Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Akiyoshi-do
Akiyoshidai, Japan
Im 130 km² großen Karstgebiet von Akioshi-dai (dai steht für "Plateau", do für "Höhle) kennt man heute viele Höhlen, die größte davon ist die heute (2019) auf ca. 12 km Länge erforschte Akioshi-do. Sie war schon immer den Menschen bekannt, da aus ihr eine starke Karstquelle austritt, die das notwendige Trinkwasser für die Menschen der Umgebung liefert (Darauf wird heute verzichtet, da im Wasser Verunreinigungen von den touristischen Einrichtungen auf dem Plateau wieder zum Vorschein kommen).
Es heißt, daß schon 1354, als eine große Trockenheit herrschte, viele Menschen zur Höhle pilgerten, um um Regen zu bitten. Noch heute steht ein kleiner Schrein mit typischen buddhistischen und shintoistischen Merkmalen, der an diese magisch-mystische Tradition anknüpft.
Heute wird das Geld mit den Touristen gemacht und der Lebensunterhalt verdient. 2 Millionen Besucher sollen es im Jahr sein, die heute von 2 Punkten in den Berg eindringen können. Der Haupteingang liegt im Tal und ist nach einem kurzen Fußmarsch vom sehr großen Parkplatz aus einfach zu erreichen. Erst wenn man den ganzen Kommerz mit seinen Imbißbuden, Souveniergeschäften und was da sonst noch alles gibt hinter sich gebracht hat, ist auf einmal Schluß. Die Natur beginnt und man folgt einen Weg entlang des kleinen Flusses durch ein Wäldchen bis zur 50 m hohen Felswand mit dem 20 m hohen und 8 m breiten Eingangsportal. Auf der rechten Seite erreicht der Besucher auf einem hölzernen Steg das Innere der Höhle. Dort befindet sich ein kleinen Schrein mit buddhistischen und shintoistischen Figuren und einer Opferbox.
Das Wasser des kleinen Flusses ergießt sich in einigen Kaskaden nach draußen. Ein Tunnel nimmt die Besucher auf, die hoch über dem Wasser auf einem Steg entlang der Felswand immer tiefer in den Berg gelangen. Teilweise wird der Raum 60 m breit und 30 m hoch. Höhepunkt sind die beiden großen Vorkommen von Hunderten von Sinterbecken in den vom Fluß durchströmten Sälen. Dann knickt der Tunnel nach links und steigt ab da kräftig an. Nach 200 m verzweigen sich die Räume. Nach links geht es hinauf zum tropfsteinmäßigen Höhepunkt der Höhle, einer riesigen 30 m hohen Tropfsteinsäule. Sie läßt sich seitlich umgehen und durch einen kurzen künstlichen Tunnel gelangt man in die nun spaltenförmige, bestimmt 30 m hohe Fortsetzung. Ihr kann man bis zu einem weiteren Ausgang folgen, der allerdings meist versperrt ist. Zurück bei der großen Abzweigung geht es weiter nach oben und man gelangt so zu einem künstlichen Ausgang. Ein Fahrstuhl bringt den Besucher 100 m höher und man erreicht so ganz leicht wieder die Erdoberfläche.
Für den Höhlenforscher ist der bei der Abzweigung nach rechts abzweigende Naturtunnel, der allerdings für die Öffentlichkeit gesperrt ist. Absteigend, wobei man die Geländer, Leitern und Trittstifte verwendet, geht es hinunter bis zum Wasserniveau. Dort findet man mehrere seltsame Gebilde: weiße Kugeln aus denen einige Drähte ragen. Das sind wissenschaftliche Meßgeräte, die man nicht berühren sollte. Nun geht es querfeldein durch Blockwerk und Felsverstürze, dann quert man den Bach, steigt auf schmaler Spur immer weiter nach oben, erreicht einen Felskamm in einem der größten Räumde der ganzen Höhle, der "Shumisen Hall" mit 110 m Breite, 70 Metern Tiefe und 50 m Höhe. Anschließend klettert wieder runter und steht wieder im Flußlauf bis zu den Oberschenkeln im Wasser. Drüben geht es wieder etwas hoch, horizontal weiter und man erreicht schließlich vor einem trüben See, der den Namen "Kotoga-fuchi" trägt. Die Felsdecke darüber kommt schließlich so weit herunter, daß man nur noch durch Tauchen weiterkommt. 1972 gelang es erstmals jemandem, dieses Hindernis zu überwinden. Es waren Taucher des Mogura CC, die dann 1974 auch den zweiten Siphon "knackten". Englische Taucher kamen zu den japanischen Forschern hinzu. So ging es immer weiter und tiefer. Inzwischen hat man auch andere Höhlen schon an das System anschließen können, so die Kazuga-ana und die Kaza-ana. Damit ist eine Länge von ca. 12 km erreicht und man hat einen Gesamthöhenunterschied von 137 m ermittelt.
Während des 5. Internationalen Höhlenphotographentreffens im Akoyoshi-dai-Art-Center im März 2019 hat wir die Gelegenheit auch mehrmals die Höhle zu betreten und zu photographieren. Das ist ohnehin dort immer möglich, aber wir konnten halt auch die Nichtschauhöhlenteile besuchen, eine Gelegenheit, die wird nicht ungenutzt verstreichen ließen.
Jenseits des Schauhöhlenteils
< Meßgeräte in der Schutzkugel |
Literatur:
Farr, Martyn | Dragons in Japan, Descent 117 - 1994, p 24f. |
Howes, Chris | Ryugen-do extended, Descent 102, 10-1991 |
The Speleological Society of Japan, presented by | International Cave Photographers 2019 Meeting Akiyoshi-dai, Yamaguchi, Japan, 17-23, March 2019 |
Links:
https://karusuto.com/spot/akiyoshido/
https://www.okayama-japan.jp/en/spot/1147
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