Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Michael Lindenmayr, mein Sohn, war anfangs 2005 mal dort.
Von ihm stammt der folgende Bericht....
Zigarren, Rum, Fidel, Che & Co...
Zusammen mit Andreas Mallmann liefen schon seit dem Vorjahr die Planungen bzgl. einer Fernreise. Erst sollte es nach Neuseeland gehen, dann entschieden wir uns um und es sollte irgendwas in Asien werden. Letztendlich ist dann die Karibik unser Reiseziel geworden! War gedanklich eine ziemliche Weltreise die wir da im Vorfeld durchgemacht haben...
Vom 11.März bis zum 8.April 2005 sind wir mit dem Rucksack auf der größten Karibik-Insel unterwegs gewesen. Nachts in Havanna angekommen und erste Eindrücke gesammelt: Fremde Gerüche, fremde Menschen - kurz: alles fremd! Das sollte bei mir in Havanna auch so bleiben und ich war sehr froh nach 3 Tagen das Treiben dieser Stadt gegen die Gemütlichkeit eines 10.000 Einwohner Nestes tauschen zu können. Da die Höhlen-Begeisterung nicht vom Vater auf den Sohn übergegangen ist blieb die Schauhöhle im Valle de Vinales auch die einzige ihrer Art welche wir in 4 Wochen auf Kuba besucht haben. Ein paar Fotos, extra für Lindenmayr senior geschossen, finden sich unten...
Unsere Reiseroute (komplett von Westen nach Osten):
Havanna - Vinales - Maria la Gorda - Trinidad - Sancti Spiritus - Santiago de Cuba - Baracoa - Bayamo - Santa Clara - Varadero - Havanna
Kuba ist bekanntlich ja eines der letzten sozialistischen Systeme dieser Erde. Und die Auswüchse und Folgen dieses Umstands live vor Ort zu erleben waren alleine die Reise wert. Wer weiß schon wie sich dort alles ändert wenn "El Chefe" Fidel Castro doch einmal die ewigen Jagdgründe aufsucht. Nicht mal die Kubaner selbst können soweit in die Zukunft vorausdenken. Jedenfalls hat der Sozialismus zwar für viele Teile der Gesellschaft Vorteile wie flächendeckenden Strom, eine niedrige Analphabeten-Quote etc. gebracht. Aber das war wohl schon kurz nach der Revolution erreicht und seitdem scheint Kuba auf der Stelle zu treten, insbesondere seit dem Zerfall der UdSSR, dem wichtigsten Devisen-Geber früherer Jahre. Um die fehlenden Dollars ins Land zu locken wird der Tourismus durchaus vom Staat forciert und übernimmt dadurch eine doppelte und sehr zwiespältige Rolle. Einerseits bringen Touristen das dringend benötigte Geld ins Land mit dem der Staat weiterhin sein System finanzieren kann, aber Touristen verhelfen auch manchen Bevölkerungsschichten zu bedeutend mehr Reichtum als dem Rest der Gesellschaft und der "Western way of life" wird den gemeinen Kubanern nahe gebracht. Kuba aktuell ist eine eindeutige Zweiklassengesellschaft. Es gibt zwei Währungen, den Peso Cubano und den Peso Convertible der 1:1 an den Dollar gekoppelt ist. In Geschäften in denen man mit der einheimischen Währung zahlen kann gibt es so gut wie nichts, hier herrscht Mangelwirtschaft pur. Da kommt es schon mal vor, dass ein Fahrradschlauch und 5 Zahnbürsten die Schaufensterauslage sind. Dagegen kann man mit den nötigen Peso Convertible so gut wie alles auf Kuba bekommen. Zwar ist die Auswahl in den Dollar-Läden auch eingeschränkt, z.B. nur 2 Sorten Nudeln, aber immerhin Nudeln. Sprich, jeder Kubaner der Zugang zu Dollar-Noten hat, entweder durch Verwandte in den USA oder durch Touristen, lebt tausend Mal besser als jene, die nur auf den Peso Cubano angewiesen sind. Auswüchse dieser Notwendigkeit Dollar zu besitzen gipfeln in einer großen Menge an "beziehungs"-freudigen jungen Damen, absolut nervtötenden "hilfsbereiten" Kubaner, die einem nur ein nettes Restaurant oder ähnliches zeigen wollen (nur um eine Provision zu kassieren) oder der unüberschaubaren Menge von self-made Verkäufern von Zigarren, die "real" Cohibas sind. Viele Jugendliche verdienen auf diesem Weg mehr Geld als sich ihre Eltern in rechtschaffenden Berufen überhaupt erträumen können. Was wiederum nicht wirklich dazu beiträgt die Jugend aus der grauen Wirtschaftszone fernzuhalten ...
Ein weiterer Auswuchs des Systems sind die ständigen Kontrollen durch die Sicherheitskräfte. Ich will gar nicht wissen wie oft Kubaner Kontrollen ihrer Ausweise über sich ergehen lassen. Touristen sind hier wie bei vielen anderen Dingen im Vorteil, da sie nicht von Uniformierten behelligt werden. Die omni-präsenten Sicherheitskräfte führen aber auch dazu, dass Kuba als das sicherste Reiseland Lateinamerikas gilt. Weiteres Beispiel für die Bevorteilung von Touristen bzw. Leuten mit Dollars: uns ist es möglich mit klimatisierten Linienbusen durch das Land zu reisen. Einfach ein Ticket kaufen und einsteigen. Ein Kubaner muss erst einen Antrag stellen um von einer Provinz in eine andere Provinz zu reisen und muss dann manchmal mehrer Monate auf einer Warteliste stehen bevor er einen Platz in den "nicht-klimatisierten" Überland - Busen bekommt. Komisches Gefühl wenn man schon gekühlt an einem LKW mit völlig überladener Ladefläche vorbeifährt auf der sich zig Kubaner zusammenpferchen um mobil zu sein.
Trotz dieser widrigen Umstände verliert die Mehrheit der Kubaner nicht ihre Lebensfreude, auch wenn sie diese nicht so oft öffentlich zur Schau stellt wie vielleicht in Europa portraitiert wird. Live-Musik und Tanz sind für besondere Tage reserviert und die allgegenwärtige Musik die man eigentlich erwarten würde findet man wirklich nur an Plätzen, an denen sich Touristen aufhalten. In Städten die weniger von Touristen besucht werden findet man Abends leergefegte Straßen & Hauptplätze und die Kubaner verbringen ihre Zeit anscheinend lieber im stillen Kämmerchen oder bei einer Runde Domino.
Neben diesen wahnsinnig interessanten Eindrücken die man auf einer Kuba-Reise sammeln kann steht natürlich noch die wunderbare Landschaft. Von weißen Karibik-Stränden, über Steppen, Zuckerrohr- & Tabakplantagen, Palmen-Urwald in den Gebirgsgebieten, fruchtbarer roter Erde und vielem Mehr ist wirklich viel geboten. Bisserl was davon ist hier zu sehen:
Höhlen - Impressionen:
Tropfsteine an der frischen Luft - Mogotes im Valle de Vinales
(Links) Cueva de San Miguel -
Heute: Höhlenbar und Disko - Valle de Vinales
(Rechts) Höhle im Valle de Vinales
Cueve del Indio - Schauhöhle in der Nähe von Vinales
Landschaft - Impressionen:
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