Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Gran Canyon Caverns in Arizona


Bei manchen Höhlen kommen mir die Geschichten um die Höhlen interessanter vor, als all das, was dort zu sehen ist. Denn Höhlen gibt es inzwischen wirklich viele auf der Welt, und was da heute auch für den normalen Besucher öfters zu sehen ist, das ist schon atemberaubend. Bei den Gran Canyon Caverns erinnere ich mich noch am meisten an die Klapperschlangen, die in Flüssigkeit eingelegt im Schauhöhlenhaus ausgestellt sind, und zeigen, was es da so in der Umgebung alles gibt. Im Sommer 1997 war ich selber mal dort auf dem Weg zum Gran Canyon (der allerdings noch 180 km entfernt ist!). Mein Sohn Michael ging mit dem Papa hinein, Frau und Tochter warteten lieber draußen. "If you have seen one, you have seen them all" - ein engliches Sprichwort, das schwer zu widerlegen ist.

Kommt man hin auf der berühmten Route 66, dann trifft man gleich auf ein Sammelsurium von Sachen: da steht ein Indianerzelt nebem einer Dinsosauriernachbildung. Hat sich daran vorbeibewegt, dann kommt man ins Schauhöhlengebäude. Vollgestopft mit weiteren Dingen.

Mit dem Aufzug geht es, etwas rumpelig in die Tiefe, 70 m immerhin (wie im Internet zu lesen ist, hat die Schaffung dieses Schachtes 2 Jahre Bauzeit verursacht und weitere 18 Monate waren nötig, damit man darin einen Fahrstuhl zum Funktionieren gebracht hat - was sich da nicht alles geändert hat... in Frankreich wurde mal anläßlich der Rettung eingeschlossener Höhlenforscher binnen Stunden ein Rettungsschacht in die Tiefe gebohrt, durch den sie wieder tatsächlich gerettet werden konnten).

Was kommt da unten? Hauptsächlich zwei große Räume, die "Chapel of Ages" mit etwa 110 Metern Länge und die "Halls of Gold", die fast 200 Meter Länge aufweist (der Internettext weist darauf hin, daß, typisch amerikanisch, jedesmal ein richtiges Footballfeld hineinpassen würde). Zu sehen sind verschiedene Sinterformen, den man, ähnlich wie bei uns auch, mehr oder weniger phantasievolle Namen verpaßt hat: "Snowball Palace, Grape Clusters, Cave Coral, Winter Crystal".

Einzigartig in der Höhle ist eine menschliche Einbringung. Sie kam während der Kubakrise zustande. 1963 wurden auf Anordnung der amerikanischen Regierung in der Höhle Nahrungsmittel- und Trinkvorräte für 2000 Menschen dort eingelagert, die ein Überleben für 14 Tage ermöglichen sollte. Nicht nur das. Noch heute kann man die vielen Trockentoiletten aufgehäuft sehen, damit auch die "Entsorgung" geordnet vonstatten hätte gehen können. Der Hintergrund waren die großen Atomforschungsanlagen in der Nähe, die man für Erstschlagsziele im Falle einer kriegerischen Auseinandersetzung mit der Sowjetunion eingeschätzt hatte.

Auch als Begräbnisort ist die Höhle schon mal verwendet worden. Bei der Ersterforschung hatte ein Cowboy, den man an ein Seil gebunden und in die Tiefe gelassen hatte, etwa 20 Meter unter der Oberfläche die sterblichen Überreste zweier Menschen und einen Sattel gefunden. Diese "cavemen" (in Wirklichkeit waren es gestorbene Indianer, die von ihren Angehörigen dort beerdigt worden waren) wurden zu einer Touristenattraktion. Für 25 Cent wurden später Touristen auch hinunter gelassen, damit sie das erleben konnten. Es ging auch noch tiefer. Wer da hinunter wollte, mußte sein eigenes Licht mitnehmen! Man empfahl den Besuchern, sich nicht loszubinden, denn für den Fall, daß zum Beispiel sein Licht verlöscht wäre, hätte er wohl das Seil nicht mehr gefunden und dann hätte es große Schwierigkeiten gegeben, ihn wieder an die Erdoberfläche zu bekommen.

Viel wäre noch zu erzählen, aber das steht ja auch alles auf der Webseite der Höhle, auf englisch zwar, aber das kann ja heutzutage ja sowieso schon jeder. Ein Wort mußte ich selber nachschauen. Man hat dort etwas gefunden, was mit "sloth" bezeichnet wurde, aber dieses Wort nicht zu kennen, ist nicht ehrenrührig. Es heißt nämlich in diesem Zusammenhang "Faultier" - und wann hat man schon in seinem Leben mit so etwas zu tun? Ein riesiges Exemplar davon ist jedenfalls auch in die Höhle mal gestürzt und ist dort umgekommen. Heute sieht man es, wegen seiner Größe uns Menschen klein erscheinen lassend, ausgestopft im Höhlenraum.

 

Literatur:

Sloane, Howard N., Gurnee, Russell H. Visiting American Caves, 1966

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