Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Gruta das Torres, Pico, Azoren
Die Gruta das Torres ("Höhle der Türme") ist momentan die längste
Höhle der Azoren mit über 5 km Länge. Sie liegt in dem Lavafeld, das sich
nordöstlich des Pico, des höchsten Berges der gleichnamigen Insel, befindet
und das südöstlich des Ortes Creacao Velha liegt. Die Höhle ist bei einem
Ausbruch des Vulkans Cabeco Bravo vor 1.200 Jahren entstanden. Der Eingang war
immer den Besitzern des Geländes schon bekannt, weil er mitten im Weideland
liegt, die Erforschung setzte aber erst 1990 ein, wobei Albino Garcia vom Club
Os Montanheiros als Entdecker angegeben wird. C. Thomas setzte die Erkundung
1994 weiter fort. 2004 wurde das Gebiet zum Monumento Natural Regional erklärt
und damit unter Naturschutz gestellt. Wegen der geringen Überdeckung und der
Gefahr des Einbrechens der Oberfläche, wenn man mit schweren Traktoren
darüberfährt, wurden Nutzungsbeschränkungen erlassen. Teilweise wurde das
Gelände aufgekauft oder gleich dem Naturschutz geschenkt.
2005 wurde ein Schauhöhlenbetrieb eingerichtet und dafür ein architektonisch
sehr gelungendes Gebäude gebait. Die Firma SAMI-Arquitectos entwarf der Bau,
der sich harmonisch in die Umgebung einfügt und die Einzigartigkeit der Lage
hervorhebt. Dort werden die Besucher empfangen, es gibt ein kleines Museum und
einen Präsentationsraum, in dem die Besucher mit einem Video auf den
Höhlenbesuch vorbereitet werden. Die Außenmauer ist aus Lavagestein errichtet
worden, die eine löchrige Struktur hat und so Einblicke in die
dahinterliegenden Strukturen ermöglichen. Sie bekamen dafür den "European
Union Prize for Contemporary Architecture - Mies Van Der Rohe Award 2007".
2009 bekam man einen weiteren Architekturpreis, den Prémio Nacional de Tektónica"
vom Ordem dos Arquitetos. Man bemühte sich, die Höhle nur möglichst schonend
zu erschließen und verzichtete auf große Ausbaumaßnahmen. Nur der Anfangsteil
ist durch betonierte Treppen erschlossen, dann endet der Steg und man läuft in
einer Schleife nur noch durch Gänge mit naturbelassenem Boden, erst durch einen
kleiner dimensionierten Seitengang mit herrlicher Pahoehoemaserung, später dann
wieder zurück im Hauptgang auf unebenstem Gelände. Auf künstliche Beleuchtung
hat man verzichtet. Der Besucher bekommt einen Helm und eine Lampe und das
genügt eigentlich schon an Ausrüstung. Erfreulicherweise hat man nichts gegen
das Photographieren, so daß sich jeder Besucher bemühen kann, selber etwas
Brauchbares auf seiner Festplatte festhalten zu können.
An zwei Stellen ist das System heute zugänglich, dem großen Hauptschachteingang, "Algar da Ponte", weil er von eine großen Naturbrücke überspannt ist, und einer 500 m entfernt liegenden zweiten Öffnung, die über einen Seitengang mit dem Hauptsystem verbunden ist. Neben dem großen 2,5 km langen Hauptgang, der bis zu 15 m hoch ist und bis zu 22 m breit werden kann, gibt es seitlich mehrere Seitengänge. Zu sehen gibt es einen Großteil der Palette an Formen in der Welt der Vulkanhöhlen: strukturierte Böden mit pahoehoe- oder aa-Formen, seitliche Bankböschungen, unzählige kleine Stalaktiten, "Lavabälle" mit großer Dimension, wobei Lavastücke verklumpten und selbständig durch die Räume geschoben wurden, große Mengen an einfach von der Decke herabgetropfter Lava, die seltsamste Formen am Ende bildeten usw... Unser Führer gefiel sich damit, uns Besuchern erraten zu lassen, was gerade dies oder jene Form denn bedeuten könnte, einen Wal? einen Hund? einen Maria? Ich antwortete einmal einfach: "a piece of stone". Gleich endete das Ratespiel. An anderer Stelle wurde der "Schrei" von Munch assoziiert, oder war es vielleicht doch die "Mona Lisa"? Um die Mittagszeit scheint die Sonne ganz spektakulär in den Schacht und erleuchtet so einen großen Teil der Eingangsregion der Höhle, so daß man da überhaupt kein eigenes Licht mehr braucht.
Dieser Raum wurde auch schon für Konzerte genutzt wegen der ausgezeichneten Akustik. Erfindungsreich ist man schon bei der Nutzung der Höhle. Schon man am betonierten Besuchersteg an einer Stelle mal auf den Boden, dann sieht man einen Berg von verkorkten Weinflaschen, der hier zur Reifung eingelagert wurde. Er wird im Internet schon zum Kauf angeboten. Über 50 Euro soll die Flasche kosten!
https://marketingvinhos.com/2021/04/11/vinho-gruta-das-torres-nasce-no-vulcao-do-pico/ | ||
gruta das Torres
aus dem Weltraum mit GOOGLE EARTH |
Literatur:
Bussmann, Michael | Azoren, Michael-Müller-Verlag, Erlangen 2016 |
Martin, Roman | Azoren - Die schönsten Küsten- und Bergwanderungen, Rother Wanderführer, München 2010 |
Pereira, Fernando et al. | CATALOGO DAS CAVIDADES VULCANICAS DOS ACORES, Edicao Associacao Os Montanheiros 2015 |
Stieglitz, Andreas | Wandern auf den Azoren, DUMONT, Ostfildern 2011 |
Links:
https://parquesnaturais.azores.gov.pt/pt/parques/5/centro/8
https://parquesnaturais.azores.gov.pt/en/parques/5/centro/8
https://www.passengeronearth.com/gruta-das-torres-hoehlen-lavaroehren-pico/
https://www.visitportugal.com/de/NR/exeres/A2E62E95-9921-4D33-BF85-36FEC4FB35EA
https://www.azoresgeopark.com/geoparque_acores/geossitios.php?id_geositio=50
https://azoren.lekkerleben.de/tag/16/
https://archello.com/project/gruta-das-torres-visitor-centre
https://archello.com/brand/samiarquitectos
https://www.geocaching.com/geocache/GC2D1Q2_gruta-das-torres-pico
https://fernandoswinehouse.pt/pico-wines-gruta-das-torres-arinto-branco-2018.html
https://www.montanheiros.com/2020/05/26/gruta-das-torres-do-parque-natural-do-pico-celebra-15-anos/
https://marketingvinhos.com/2021/04/11/vinho-gruta-das-torres-nasce-no-vulcao-do-pico/
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