Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Das Santuario de Santa Orosia, Aragonien, Spanien


Bei Yebra de Basa, einem kleinen Ort in Aragonien am Rio Basa, auf dem Weg nach Jaca gelegen, beginnt der Aufstieg zum Santuario Santa Orosia. Ein weiter Weg liegt vor einem, und meist ein einsamer. Yebra de Basa liegt noch auf 884 m Seehöhe. Santa Orosia immerhin schon auf 1.550 m. Ein wenig Rechenkunst zeigt einem, daß man dazwischen 666 m Höhenunterschied zu überwinden hat. Man darf schon zwischen 2,5 und 3 Stunden Zeit sich nehmen, um an der alten Höhlenklause anzukommen. Ein guter Weg führt hinauf, ausgebaut und meist gut bezeichnet.

Im Tal hatte ich mir noch Gedanken gemacht, wie man wohl die Wasserversorgung einer so hoch oben in den Konglomeratwänden gelegenen menschlichen Siedlung bewerkstelligt hätte, denn ohne Wasser geht langfristig ja gar nichts. Die Antwort paßte haarscharf. Genau über den beiden Höhlenwohnungen bzw. Kirchen ergießt sich ein hoher Wasserfall. Das Wasser war hier nie ein Thema.

Nach 3 Stunden hatten wir es geschafft. Aus dem Wolkennebel schauten direkt vor uns die Mauern der Santa Barbara-Höhlenwohnung uns an. Unter das Felsdach schmiegt sich paßgenau eine Höhlenwohnung, die über eine geknickte Treppe erreichbar ist. Natürlich ist sie abgesperrt. Folgt man dem breiten Felsband unter dem Wasserfall hindurch weiter, so kommt man zu einer weiteren Höhlenkirche, San Blas, und dann geht es auf dem Band noch weiter, bis aufs Plateau.

Eine Felsentreppe führt auch noch eine Etage höher bis zur "La Cueva". Eine Art Glockenturm ist da, dann eine Mauer mit einer verschlossenen Tür. Ein Blick hindurch ist möglich und läßt den Blick in den kahlen Höhlenkirchenraum zu.

 
 
 
 
 
 
 
   

Am 25. Juni jeden Jahres findet die Romeria de Santa Orosia statt. Pilger sollen in Trachten an diesem Tag den Weg zurücklegen und dabei den Schädel der heiligen Orosia bis zu ihrem Schrein tragen.

Orosia, das bedeutet eine traurige Geschichte. Eine böhmische Prinzessin sei sie gewesen. Der Papst Johannes VIII wollte, daß dem Sohn des Königs von Pamplona eine passende Frau zugeführt werden sollte. Orosia wurde dazu ausersehen und im Jahre 880 nach Spanien gebracht. Der Chef der Mauren, Aben Lupo, wollte selber die Dame heiraten und überfiel den Tross. Durch den tapferen Einsatz ihrer Begleiter gelang ihr die Flucht in die Berge. Sie wurde verfolgt und schlußendlich gefangen. Nun wird es numinos. Sie habe den Himmel angerufen und ein Blitz habe in den Boden neben ihren Verfolgern eingeschlagen. Trotzdem, nichts half. Ihre Extremitäten wurden ihr amputiert und den Kopf wurde abgeschlagen. Danach kam ein solcher Sturm auf, daß ihre Schlächter in allergrößte Schwierigkeiten kamen.

Im 11. Jahrhundert sei ein Hirt aus Yebra de Basa auf ihre sterblichen Überreste gestoßen, weil ihm die Jungfrau Maria erschienen sei, die ihm Platz mit den sterblichen Überresten von Orosia gezeigt hätte. Den Kopf wäre in einer Art Schrein vor Ort verwahrt geblieben, alles andere hätte Sancho Ramirez nach Jaca gebracht und dort eine Kirche für die sterblichen Überreste errichtet. Das Ziel war, Pilger dorthin zu bringen und damit halt den Tourismus und damit den Wohlstand der Region zu fördern.

Literatur:

 

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