Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Ocean View, Hawai'i


Der Ort Ocean View liegt im Ka'u Distrikt auf der Insel Hawai'i an der Südflanke des Mauna Loa, des größten Vulkans der Erde. In den späten 50er Jahren des letzten Jahrhunderts kaufte die Crawford Oil Company das wilde Gelände und entwickelte es als HOVE (Hawaiian Ocean View Estates) in viele viele kleine Bauparzellen. Oberhalb der Straße Kona - Hilo, der Hawaii Belt Road, zog man mit dem Bulldozer kilometerlange Straßen parallel zueinander in das riesige Lavafeld vom letzten Vulkanausbruch vor 1.000 Jahren und schuf so Tausende von Parzellen von 1 acre, die man dann zu verkaufen suchte. Anzeigen dafür gab es sogar in Comicheften, wo man auch da nach Käufern für die sehr preiswerten Grundstücke suchte. Später entwickelte man auch das Gelände unterhalb der Hauptstraße, wodurch die Zonen Hawaiian Ocean View Ranchos, Kula Kai View Estates und andere entstanden. Die dabei entstandenen Parzellen hatten schon einen Umfang von jeweils 3 acres. Inzwischen leben etwa 5.000 Menschen in der Gemeinde, es gibt kein richtiges Ortzentrum, aber an der Stelle, wo jeweils eine Straße nach oben und versetzt nach unten von der Hauptstraße abzweigt, drei kleine Geschäftszentren mit jeweils einer Tankstelle und mehreren Geschäften für die nötigsten Dinge des Lebens. Außerdem gibt es 6 Restaurants, die gut besucht werden. Es bezeichnet sich als "a huge small town" mit dem Motto "Ocean View - where everyone fits in" - bei 12.000 ausgewiesenen Parzellen gibt es tatsächlich noch viel unbebauten Raum.

Die tiefst gelegenen Teile des Ortes liegen auf 200 m Seehöhe, die höchst gelegenen auf 1.4000 m, welcher Ort auf dieser Erde weist sonst noch so einen großen Höhenunterschied auf? Man freut sich über das fast ideals Klima. Es wird nie zu heiß und meistens ist es auch nicht zu kalt. Schon in der Frühe scheint meist die Sonne, später ziehen oft Wolken auf. Wer in den unteren Lagen wohnt, der braucht weder Klimaanlage noch Heizung. Da es keine öffentliche Wasserversorgung gibt, muß jeder für sich selber sorgen. Deshalb haben die meisten Anwesen einen oder gar zwei Wassertanks. Die werden meist vom Regenwasser gespeist, wenn es ausbleibt, dann muß man mit dem Tanklaster das kostbare Naß heranschaffen. 

Einer der wichtigsten Investoren in Ocean View ist inzwischen die Höhlenschutzorganisation der Hawaianischen Höhlenforscher. Sie kauft systematisch auf dem Markt angebotene Grundstücke auf und stellt sie unter strikten Schutz. Andere Höhlenforscher kommen inzwischen auch schon hierher und erwerben Immobilien, um sie selber zu nutzen oder einfach ihr Geld anzulegen, und damit Gutes zu tun. Warum? Inzwischen ist klar geworden, daß sich in dem schier endlosen Lavafeld auf dem sich der Ort befindet ein riesiges Höhlensystem erstreckt, das auch in viele Einzelabschnitte aufgeteilt ist. Durch den Aufkauf verhindert man, daß durch Baumaßnahmen Teile dieser Höhlen zerstört werden und ihr meist unberührter Zustand gefährdet wird. Eine Informationstafel am Rande der Haupterschließungsstraße von Kula Kai mit Plan, Bildern und Beschreibung zeigt ein wenig vom Vorhandenen, allerdings bekommen sie nur wenige zu Gesicht, da schon der Zugang dazu von der Belt Road durch ein nummerschloßgeschütztes Tor abgeriegelt ist. Ein Teil des großen Kanohina-Systems ist heute für Besucher zugänglich. Als "Kula Kai Cavern's" werden sie sparsam vermarktet, bietet Touren mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad an, stellte den Besuchern Helme, Lampen, Handschuhe und Knieschützer zur Verfügung. Man wird allerdings vergeblich nach Hinweisschildern auf die Höhle an der Hauptstraße oder im Ort suchen. Nur auf kleinen Flyern, die in den verschiedenen Geschäften aufliegen, oder auf der Webseite im Internet kann man sich im voraus informieren. Es gibt keine regelmäßigen Besuchszeiten, sondern muß sich voranmelden und bekommt dann, vielleicht, einen Termin zugeteilt. Eine wichtige Zielgruppe sind zum Beispiel Schulklassen, bei denen auf ein starkes Höhlenschutzbewußtsein hingearbeitet wird.

Den Ureinwohnern waren die Höhlen schon lange bekannt. So findet man in einigen Höhlen deren Spuren, vor allem in Form von Holzkohle. Auf der Suche nach Wasser drangen sie in die meist horizontalen Gänge ein und fanden dann vielleicht auch passende Tropfstellen, wo das wertvolle Naß in Gefäßen gesammelt wurde. 

Erst Ende des 20. Jahrhunderts setzte auch hier verstärkt die Erforschung der Lavahöhlen ein, die laufend fortgeführt wird. Angeblich werde bald jede Woche eine neue Höhle gefunden und erforscht. Man erlebt dabei Überraschungen. In einer waren Hunderte alter Autoreifen gestapelt, aus denen der Grundstückeigentümer einmal ein Haus bauen wollte. Wo anders sah man am Grund einer "Puka", den schachtartigen Einbrüchen in der Oberfläche auf einmal eine kleine Anpflanzung von Gewächsen, die eigentlich nicht dort sein hätten dürfen. Schon vor vielen Jahren hatte Bob Marley gesungen: "Legalize it!", aber soweit ist es noch nicht. 

Der Höhlenreichtum des Gebietes hat eine weitere Folge: Immer mehr Höhlenforscher ziehen dorthin. Schon heißt es, dort gäbe es ein "caver village". So etwas ist bislang nur noch von Burnsville in Virginia/USA bekannt. Es soll inzwischen schon über 30 Leute (caver = person with a significant interest in caves) davon geben. Wie haben die sich untereinander organisiert? Das Zusammenleben scheint nicht ganz reibungslos zu sein. Es soll zu viele "Alphatiere" geben, sprich viele wollen Häuptling sein. Da fehlen dann die "Indianer". Immerhin wurde ein großes gemeinsames Projekt durchgezogen, sehr erfolgreich. Man organisierte erfolgreich im Februar 2016 das 17th symposium of vulcanspeleology im community center von Ocean View. Ein Ergebnis war, daß 3.000 Dollar vom Höhlenschutzfonds gesammelt werden konnte - zum Ankauf weiteren Grundes.

Eine Parzelle in Kula Kai wurde von dem deutschen Professor Andreas Pflitsch erworben und wird nun für Exkursionen mit Studenten verwendet, der "German campground". Hier wird eine raffinierte Verwendung des Geländes betrieben - man erschließt nur so viel vom Lavagelände als unbedingt notwendig ist, alles übrige beläßt man im Urzustand. Schön, daß es so etwas noch gibt und nicht alles mit der Schubraupe einfach nur niedergewalzt und geplättet wird.

 

  Oberhalb von Ocean View

 

 
     
Öfters weisen Sperrschilder daraufhin, daß dahinter nur noch pure Natur liegt
Auf dem Weg zur

Pohue Bay

Auf der Kahuku Ranch - heute Teil des Nationalparks
Unterwegs im Lavafeld
Im "German camp"
Beim South Point
< Vor dem Supermarkt in OV

> Wochenmarkt in OV

Höhlen in Ocean View > Hawai'i - The Big Island

 


Literatur:

   

Links allgemein:

Ocean View, HI: Tourismus in Ocean View - TripAdvisor

Ocean View, Big Island

http://www.kauchamber.org/

http://www.nps.gov/havo/index.htm

https://www.youtube.com/watch?v=VTmtHgRy67I

Links speläologisch:

http://www.kulakaicaverns.com/

Kula Kai Caverns - Ocean View - Bewertungen und Fotos – TripAdvisor

http://speleobooks.com/cch2010/travelogue6.html

http://www.hawaiicaves.org/

Hawai'i - The Big Island


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