatur:
Balbo, Andrea L. | People and Wetlands in the Open Karst of Istria, Croatia, PAST, University College London,Instituteof Archeology, Number 52, Apri 2006 |
Links:
https://www.pulainfo.hr/de/where/sijanska-suma
> Sandalj > http://www.natura-histrica.hr/upload_data/site_files/karta-sijanska-suma.pdf
https://www.pulacroatia.net/pula-croatia/sandalja-caves-near-pula-oldest-findings-of-prehistoric-men-and-oldest-tools-in-croatia/
https://www.geocaching.com/geocache/GC5EJTR_spilja-cave-sandalja?guid=6a93bbe6-d721-4472-9f8f-10ee1998700e
http://www.istrianet.org/istria/archeology/sandalja/index.htm
https://www.showcaves.com/english/hr/caves/Sandalja.html
https://www.mixcloud.com/RadioLabin/Å¡pilja-Å¡andalja/
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