Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft und Höhlen am Cap de Creus und der Ostrand der Pyrenäen


Die Pyrenäen enden im Osten am Mittelmeer. Die östlichste Spitze der iberischen Halbinsel und damit auch der Pyrenäen liegt beim Cap de Creus (= Kap des Kreuzes). Die gleichnamige Halbinsel ist seit 1984 ein Naturpark. Kleine Orte an der Küste sind Puerto de la Selva, das stark schon vom Tourismus geprägte Rosas und das idyllisch gelegene Cadaques.

An einer Stelle gibt es ein kleines Kalkvorkommen, am Kap Norfeu. Von Rosas ist es auf einer anfangs geteerten, später recht staubigen Piste erreichbar. Schließlich geht es nur noch zu Fuß weiter. Gut markiert und mit ausführlichen Informationstafeln bestückt ist der Wanderteil des Unternehmens. Am besten folgt man dem Rundweg, dann bekommt man einen umfangreichen Einblick in die Gegend. Am höchsten Punkt stehen die Reste einer alten steinernen Beobachtungsstation, um rechtzeitig von übers Meer kommenden Feinden und Piraten informiert zu sein.

Speläologisch am ergiebigsten ist die Nordflanke. Der Weg führt direkt an der Cova de les Eremites vorbei. Die Mauer, die den Höhlenraum gegen die Außenseite abschließt, ist gut erhalten oder vielleicht auch wieder neu errichtet. Um ganz in den innersten Winkel der im Kalk liegenden Höhle zu leuchten, dafür braucht man schon eine Lampe, es ist nämlich schon ganz finster dort hinten. Die Wände sind leicht bearbeitet, um den menschlichen Bedürfnissen mehr entsprechende Verhältnisse zu kriegen. Seitlich neben dem Eingang gibt es ein zweites bekriechbares kleines Loch. Die Frage stellt sich, wo haben die Eremiten ihr Wasser herbekommen? Ohne eine Wasserader in der Nähe ist das Leben hier sehr mühsam gewesen. Der herrliche Blick aufs offene Meer stillt nicht den Durst.

Etwa 10 Minuten davon entfernt führt der Weg an einer kleinen Felsbastion vorbei. Schaut man genauer hin, dann sieht man, daß sich darin einige kleine Höhlenöffnungen befinden. Sie führen in ein immerhin 460 m langes und einen Gesamthöhenunterschied von 75 m aufweisendes Höhlensystem, die Cau del Lliri. Auf 5 Ebenen finden sich Gänge, die auch durch kurze Schächte miteinander verbunden sind.

Falls sich jemand über den Namen "Kap Norfeu" wundert: Norfeu soll etwas mit Orpheus zu tun haben, dem berühmten griechischen Sänger, der in die Unterwelt abstieg, um seine geliebte Frau wieder daraus zu erlösen - und scheiterte.

Zwischen Roses und dem Kap Norfeu

- im Hintergrund die noch verschneiten Pyrenäen

 
Am Ausgangspunkt der Wanderung zum Kap Norfeu
 
Der Blick von der Straße Richtung Kap
Cova de les Eremites
 
 
 
 
 
 

Im Osten Enden die Pyrenäen im Norden mit der Côte Vermeille und weiter südlich bei Cerbère-Port Bou mit steilen Abbrüchen ins Meer. Der Blick auf die Karte zeigt einige Brandungshöhlen: Cova del Borm Mari, Cove de S'Infern...

Dort hat sich wohl die Szene abgespielt, von der Tucholsky in seinem Pyrenäenbuch berichtet: "Cébère..da kommt das tiefe Tunneltor, drüben, hinter den Bergkuppen liegt Spanien. Hier stoßen die Pyrenäen an die See. Schiffer fahren mich auf dem Meer spazieren, wir führen ernste Gespräche und unterhalten uns über die teuren Bodenpreise in Cébère, wo alle Welt Grenzhandel treibt und alle Welt Geld verdient... Da fahren wir nun in eine Grotte am Wasser; es ist eine kleine, kümmerliche Höhlung im Stein, das Boot schaukelt zwischen den Felswänden. Hinten brummt dumpf das Wasser - wenn es im Fels rollt, hört es sich an, als ober er einstürzen wollte. Und mit meinen Händen befühle ich noch einmal, zum letzten Mal, den nassen Stein, den Berg in den Pyrenäen. Ich sehe durch die Erde bis zum anderen Ende, bis zum Ozean, nach Hendaye und Bayonne. Höhlen liegen dazwischen, unten in Bétharram steht, fünfzig Meter tiefer unter der Erde, ein Grenzstein mit zwei Tafeln: Basses-Pyrénées / Hautes - Pyrénées. Es ist die Departementsgrenze. Ordnung muß sein."

 
 
 
   

 

Literatur:

Tucholsky, Kurt Ein Pyrenäenbuch, Reinbeck bei Hamburg 1957

Links:

http://les-trogloxenes.blogspot.com/2009/07/la-cau-del-lliri.html

Landschaft und Höhlen in den Pyrenäen

Landschaft und Höhlen in Katalonien


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