Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Das Andringitra-Massiv und das Tsaranorogebiet
im Süden Madagaskars
Am Eingang in den Park /
Abendstimmung bei Antanifotsy
Im Süden Madagaskars liegt, etwa 100 km vom Indischen Ozean entfernt, das nord-süd-ausgerichtete Berggebiet des Andringitramassivs. Es erstreckt sich in Höhenlagen zwischen 500 und 2.600 m, wobei der höchste Gipfel, der Pic Boby 2.658 m hoch ist, womit der der zweithöchste Berg Madagaskars ist. In seiner Gipfelregion hat man Gesteinsproben genommen und sie datiert. Sie waren zwischen 340 bis 400 Millionen Jahre alt und stammen aus dem Präkambrium. Damit sind die ältesten Gesteine ganz hoch oben, währenddessen Gesteine aus tiefer gelegenen Zonen es "nur" auf 200 Millionen brachten. Auf 1900 m Seehöhe stößt man auf die Reste der einzigen Gletschermoräne Madagaskars, die aus dem noch nicht ermittelten Zeitbereich stammt. Der Pic Boby ragt als Inselberg hoch über ein Plateau hinaus, das sich in rund 2.000 Metern Höhe befindet - inmitten einer Landschaft aus Granitgestein und einem Formenschatz, der an Karstgebiete erinnert. Riesige Rinnenkarren ziehen sich die Felswände herunter, es gibt so etwas wie "Karsttische", also Felsblöcke, die isoliert aus einer Ebene herausragen. Entwässert auch der Bach unterhalb des Gipfels unterirdischen?
Fast scheint es so, aber eine genaue Untersuchung war mir nicht möglich, als ich im Oktober 2014 mit Gruppe Europäer mit HAUSER-Reisen eine Besteigung des Pic Boby unternahm und am nächsten Tag das Gebirge über einen Pass mit 1.800 Höhe überquerte und dann in die Zone von Andasy wieder abstieg. Dort gab es weitere Highlights: den heiligen Wald unterhalb des Tsaranoro, einem Granitberg von majestätischer Schönheit, und den Chamäleonberg (1.540m hoch). Der ist ein sehr beliebtes Ausflugsziel. Gut 2 Stunden bergauf in einer Berglandschaft, die stark an das Yosemite Valley erinnert mit gewaltigen Granitwänden. Schaut man genau hin, dann sieht man in Felsnischen auch noch einige Felsgräber. Ganz oben führt ein Steiglein auf dem schmalen Kamm entlang, der bis zum Gipfel führt. Links und rechts geht es mehrere Hundert Meter senkrecht hinunter und mal kann einfach, ohne zuviel Tiefblick ertragen zu müssen hinauf. Der Abstieg erfolgt auf der anderen Seite des Berges auf sehr gut ausgebautem Steig. Unten geht es dann durch mehrere kleine Dörfer, in denen es erste Anzeichen wirtschaftlicher Besserung gibt, weil immer mehr Touristen auch dort schon hinkommen.
Schon 1927 begann man das Gelände unter Schutz zu stellen, das zuerst als "Réserve Naturelle" ausgewiesen war, 1999 dann durch einen politischen Beschluß zum Parc National erklärt wurde. Sehr wichtig ist die Einbeziehung der Bevölkerung, die für ein solches Projekt gewonnen werden mußte. Einerseits soll verhindert werden, daß die allmähliche Zerstörung des Gebiets durch Brandrodung und Überweidung aufhört, andererseits sollen neue Jobs geschaffen werden, mittels denen die Menschen in den Dörfern eine neue Lebensgrundlage bekommen. Die Männer arbeiten als Träger oder Führer für Touristengruppen und verdienen sich so einige Ariary, die ihnen helfen, zu überleben. Reich wird keiner davon, denn die Saison ist einfach viel zu kurz im Jahr - ein bis drei Monate maximal im Jahr.
Wir haben verschiedene Unterkünfte während unseres Streifzugs
durch das Gebirge im Oktober 2014 genutzt, die alle angemessen ausgestattet
waren, von der ehemaligen Hütte für Wissenschaftler über das Zeltlager in 2000 m
Höhe bis zu Camps mit überdachten Fixzelten und gemauerter Sanitärkabine.
Erreichbar ist das Gebiet von mehreren Seiten. Wir fuhren auf einer Piste, in
der Reisebeschreibung stand noch "relativ gut", aber das stimmt nicht mehr
wirklich. Schlüsselstellen sind die Brücken, die teilweise 2014 nicht mehr alle
intakt waren. Ein besonderes Problem ist der Holzdiebstahl, der manchmal dazu
führt, daß selbst die Bohlen von den Brücken gestohlen wurden, die damit solange
unbenützbar sind, bis sie jemand wieder erneuert. Kreuzweh darf man keines
haben, denn das Gerüttel und Geschüttel im Auto ist maßlos. Es waren einmal
Teerstraßen, heute Schlaglochgelände. Und doch - besser schlecht gefahren, als
gut gelaufen - so denken wohl die meisten Westler. Es gibt das auch wenige
Ausnahmen: Wenn man z.B. eine Trekkingtour macht und halt 3 Stunden lieber läuft
und viel mehr von Landschaft und Leuten wahrnimmt, als im bequemsten Auto der
Welt. Dann sieht man vielleicht auch abends die Familie, die gemeinsam vom Feld
nachhause geht, in der Mitte der Vater mit weißem Hut und mit einem Gewehr, zwei
Jungen schleppen jeweils einen Pflug, einer führt das Zebu nach Hause, ein
anderer trägt Taschen voller Sachen, ein barfüßiges Mädchen im blauen Rock
schleppt einen dunkelbraunen Plastikeimer und ganz hinten die Frau in
Plastiklatschen und im buntgemusterten Wickelkleid mit einem lila Plastikeimer
auf dem Kopf voller Geschirr.
In die Zivilsation zurück kehrten wir auf einer staubigen Straße, von
Vierradfahrzeugen in der Trockenzeit befahrbar, benutzt von vielen. Mangels Geld
legen die meisten Menschen die Strecken zwischen den Ortschaften noch heute alle
zu Fuß zurück, oft auch barfuß, weil das Geld für Schuhe fehlt, wer ein Fahrrad hat, und sei es noch so klapprig, der ist schon
gut dran. Von Zebus gezogene Holzkarren füllen die Straße, Schweine werden auf
der "Straße" ins nächste Dorf getrieben und bekommen zum Saufen an der kleinen
Wasserstelle an einem Bach, den man mangels Brücke in einer Furt durchquert.
Unser Ziel war Vohitsaoka, von wo aus eine ramponierte geteerte Straße
weiterführte..
Im "Lonely Planet"-Führer wird die Tour sehr anschaulich beschrieben und das Schlußwort ist: "Unforgetable". Das stimmt.
Brücken auf dem Weg von Ambalavao her nach Antanifotsy | ||
In Felsdächern am Fuß der Felswand werden die Toten aufbewahrt | ||
Das viele vorhandene Wasser ermöglicht den Anbau von Reis und schafft so eine Lebensgrundlage | ||
Abends sieht man die Feuer von der Brandrodung des Flächen | ||
Auf dem Weg zum Camp 2 auf dem Weg zum Pic Boby | ||
Beim Camp 2
Bachquerungen auf Trittsteinen, Brücken gibt es da nicht mehr |
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Morgens Frühstück im Camp | ||
Beim Gipfel | ||
Überdeckungshöhle am Weg zum Pic Boby | ||
In der Zone von Andasy jenseits des Passes | ||
Beim Catta Camp | ||
Beim Aufstieg zum Chamäleonberg | ||
Der Tsaranoro | ||
Auf der "Straße" nach Hohitsaoka |
Literatur:
Andrew, David u.a. | Madagascar & Comoros, lonely planet, 2008 |
Därr, Wolfgang, Heimer, Klaus | madagaskar, REISE KNOW HOW, Bielefeld 2012 |
Links:
Madagascar National Parks - Andringitra
The Andringitra National Park in Madagascar
Landschaft und Höhlen in Madagaskar
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