Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Gruta dos Brejoes
Bahia, Brasilien
Die Gruta dos Brejoes ist eines der großen Naturwunder Brasiliens. Sie bestehen aus mehreren großen Höhlen, die geologisch aber zusammengehören. Lapa dos Brejoes I ist auf 8,4 km Länge vermessen, Lapa dos Brepoes II auf 3,9 km. Die beiden Höhlen sind durch eine Schlucht getrennt, die wohl durch den Einsturz der Höhlendecke entstanden ist, so daß sie nun als zwei Höhlen gelten. In II fließt der Jacaré-Fluß. 300 m vor dem Eingang versinkt er, nach 750 m taucht er in der Höhle auf, verschwindet wieder und tritt 300 m nach dem Ausgang wieder ans Tageslicht.
Davon bekommen die meisten Besucher von I gar nichts mit, denn ihr Besuch reicht schon vollkommen für eine Tagestour. Vom kleinen, meist ziemlich verlassen wirkenden Örtchen am Ende der befahrbaren Straße aus sieht man bereits das riesige Höhlenportal in der Felswand - wie hoch es wirklich ist, darüber gibt es unterschiedliche Angaben, die um die 100 m schwanken, was ja trotzdem riesig ist.
Noch, 2025, ist die überall auf der Welt leider verbreitete Höhlenerschließungeritis hier noch noch durchgedrungen. Verständlich wäre es, denn was könnte sonst Touristen hierher locken? Dazu müßte aber erst die Straßenqualität verbessert werden, was wohl am knappen Geld bislang gescheitert ist. Eine Ausnahme gibt es aber: das Fest vom "Festival of our Lady" im August. Da sollen Tausende von Pilgern hierherkommen und richtig feiern. Leuchtraketen werden gezündet, Prozessionen finden statt, Messen werden abgehalten, wobei erzählt wird, daß da in Gläubigen den gesamten Höhlenraum vom Eingang bis zum zweiten Altar füllen sollen, Trauungen finden statt und Taufen. "Höhlenschutz" ist da kein Thema mehr, eher die Rettung eines Teils der Menschheit, der sich in Bedrängnis befindet.
Es heißt, daß man einen Höhlenführer braucht, wenn man die Höhle besucht. Das schafft natürlich Beschäftigung für die Menschen am Ort, könnte ihren Lebensunterhalt sichern und verhindern, daß auch sie abwandern in die großen Metropolen. Eine Wirtschaft haben wir gesehen und einen kleinen Laden, in dem eine Frau mit vielen Kindern ein paar Schmuckstücke und bestickte Einkaufstaschen zum Verkauf anbot. Das muß man unterstützen!
Was wir auf unserer Höhlentour anläßlich der Nachexkursion zur
UIS-Tagung 2025 erleben durften, war exzeptionell. Selbst wer schon viele
Höhlen auf dieser Erde sehen durfte, auch dem blieb oft, bildlich
gesprochen, "der Mund offen". Riesentunnels ohne Ende in denen
sich der Mensch nur noch verlor, 50 m breit und breiter, sich nach oben im
Dunkel verlierend, riesige Wasserbecken über denen glatte Deckenplatten 30
m weiter oben die Begrenzung bildeten, die Tropfsteine waren bloße
Dekoration, Sandberge, Blocklandschaften. Zwei der größten Hohlräume
Brasiliens sind zu durchschreiten: der Salao do Canion mit 19.900 m³ und
der Salao da Claraboia mit 19.970 m³. Die Biologen aus der Gruppe
versammelten sich und staunten bei der Untersuchung der Höhlenfauna. Wir
schoßen Foto um Foto. Dann, plötzlich, wieder Tageslicht. Erst wenig, dann
dominant. Tiankengs, ein Ausdruck aus China, zeigten sich da auch in
Amerika. Riesige Einbruchstrichter von atemberaubendem Charakter. Die
Menschen schrumpften zu Lichtpunkten im Steinchaos.
Auf dem Rückweg nahmen wir die Parallelroute oberhalb des Eingangswegs.
Boaaah. Ich kann das nicht beschreiben. Dann, ein Höhepunkt. Der
"Brautkuchen", der "bolo de noiva", und gleich daneben
wieder ein Ritualpunkt: überall Kleidungsstücke, Holzbeine und andere
Dinge, mit denen sich Menschen für ihre erfolgte Heilung bedankten oder
noch auf sie warteten. Berührend. Wenige Meter weiter war wieder das
Tageslicht zu sehn.
Ich bin einfach nur dankbar, einmal im Leben da gewesen zu sein. Ohne das ganze Gedöne von "Führung", "Belehrung", "Besserwissen". Einfach in die Natur hinaus gehen - sie "lehrt" uns viel mehr ohne Vermittler - auch wenn das viele wohl nicht gerne hören. Schließlich verdienen sie ihr Geld damit. Hinterher können wir uns vielleicht darüber unterhalten, können Fragen stellen und vielleicht ein paar Antworten bekommen. Zumindest die, die den derzeitigen "Wissenstand" darstellen - wer genau hinschaut, sehr genau, daß sich auch das dauernd etwas tut. Zum Beispiel: Wie hoch ist der Eingang in die Höhle?
Menschen schrumpfen zu Lichtpunkten in den Riesenräumen | ||
Menschen haben immer schon Spuren in den Höhlen hinterlassen... | ||
Literatur:
Sociedade excursionista e Espeleologica (Ouro Preto, Brasilia) (1969): La grutad de Los Brejos, Localizacion y vias de Acceso, Akten des 5. UIS-Kongresses in Stuttgart, 1969/3, S. 48/1
Links:
https://www.guiachapadadiamantina.com.br/gruta-dos-brejoes/
https://www.inthemine.com.br/site/a-monumental-gruta-dos-brejoes/
https://www.adourado.com.br/morro/pagina/150
https://www.revistas.una.ac.cr/index.php/geografica/article/view/2077
https://bahia.ws/en/tag/gruta-dos-brejoes-en/
file:///C:/Users/hoehl/Downloads/_fg,+12Barbosa.pdf
https://www.adourado.com.br/morro/pagina/150
Landschaft und Höhlen im Zentralnorden von Bahia, Brasilien
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