Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Lost River Cave 
in Kentucky


Die Lost River Cave mit über 11 km Länge liegt am südlichen Ortsrand von Bowling Green in Kentucky am ehemaligen sog. Dixie Highway. Sie war schon seit Urzeiten bekannt, verschwindet dort doch ein ganzer Fluß nach einem kurzen oberirdischen Lauf wieder in der Erde. Das Vorkommen von Wasser zog schon die Ureinwohner an, außerdem diente der Höhleneingang als Schutzraum, was gefundene steinerne Speerspitzen und andere Relikte menschlichen Handelns belegen. Wann man begann, am Höhleneingang und später auf der Höhle Mühlen zu errichten, das ließ sich nicht nachweisen. Man weiß aber, daß es im 19. Jahrhundert dort mehrere gab, mit denen Mehl oder Wolle herstellen ließen. Anhand von Rückständen einer Sägemühle wurde klar, wohin das verschwindende Wasser abfloß, nämlich in den Jennings Creek, womit allen klar wurde, daß sich die Höhle auch u"nter der Stadt hinzog. 

Während des Civil Wars in den Jahren 1862 bis 1865 spielte die Höhle eine größere Rolle, als nämlich die Conföderierten 5 Monate dort ihr Lager aufgeschlagen hatten, und später die Unionisten. Bis zu 40.000 Soldaten hatten dort ihren Lebensraum und ihr Trainingsgelände. Während dieser Zeit suchten viele auch die Höhle auf und hinterließenk an den Höhlenwänden ihre Namen, ihre Rangbezeichnungen und ihre Kompanienamen. 1868, so heißt es, soll sich Jesse James nach seiner Beraubung der Bank in Russellville dort einige Zeit aufgehalten haben, jedenfalls wurde das so erzählt.

Um 1930 begann eine neue Ära. Man baute in den Eingang einen Nightclub, der landesweit bekannt wurde. Ein Vorteil wurde in seiner Lage gesehen, weil er in den Sommermonaten von der Kühle im Eingang profitierte. Das Billboard-Magazin bezeichnete ihn einen der wenigen "conditoned nightclubs of the country". Mehrere hundert Personen konnten sich gleichzeitig dort aufhalten und man verfügte über eine Bar, eine Bühne und eine Tanzfläche. Landesweit bekannte Swing-Bands traten dort auf. Mit dem Bau einer neuen und schnelleren Straßenverbindung zwischen Nord und Süd, der Interstate 65, kamen weniger Leute vorbei, Airconditioning gab es nun auch anderso, in den späten 50ern schloß der Club.

Der Verfall setzte ein, die Höhle wurde zum Müllkippe, wie an etlichen anderen Stellen im Land auch, man dachte wohl, aus den Augen, aus dem Sinn - aber denken das heute nicht auch noch viele (nur weg mit dem Atommüll, hinein ins tiefe Meer, in die Salzkavernen, in ....?) Nur wunderte sich dann mancher, warum an einigen Stellen oberhalb seltsame "fumes" aufstiegen, "potentially toxic and explosive" und manchem das Leben schwerer machten. Seit 1978 beschäftigte sich das Center for Cave and Karst Studies, Department of Geography and Geology, an der Western Kentucky University mit den Umweltproblemen. Das U.S. Center for Disease Control (CDS) brachte ein Memorandum heraus, daß sich den Gefahren für Wohnhäuser, Schulen und Geschäfte widmete, und schließlich schaltete sich 1985 die amerikanische Umweltbehörde ein. Umfangreiche Aktivitäten, die auch einiges an Geld kosteten, begannen und klärten etwas die komplizierten unterirdischen Verhältnisse unterhalb von Bowling Green. 

1986 wurde der Höhleneingang und ein 25-acre-Waldgelände um die Höhle von den bisherigen 4 Eigentümern auf die Western Kentucky University überschrieben. Das war der Startschuß für die Wiederherstellung und die Weiterpflege dieses wertvollen Naturgebietes. Eine Non-profit-Organisation, unser Wort "gemeinnützig" meint eigentlich etwas anderes, "The Friends of the Lost River", übernahm die Arbeit. Auf Initiative von Dr. Nicholas Crawford wurde ein Damm in der Höhle gebaut, um den Eingangsbereich unter Wasser setzen zu können und Booten die Einfahrt zu ermöglichen. Die Hoffnung war, daß wenn man den Leuten etwas Besonderes bietet, sie auch kommen werden. Die Rechnung scheint aufzugehen, wenn auch der Eintrittspreis mir etwas hoch vorkommt. 20 Dollar kostet der Spaß und dafür wird man 15 Minuten herumgefahren und muß sich in der Übergangszone zwischen Hell und Dunkel ganz ganz klein machen, damit man unter der Höhlendecke noch durchkommt. Trotzdem, Spaß hat es gemacht und es ist ja für einen guten Zweck. Wenn der Wasserstand zu hoch ist, dann klappt das mit der Einfahrt nicht und man muß draußen bleiben.

Man möchte auch den Nite Club wiederbeleben. Im Internet gibt es Angebote, die Höhle doch zu mieten, z.B. für eine Hochzeit. "Imagine walking down the aisle under a canopy of trees, surrounded by nature and loved ones. The Riverwalk at Lost River Cave is a naturally romantic location to unite with the love of your live." Früher ging man die Kirche dazu, heute vollzieht man vielleicht lieber diesen Schlüsselakt seines Lebens unbehelligt davon. Ein "glimmering crystal chandelier... creates a touch of elegance for you and your guests as you enjoy an unforgetable night." Als wir im Mai 2018 dort waren, da regnete es heftig und es tropfte entsprechend viel von der Decke. Romantik war da in nassen Schuhen unangebracht. Scharfe Highheels halten vielleicht die Fersen trocken, aber die Zehen ziehts schon zusammen. Man könnten maximal 200 Hochzeitsgäste einladen, zeitmäßig ist man vollkommen flexibel, nur muß man bis Mitternacht wieder weg sein. Man muß eine Miete zwischen 2.500 und 3.500 Dollars bezahlen, wofür man 5 Stunden Zeit eingeräumt bekommt und der Putzdienst hinterher bereits eingeschlossen ist. Einen kleine Hinweis enthält das Angebot am Schluß: Die durchschnittlichen Hochzeitskosten betragen geschätzermaßen zwischen 6.755 und 11.603 Dollars für 100 Gäste. Wie genau die das doch schon feststellen können - bis auf eine Stelle vor dem Komma!

      
     
Wasserfälle
abstrakt
Der Nite Club

Literatur:

Crawford, Nicholas C., Groves, Christoper G. Recent Cave Exploration Beneath Bowling Green, NSS News November 1987, p 361-367
Sloane, H.N., Gurnee, Russell H. Visitiing American Caves, endorsed by the NSS, New York 1966
Wilson, Laurel Lost River Cave has long, colorful history, The Daily News, Sep 14, 2012

Links:

https://lostrivercave.org/

https://www.wedding-spot.com/venue/11662/Lost-River-Cave/

http://www.bgdailynews.com/special_sections/bicentennial/lost-river-cave-has-long-colorful-history/article_07edfe10-feb5-11e1-8595-0019bb2963f4.html

Speläologisches in Kentucky

 

 


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