Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft und Höhlen im Montserrat-Gebiet, Katalonien, Spanien


Montserrat bedeutet "gesägter Berg". Ein treffender Name. Kaum zu glauben, aber die Berge sind der letzte Überrest eines alten Flußdeltas.

Montserrat bezeichnet auch den bekanntesten und wichtigsten Wallfahrtsort Kataloniens mit dem "Santuario de La Madre de Deu de Montserrat". Sie hat schon eine tausendjährige Geschichte. Laut der katholischen Tradition schnitzte der Apostel Lukas eine Madonnenstatue, die dann vom Apostel Petrus 50 nach Christus nach Spanien gebracht wurde. Als 711 die Mauren mit ihrer Invasion Spaniens begannen, wurde die Marienfigur in die Santa Cova entlegen am Montserrat gebracht und versteckt worden. 880 sei sie dort von Hirten wiederentdeckt worden. Seit 1221 wird diese schwarze Madonna "Mare de Deu de Montserrat La Moreneta" verehrt.

Wer zu ihr will, dem ist das während der Öffnungszeiten der Kirche auch möglich. Sie ist hoch über Boden des Kirchenschiffes sichtbar in einer eigenen Kammer ausgestellt und die Besucher können über einen seitlichen Gang zu ihr hinaufsteigen. Wer will, der kann auch einen Teil, eine Kugel, wohl den Erdball symbolisierend, in der Hand des Jesuskindes selber berühren.

Heute ist der Montserrat Big Business. Eine Zahnradbahn führt hinauf, eine Seilbahn und eine breite Autostraße, die an einem großen Parkplatz endet. Restaurants, Geschäfte, Museen. Ein Ast des Jakobswegs führt auch hier durch. Der Weg lohnt sich trotz all des Rummels, besonders ganz in der Frühe oder sehr spät, wenn wieder die große Ruhe hier einkehrt und der Blick unbetrübt vom Dauerlärm der Besucher hinauf zu den bizarren Felsbastionen oder hinaus in die Ebene schweifen kann.

Nur ein Bruchteil der Besucher des Montserratklosters macht sich auf den Weg, um eine der kulthistorisch wichtigen Höhlen des Berges selber mal zu sehen. Es scheinen jedoch noch genügend zu sein, daß es sich gelohnt hat, eine eigene Zahnradbahn zu errichten, die den Besuchern zumindest den Auf- und Abstieg auf das ca. 200 m tiefer liegende Niveau zu ersparen kann. Dann muß man zu Fuß auf einem breiten Fußweg ca. 1 km wandern, eh man bie dem kleinen Gebäudekomplex ankommt, der wie ein Adlernest in den Felsen klebt. Sich an der phantastischen Fernsicht zu erfreuen, das scheint manchen Kirchenleuten nicht genügt zu haben. Ein Kreuzweg mit vielen Stationen mit überlebensgroßen Figuren wird unterwegs passiert. Antonio Gaudi hat eine davon gestaltet.

Von einer Höhle ist nicht viel zu sehen. Eine kleine Felsnische ist da im ersten Kirchenraum, ein Altar, ein Kreuz, in einer Vertiefung das Bild der Jungfrau Maria. Daran schließen sich weitere Räume an, einer als Museum genützt, das die Geschichte des Ortes darstellt. Ein reizvoller Kreuzgang ist auch da.
Was hat diesen Ort über Jahrhunderte hinweg so anziehend gemacht? Auf das Jahr 880 wird das Ereignis datiert, das alles ausgelöst hat. Ein kleine Gruppe von Schäferskindern sah ein helles Licht vom Himmel zum Montserrat herabkommen. Im selben Moment hätten sie die Engel singen gehört und Musik erfüllt ihre Herzen über übergroßer Freude. Überwältigt von dem Erlebnis seien sie nach Hause geeilt, um ihren Eltern davon zu erzählen. Naturlich seinen die Eltern zuerst skeptisch gewesen, aber weil sie ihre Kinder als vertrauenswürdig und ehrlich kannten, beschlossen sie, auch dorthin zu gehen, wo ihre Kinder ihre Vision erlebt hatten. Den ganzen Monat lang, der auf die Ersterscheinung folgte, seien auch die Eltern Zeuge dieses himmlichen Erlebnisses geworden und da sei ihnen nur eine Erklärung übrig geblieben: Der Ursache dieser Visionen müssen göttlichen Ursprungs sein.
Man brachte auch den Ortspfarrer an diesen Ort und auch er wurde Zeuge der gleichen Erlebnisse wie die der Eltern und der Kinder. Als einmal eine Gruppe von älteren Gläubigen aus der Gemeinde die Höhle aufsuchten, fanden sie darin ein Bildnis der Jungfrau Maria. Seitdem wurde aus der "Höhle" ein religiöser Kultort.

Vergleicht man diese Entstehungslegende mit der von Lourdes, so fallen gleich die vielen Parallen auf, obwohl sie sich um Jahrhunderte von einander unterscheiden.

C

Eine Schauhöhle gibt es am Montserrat, die Coves del Collbato. Sie liegen nur rund 40 Autominuten von Barcelona entfernt. Das Konglomeratgestein, in dem sie liegt, stammt aus dem Tertiär. Funde aus dem Neolithikum zeigen, daß sie schon sehr früh als Lebensraum für den Menschen am Montserrat gedient hat. In 549 m Seehöhe liegen die Eingänge.

Man hat sich viel Mühe gegeben, um die Höhle erreichbar zu machen, und hat sogar eine Fahrstraße so nah als möglich an die Eingänge geführt. Es bleiben aber immer noch mindestens 10 Minuten Fußweg mit 244 Stufen in die Höhe. Man hat einen prachtvollen Blick auf die Umgebung und auf den Ort Collbato. Dann steht man die meiste Zeit vor den verschlossenen Höhlenportalen mit ihren Stahlseilnetzen, die wohl vor Steinschlag schützen sollen. Wann die Höhle geöffnet hat, darüber geben unterschiedliche Quellen unterschiedliche Auskünfte. Sie einen schreiben, die Höhle sei immer an Sonntagen geschlossen und während der Woche immer geöffnet, andere Quellen verkünden, daß an Samstagen, Sonntagen und "Bank Holidays" geöffnet sei. Außerdem ist natürlich wichtig, in welchem Monat man unterwegs ist.

Uns ging es jedenfalls im Monat Mai im Jahre 2010 so, daß am Höhlenparkplatz neben meinem Golf noch 2 andere Fahrzeuge parkten. Als wir hochgingen, da kam uns eine ganze Schulklasse entgegen, die offenbar gerade die Führung hinter sich gebracht hatte. Bei der Höhle war niemand mehr, alles zu. Es war 10 nach 1 Uhr. Wenn die Informationen stimmen, dann hätten wir bis 16.30 Uhr warten müssen, dann gibt es noch eine zweistündige Nachmittagsführungszeit. So schön sind nur wenige Höhlen auf der Erde, daß ich solange warten würde, um da auch einmal hineinzukommen. So verzichteten wir also auf den Besuch dieses alten Wasserabzugsweges mit seiner "Cova de la Cathedral", dem "Pou del Diable" und der "Cova del Cambril o Columnes".

Es heißt, daß diese Höhle einmal ein Inspirationsplatz für Künstler war. Als Namen werden genannt: Gaudi, Jacint Verdaguer und Rusinol. Vor ihrer Eröffnung als Schauhöhle war sie ein beliebter Fledermausaufenthaltsort.

 

 

2017

 


You-Tube-Filme:

http://www.youtube.com/watch?v=X9XGngmhSSk cueva montserrat

http://www.youtube.com/watch?v=G3RSSSNAJaQ&feature=related Coves de Salnitre

http://www.youtube.com/watch?v=cO--OnoISpM&feature=related Avenc dels pouetons

http://www.youtube.com/watch?v=rvXLYukikGk&feature=related VIDEO COMPLETO DE MONTSERRAT

 

Literatur:

Cardona, Ferran, Gràcia, Jordi La Balma de Can Solà, EXPLORACIONS - 14 (1990), S. 39ff.
Gràcia, Jordi, Mogueda, Miguel Nova cavitat a Montserrat: El Pou de la Portella, EXPLORACIONS - 14 (1990), S. 35ff.
L'abadia de Montserrat Was ist Montserrat? Barcelona 1974
Coordenacao Docesana de Pastoral de Turismo Nossa Senhora do Monete Serrat: historico, culto, devocionario, Sao Paulo: Editora Verbo Divino, 1979

Links:

 


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