Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Krem Kotsati/Um Lawan, Meghalaya, Indien
Die Krem Kotsati ist eine der längsten Höhlen Indiens. Bekannt 
ist sie sicherlich schon seit Anbeginn der Zeit, als Menschen in diese Gegend 
gekommen sind. Viele der mindestens 22 Eingänge, die das System hat, sind immer 
schon bekannt gewesen. Der Mensch braucht Wasser zum Leben und das gab es an der 
Oberfläche kaum. Es floß im Untergrund, der durch die großen schachtartigen 
Eingänge an einigen Stellen zugänglich war. Man konnte es heraufholen, aber 
gleich tauchte dann das Problem auf, wo es nach dem Nutzungsvorgang wieder hin 
sollte. Wieder in den Untergrund? Dann hätte man dem Nächsten, der weiter 
unterhalb lebte, einen sehr schlechten Dienst erweisen. 
Nach dem unverzichtbaren Bedürfnis nach Trinkwasser tauchen gleich noch weitere 
Ansprüche auf, vor allem das der "Sauberkeit". Das "löst" man durch Waschen, sei 
es die eigene Haut, die Haare, die Kleidung, später die Wohnung, das Auto. Man 
selbst fühlt sich nachher wohler, aber was ist danach mit der "Umwelt" los? Eine 
unangenehme Frage ist das, wo man gerne nicht genauer hinschaut. 
Die Antworten der Praxis und ihre Folgen kann man sehr gut in einem der größten Höhlensysteme Indiens studieren. Früher war der Haupteingang in die Kotsatihöhle der Eingang zu einem "Waschhaus", wo jeder seine Kleider reinigte. Ein betoniertes Stiegenhaus führt hinunter bis aufs Höhlenwasserniveau. Da reinigte man früher die Wäsche und das Schmutzwasser floß weiter in einen Höhlentunnel. Das tut es heute noch, aber man unterläßt die direkte Verschmutzung. Zumindest an dieser Stelle. Heute bringt eine Wasserleitung aus einer anderen Quelle Wasser in den Ort. Eine Rohrleitung mit vielen Zapfstellen führt das Wasser in den Ort, wo die Bewohner es abzapfen und mit Behältern in ihr Haus bringen. Wohin es nach dem Nutzungsvorgang fließt, wer will das schon so genau wissen?
Andererseits holt wohl so mancher aus der Höhle auch wieder Wasser heraus für seine Zwecke oder führt es direkt ein. Jedenfalls habe ich einige Schlauchleitungen im Zusammenhang mit den Höhleneingängen gesehen. Wer will das so genau entscheiden? Schläuche sind oben und unten offen und können mindestens zweifach verwendet werden.
Die Haupthöhleneingänge in Lumshnong zu finden, das ist nicht wirklich ein Problem, zumindest im Jahre 2015. Es gibt zwar kein Hinweisschild, aber überall sind Kinder, die sofort bei dem Wort "Krem" einen zu den zwei großen im Ort und an dessen Rand liegenden Eingängen führen. Die Fortgeschrittenen fordern dann auch sofort entsprechende Löhnung, aber man muß das ja nicht so ernst nehmen. Hier wird auch ein Spiel mit den Fremden getrieben, wie weit man gehen kann.
Ist man auf dem Haupthöhlenniveau, dann kommt es darauf an, was 
für Verhältnisse man gerade vorfindet. Bei Monsun ist hier sicherlich wenig 
Platz für menschliche Versuche, sich hier aufzuhalten oder gar irgendwohin 
"vorzustoßen", weil da wohl Hochwasserverhältnisse herrschen, die uns 
menschlichen Winzlingen schnell zeigen, wie, so ein bayerischer Ausdruck, "der 
Bartl den Most holt". Sind die Verhältnisse zahm, so wie bei uns im Januar 2015, 
dann wäre zwar eine Begehung z.B. des Wassertunnels nach der "Waschstelle" 
möglich, aber muß man sich das antun? In einer naturgeschaffenen Abwasserleitung 
schwimmen? Wer weiß, was da alles für Keime dort sind? Und von der Seite und von 
Oben kommt noch einiges dazu! Nein, danke. Einem Einheimischen, wenn wir in der 
Fremde sind, das sind das wir, würde das nie einfallen - und wir fliegen 10.000 
km, um das dann zu machen? Nachdem wir ein halbes Dutzend Impfungen über uns 
ergehen haben lassen, um gegen mögliche Gefahren in diesen tropischen Gegenden 
geschützt zu sein? Verrückt! Vermessen und beschrieben ist das alles schon, 
veröffentlicht, so weit ich weiß, noch nicht. 
An dem zweiten Eingang am Rand des Dorfes geht es auf betonierten Stiegen auch 
in die Tiefe, an einem Umkehrpunkt steht ein doppeltes Klohäuserl. Unschwierig 
kann man weiter hinunter steigen, dann verzweigt sich der Gang. Nach links geht 
es in einem größeren horizontalen Gang weiter. Jemand hat ein Stromkabel verlegt 
und auf einem Holzbrett eine Glühbirne angebracht. Er will wohl manchmal Licht 
haben, wenn er seine Wasserpumpe in einem kleinen Höhlensee wartet. Es geht 
weiter geräumigst aufwärts. Nach ca. 300 m bin ich umgekehrt, weil es mit 
offenem Ende einfach immer weiterging. Photographisch war das, was ich gesehen 
habe, ergiebig genug. 
Die Forscher waren fleißig und haben viele weitere Höhleneingänge untersucht und geschafft, viele davon unterirdisch zusammenzuhängen. So ist das Kotsati-Um Lawan-System entstanden, das in einer Gesamtaufstellung der Höhlen Indiens aus dem Jahre 2012 mit 21.530 m aufscheint.
Teilweise liegen die Höhlengänge direkt unterhalb des National Highways NH 44. Diese Nähe zur entfesselten Entwicklung der Menschheit schadet der Höhle. Immer mehr Zugänge zur Höhle werden verschüttet, die eingefüllten Felsmassen blockieren die Wasserwege, stauen das Wasser auf einmal hoch, wo längst schon einmal freigeräumt war. Einige Teile liegen wohl unter Steinbruchgebiet, so daß ihr Weiterbestand nicht gesichert ist, ja wohl schon einiges inzwischen zerstört ist. Der Preis des "Fortschritts"? Dieses Wort sollten wir wohl heute nicht mehr in den Mund nehmen. Der war einmal. Heute geht es immer mehr nur noch um das reine 'Überleben" oder "Überbleiben". (siehe: Daly, The Long Drop, S.129).
"Eine zusammenfassende Beschreibung des Systems fehlt bislang." Diesen Satz habe ich tatsächlich in die 1. Version dieses Textes geschrieben - und lag daneben! Bei uns, vor Ort in Lumshnong, war halt nichts vorhanden. Bemerkenswert ist schon, daß scheinbar vor Ort niemand entsprechende Unterlagen hat! Wir waren schließlich beim headman einquartiert!
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		Im Grunde ist ein Großteil der Höhlenforschung ganz "einfach" - man 
		sucht eine Verbindung zwischen der Eintrittsstelle des Wassers und 
		seinem Wiederhervorkommen - das ist hier auch so. Links verschwindet das Wasser und rechts kommt es irgendwo wieder heraus, wo genau, was wissen wir Menschen halt im Moment noch nicht  | 
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		Oberhalb der Höhle im Dorf - eine Doline | ||
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		Der Haupteingang in die Höhle mitten im Dorf | ||
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		< Eine kleine Hufeisennase > Ein cave cricket  | 
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		Einschlaglöcher des Wassers von oben im Lehmboden | ||
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		Höhlen beim Wasserfall | ||
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		Auf der Suche nach den Quellaustritten des Kotsati-Systems | ||
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		Große Klufthöhle in dieser Zone | ||
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Literatur:
| Gebauer, H., Abele, André | Krem Um Lawan - im Karst des Wolkenlandes, Jahresheft 1995 der Arge Grabenstetten - Ausgabe zum VDHK-Jahrestreffen 1996 in Blaubeuren, Grabenstetten 1996, S. 198-201 | 
| Gebauer, Herbert Daniel | Resources on the Speleology of Meghalaya State, India, Part 6 Lumshnong (East Jaintia Hills), Berliner Höhlenkundliche Berichte Band 60, Berlin 2015 | 
Links:
Department of 
Tourism, Government of Meghalaya -Caves in Khasi, Jaintia, Garo Hills 
Krem Kotsati Krem Kotsati is the... - SAVE THE WATERFALLS IN MEGHALAYA !! 
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