Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Gruto do Natal

Terceira, Azoren

 


Die Gruto do Natal, die "Weihnachtshöhle", in 540 m Seehöhe auf der Insel Terceira gelegen, hat ihren Namen von einem Brauch, mit dem am 25. Dezember 1969 begonnen wurde. Damals hat der Naturverein Montanheiros eine Messe organisiert, einen Prieser gefunden, und so wurde in der Höhle Weihnachten gefeiert. Man errichtete an einer geeigneten Stelle einen Altar, den es noch heute gibt. Inzwischen haben auch schon Taufen und Hochzeiten dort stattgefunden, womit schon ein wenig naturreligiöses Gedankengut durchkommt. 

Nun ist die Höhle als Schauhöhle eröffnet und für das breite Publikum zwischen 14 Uhr 30 und 17 Uhr zugänglich. Warum diese Beschränkung? Auf der ausführlichen Webseite der Montanheiros bekommt man eine Antwort: Aus Höhlenschutzgründen. Man will die natürlichen Bedingungen in der Höhle möglichst schützen. Schließlich ist die Höhle nicht nur Schauraum, sondern auch Lebensraum zum Beispiel für die Höhlentiere. Und durch das Abschalten der elektrischen Lampen hofft man ein wenig das Wachstum der Lampenflora, den Pflanzen, die überhaupt nur in der Höhle wachsen, weil es dort elektrisches Licht gibt, bremsen zu können. Der Strom wird mit Dieselaggregaten erzeugt, weil man weit von der nächsten Siedlung entfernt ist, und auch dieses kann man abschalten, wenn sich niemand dort aufhält.

Inzwischen hat man um den Höhleneingang ein komfortables Haus aus lokalen Steinen errichtet, worin der Betrieb abgewickelt werden kann, vom Kassenschalter über eine kleine Schausammlung bis zui den Toiletten. Sogar für ein kleines Kunstwerk hat man Platz gefunden. Jeder Besucher bekommt einen Plastikhelm, eigene Beleuchtung ist nicht notwendig, da es ja elektrische Beleuchtung gibt. Man ist aufgefordert, geeignetes Schuhwerk zu tragen, high heels wären fehl am Platze. Schwangere und Gehbehinderte sollten auch draußen bleiben.

Durch bei gläserne Wettertüren kann man auf Treppen hinabsteigen und kommt gleich in den geräumigen Lavatunnel. Der Boden ist meist im Originalzustand, d.h. das aa-Gestein offen da, so daß man schon schauen muß, wo man hintritt. Seitlich abzweigende Gänge sind so markiert, daß deutlich wird, daß man da nicht hineingehen soll. Von der Eingangstreppe aus geht es in zwei Richtungen: einmal in Richtung Altar und zurück und dann, leicht aufsteigend bis in anderes Niveau, zu einem Rundgang. durch zwei parallel verlaufende Gänge. Hier gibt es auch sehr sehenswerte Pahoehoeböden. Meist sind die Räume so hoch, daß man sich nicht bücken muß. Erst zu Schluß wird es dann niedrig und naß am Boden. Eine Stange an der Seite hilft beim Bemühen durch eine kurze Engstelle zu kommen. Plötzlich lag da vor mir ein totes Tier am Boden, eine Ratte. Es dauerte nicht lange und eine der jungen Führerinnen tauchte auf und entfernte sie, in dem sie sie in einem Plastiksack verschwinden ließ. Diese Tiere gehören inzwischen auch zum Faunainventar, dem eher unerwünschten Teil.

Man wird beim Kauf der Eintrittskarte bereits "gebrieft", so daß es nicht notwendig ist, daß man in Gruppen mit Führern herumläuft. In der Höhle hält sich eine Person auf, die man ansprechen kann, wenn noch mehr Erläuterungen haben möchte.

Die Gesamtlänge der Höhle wird heute mit 697 m angegeben. Die Höhlengänge liegen teilweise direkt unter dem nahen See. Offenbar ist die Decke dicht genug, daß nichts von oben durchkommt.

 

Die tote "Hausratte" am Höhlenweg

 

 


Literatur:

Borges, Paulo A.V. et al Indicators of Conservation Value of Azorean Caves Based on its Arthropod Fauna, in: AMCS Bulletin 19 / SMES Boletin 7, 109-110
Borges, P.A.V., Silva, A., Pereira, F. 

Caves and Pits from the Azores with some Comments on their Geological Origin, Distribution, and Fauna, Proceedings 6th International Symposium on Vulcanospeleology, p 121ff.

Constancia, Joao P. et al Ranking Azorean Caves Based on Management Indeces, in: AMCS Bulletin 19 / SMES Boletin 7 - 2004, 70-71
Middleton, Gregory J. Overview of volcanic caves that have been opened for tourists around the globe, Proceedings of the 20the International Symposium on Vulcanospeleology, 2023
Pereira, Fernando et al New Data on the Probable Malha Grand Lava Flow Complex Including Malha, Buracos, and Balcoes Caves, Terceira, Azores, AMCS Bulletin 19 / SMES Boletin 7, 88
Pereira, Fernando et al. CATALOGO DAS CAVIDADES VULCANICAS DOS ACORES, Edicao Associacao Os Montanheiros 2015

Links:

http://www.montanheiros.com/

http://www.montanheiros.com/gruta-do-natal/

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