Matienzo, Kantabrien, Spanien

Matienzo
Kantabrien, Spanien

For of all the world's great caverns,
There's none that can compare,
With those we know in Matienzo,
In reach of Herman's Bar." Matienzo '75, in Cornwell-Smith, They words

Matienzo bezeichnet eine 26 km² große Polje ungefähr 30 km südlich von Santander in Nordspanien. In den wasserundurchlässigen Boden der abflußlosen Senke strömt an einer Vielzahl von Stellen aus den umgebenden Kalkbergen Wasser hinein und am Nordende wieder heraus. Unter den 3525 Karstobjekten (2010), die man schon untersucht hat, sind viele Höhlen. Die größten davon sind das Four Valley System mit mehr als 58 km Länge, die Cueva Vallina mit 33,7 km und das fast damit verbundene South Vega System ebenfalls mit 34,2 km.

Die Höhlen im Matienzogebiet waren immer schon den Menschen bekannt. Das beweisen schon die Höhlenmalereien, die man gefunden hat. Auch alle späteren Epochen haben sich dort zumindest aufgehalten, was die archäologischen Befunde beweisen.

Ein eher trauriges Kapitel war die Nutzung der Höhlen ab 1940 als Partisanenunterschlupf. Hier ging es ums nackte Überleben. Die materiellen Spuren davon wurden z.B. in der Cueva de Calleja Rebollo von spanischen Höhlenforschern 2001 wieder gefunden, was eine bemerkenswerte Diskussion auf einer Internetseite (Los emboscados de Matienzo - AER Cueva de Cofresnedo en el valle de Matienzo, Ruesga) auslöse.

Ein ganz neues Zeitalter hat mich den Höhlenforschern angefangen. Im 1964 fand die erste große spanische Expedition dorthin statt, dann kamen die Engländer. Seit den späten 60er Jahren finden mindestens 3 oder 4 britische Expeditionen dorthin statt. Das hat reiche Ernte getragen. Im Mai 2011 waren schon mehr als 316 km unterirdische Höhlenstrecken dort bekannt und jährlich kommen 3 bis 5 km dazu. Gerade in den letzten Jahren hat sich diese Rate erheblich erhöht. Nun sind es um die 15 km. Gerade die Zusammenarbeit mit spanischen Gruppen hat sich als sehr fruchtbar erwiesen. Als wir 2017 wieder dort waren, bekamen wir die Auskunft, daß nun 4.500 Höhlenobjekte im Forschungsgebiete erfaßt worden sind. Die hohe Anzahl hängt wohl auch damit zusammen, daß alle "Höhlen" über 2 m Länge erfaßt werden!

Fährt man selber dorthin und will sich selber eine der großen Höhlen anschauen, dann ist das nicht leicht. Einfach durch die Gegend fahren und nach großen Portalen Ausschau halten, wo man einfach hineinspazieren könnte, das "ist nicht". Und selbst mit einigem Kartenmaterial ausgestattet, das ist ganz schön schwer, einmal wenigstens bis zu einem Höhleneingang zu gelangen.
Wir haben das im Juni 2011 mal ausprobiert. Lediglich den Eingang ins South Vega System habe ich gefunden, der Rest blieb mir einfach verborgen. In den Hängen waren ein paar große Eingangsportale zu sehen, die aber einigen Marschaufwand bedeutet hätten. Die habe ich ignoriert. Ein paar kleine Löcher am Wegesrand hab ich aufsuchen können. Auch die haben ihre Eigenheiten.

Aber es wäre schon mal großartig, mal da richtig reinzuschauen. Besuche einiger dieser Höhlen werden ja schon kommerziell angeboten, aber das ist es nicht. Das Suchen und Scheitern ist ein wichtiger Teil der Faszination Höhlen"..", ja was? Forschung mag ich so etwas nicht nennen. Aber mit sehr wenig Information sich selber so ein Gebiet zu "erarbeiten", das hat "was".

Im August 2017 waren wir wieder einmal dort und fanden schnell zum "Herzstück" der Forschungen im Matienzogebiet rund um die German's Bar. Auf dem Gelände des Campingplatzes wurde ein kleines Gebäude errichtet, das Toiletten, Duschen und den Materialraum der Höhlenforscher enthält. In ihm liegen die Seilvorräte, die notwendigen Geräte und was sonst so alles aufzuheben ist. Am Kopfende des Speisesaals in der German's Bar befindet sich das Informationszentrum der Forschungsorganisation. 3 Computer sind dort ständig am Laufen, eine Sammlung von Aktenordnern dient der Aufbewahrung wichtiger Daten, ein Logbuch, das jährlich gewechselt wird, dient der handschriftlichen Erfassung der neuesten Ergebnisse, auf einer typischen Tafel tragen sich alle Gruppen ein, die eine Tour momentan im Gebiet unternehmen, um einen Überblick über die laufenden Forschungen zu bekommen.

So mancher englische Höhlenforscher hat in der Region auch schon eine Immobilie erworben und lebt nun mehr oder weniger lange im Jahr dort, so daß auch hier ein "cavers village" im Entstehen zu sein scheint.

	2010







	Unterwegs auf der Straße von Arredondo nach Medio Cudeyo - den Blick immer ostwärts gerichtet

	> Im Tal des rio Clarin





	Auf dem Weg zum South Vega System - die frischen Brote waren noch nicht abgeholt

	Die Situation ist klar: irgendwo da oben ist der Höhleneingang









	Der Rio Clarin - natürlich aus einem Höhlensystem entspringend

	> Bei Riano



	In Ogarrio
	Unser Quartier: Casa Tomas - sehr zu empfehlen > Hier müssen immer wieder "caver" vorbeikommen.
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	Kleine Höhle am Straßenrand bei Ogarrio



	2017 casa German

	Im Materialdeport der Höhlenforscher



	Das Nerven-/ Informationszentrum der Höhlenforscher

Literatur:

Addis, Frank	Matienzo '82, Caves & Caving 1982, p 28ff
Barrington, Piers, Hanson, Dave	Matienzo '84, Caves & Caving 1984, p 18ff.
Cornwell-Smith, Nick	They Words, They Words, They 'orrible Words - An Anthology of Caving Songs, 1993
Corrin, Juan, Quinn, Andy	Matienzo '92, Caves & Caving 59, Winter 92, p 2ff
Corrin, Juan, Knights, Steve	Matienzo 1987, Caves & Caving 41, 1988, p 24ff
Corrin, Juan	Matienzo '86 CONNECTIONS, Caves & Caving 35, 1987, p 16ff
Corrin, Juan	Matienzo 85, Caves & Caving 32, 1986, p 15ff.
Corrin, Juan	Matienzo '83, Caves & Caving 22, 1983, p 16ff
Corrin, Juan	Matienzo '81, Caves & Caving 1981, p 17ff.
Davis, Jim, Corrin, Juan	Matienzo 1988, Caves & Caving 44, 1989, p 13ff.
Smith, Peter	THE IRON AGE IN MATIENZO; NORTHERN SPAIN; CAVE SCIENCE , Transactions British Cave Research Assoc. Vol. 10, No. 3, September 1983, p 145ff.