Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Das Höhlensystem Tham Khoun Don - Tham Houay Say, Thakek-Region, Khammouane, Laos
Die Quelle am Fuße der Felswand war den Menschen der Umgebung sicherlich immer schon bekannt. Ein Fluß, der Nam Dôn, tritt da zu Tage und selbst in großen Trockenzeiten ist dort immer Wasser vorhanden. Folgt man dem Wasser in den Berg hinein, dann kommt bald eine Stelle, wo die Decke unter die Wasseroberfläche reicht - ein Siphon ist da. Die Einheimischen gehen dort zum Fischen, hängen ihre Netze ins Wasser, fahren manchmal auch mit dem Boot herum, gelegentlich sogar in die Höhle.
Links und rechts des Flußportals sind mehrere Höhlenöffnungen und durch sie sind schon vor langer Zeit die Menschen tiefer in den Berg eingedrungen. Das zeigen Reste alter Fackeln auf dem Boden und einige archäologisch interessante Funde in den Gängen. Ein Felsen heißt "Roche au Miel", was darauf hindeutet, daß man bereits den Wildbienenstock kannte, der ziemlich unerreichbar von außen, aber gut durch die Höhlengänge erreichbar, noch vor wenigen Jahren existiert hat.
Auf der Landkarte der Speläologen tauchte die Höhle erst 1997 auf, als Claude Mouret bei geologischen Untersuchungen, die der Entdeckung einer anderen Höhle in der Umgebung galten, der Tham Houai Sai (die Höhle des Sandbaches), überraschend auf eine große Quellhöhle stieß, wo all das Wasser wieder auftauchte, dem man von oben her, aus der Polje von Ban Vieng, schon in riesigen Höhlengängen abwärts gefolgt war.
Unter dem Überbegriff des Nam Don-Systems wurden mehrere noch voneinander getrennte Höhlen zusammengefaßt, weil sie zum gleichen Wassersystem gehören, allerdings nicht einfach zusammengezählt werden sollten. In unseren Zeiten, seit Donald Trumps Amtsübernahme in den USA, der Ära der "Alternativen Wahrheiten", mag mancher sich damit anfreunden, daß man mit Gegebenheiten großzügiger umgeht, wenn es einem gerade in den Kram paßt. Im Internet stand 2017, daß das Höhlensystem bereits auf 42 km bekannt sei, ja man schwärmte schon von möglichen 60 km. Dabei beträgt momentan die vermessene Gesamtlänge des TKD-THS-Teils gerade einmal 30 km. Die andere Höhle ist durch immerhin 200 m Luftlinie davon getrennt. Aber warum soll man so genau hinschauen, wenn es um die Einwerbung von Geldmitteln für Forschungszwecke geht, z.B. bei der EU. Dann stellt sich eben ein "Rekord", auch wenn er nur ein scheinbarer ist, für manchen als nützlicher dar.
Inzwischen kennt man noch mehr Eingänge in das System, u.a. den L'aven des Chèvres, der 210 m über dem tiefsten bekannten Punkt der Höhle liegt, und die Porte du Gypse, wo es immerhin 170 m am äußersten östlichen Rand des Systems in die Höhe geht, wo man in einem Trockental wieder an die Oberfläche kommt.
In der Höhle gibt es oft sehr große Gänge und gewaltige Hallen, z.B.die Salle des Filibustiers mit 100x100x30m LBH oder den Salle Khamsone mit 190x150x40 m LBH. 2006 wurde die Verbindung zwischen den beiden großen Höhlenabschnitten gefunden. 2015 gelang die Entdeckung des Grand Canal, wo man wieder auf den Höhlenfluß stieß. Einen Kilometer geht es da geradeaus mit einer Gangbreite von 20 m. Er hat eine Fortsetzung, da beträgt dann der Querschnitt 40 m und mittendrin steht dann der Gardien, ein 26 m hoher schlanker Stalagmit. Fortsetzungen, Fortsetzungen, Fortsetzungen.
Die Forschungen in der Höhle sind von einem Streit unter den französischen Höhlenforschern überschattet. Aus der einstmals einigen Truppe wurden zwei Lager, die sich unversöhnlich gegenüber stehen. Unterlagen werden nicht mehr ausgetauscht, sondern alles wird zwangsläufig zweimal vermessen. In Veröffentlichungen im Internet werden die anderen Höhlenforscher als "second-hand explorers" bezeichnet. Vollkommen separat voneinander wurde z.B. im Februar 2017 in der Höhle geforscht, vermessen, neue Gänge erkundet. Eine bizarre Situation.
Taucher stießen bei ihrem Vorstoß in den Ausgangssiphon 150 m weit vor und stießen auf eine bis dahin unbekannte Art von Höhlenfischen. Sie hat farblos, klein und hat keine Augen.
Als wir die Höhle betraten, da hielten unsere beiden
Einheimischen an und begannen bei der Buddhastatue am Eingang mit etwas, was wir
"Beten" nennen würden. Wie bei so vielen anderen Höhlen pflegen sie
eine Art "animistischen Brauch".
"Animism (from 'anima', 'soul' or 'spirit' in Latin) ist the belief that
almost every place, every animal, every plant and every natural phenomenon has
awareness and feelings, and can communicate directly with humans. Thus, animists
believe, that the big rock at the top of the hill has desires and needs. The
rock might be angry about something that people did and rejoice over some other
action. The rockll might admonish people or ask for favours. Humans, for their
part, can address the rock, to mollifiy or threaten it...in the animist world
objects and living things are not the only animated beings. There are also
immaterial entities - the spirits of the dead, and friednly and malevolent
beings, the kind that we today call demons, fairies and angels..." Harari,
Sapiens 61
Ein Buddha-Schrein im Eingang | ||
> Fackelreste in der Höhle | ||
Ausleuchtung mit Scurionlampe | ||
> Roche au Miel-Eingang |
Literatur:
Harari, Yuval Noah | Sapiens - A Brief History of Humankind, Vintage 2011 |
Mouret, Claude | Laos Sixième campagne d'exploration au Khammouane 1998, Spelunca n°71, p. 8-11 |
Mouret, Claude | Laos Vingtiéme expédition au Khammouane 2010, Spelunca 120, 2010 p. 12-14 |
Mouret, Claude, Vacquié, Jean-Francois | The Discovery of Caves in Khammouane, Laos (1991-2013), 2013 ICS Proceedings History of Speleology and Karst Research - oral |
Links:
http://www.explo-laos.com/Grottes/Nam_Don.html
Karst und Höhlen in der Provinz Khammouane, Laos
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