Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Landschaft und Höhlen auf Borneo, Malaysia
Der erste und der zweite Blick von Flugzeug aus auf Borneo
"Borneo ist ein einziger riesiger Wald." O'Hanlon 20
Landschaft und Höhlen im Gunung Mulu National Park, Borneo, Malaysia
Borneo ist Asiens größte Insel mit einer Grundfläche von 751.936 km². Im Weltmaßstab ist sie die Nummer 3 nach Grönland und Neuguinea.
Drei Staaten haben an ihr Anteil: Brunei und Malaysia und Indonesien, wo sie als Kalimantan bezeichnet. wird.
Die höchste Erhebung ist der Mount Kinabalu mit 4.095 m im Nordosten der Insel. Er liegt in der langen Bergkette, die sich vom Nordosten der Insel bis zur südwestlichen Spitze erstreckt.
Borneo liegt am Äquator und ist dementsprechend warm-feucht mit einer Durchschnittsemperatur von 27° an den Küsten. Heftige Regenschauer gehen oft herunter und bringen es auf eine Niederschlagsmenge von stellenweise über 5000 mm in den Berggebieten im Jahr (Vergleichswert München 944 mm, Hamburg 800 mm).
Höhlen gibt es auf Borneo an vielen Stellen und sie sind, zumindest den Einheimischen, schon sehr lange bekannt. Vor 40.000 Jahren sollen schon Menschen in den Niah Caves gelebt haben, was bedeutet, daß dort nach heutigem Kenntnisstand dort die früheste Siedlung in Südostasiens gewesen ist. Die dort lebenden Menschen haben schon von Anbeginn an Höhlen aufgesucht. Dort fanden sie Wasser, Nahrung, nicht zuletzt die berühmten "Schwalbennester", auch Schutz vor dem Wetter, den "Feinden".
"Falls es einen Schöpfer gibt, muss man ihn um manche Einfälle sehr beneiden. Nehmen wir gewisse Motten, die in Höhlen auf Borneo leben und Fledermäusen als Futter dienen. Wogegen sie sich aber zu wehren wissen; um das Sonarsystem ihrer Feinde zu stören, produzieren sie irritierend-hochfrequente Töne - und zwar mit Hilfe ihrer Genitalien, ein Vorgang, den wir nur von der Ruderwanze Micronecta Scholtzi kannten, die (relativ und nach Körpergröße gemessen) das lauteste Tier der Welt ist. Scholtzki reibt zu Lärmerzeugungszwecken den Penis am Bauch (also dem eigenen), das macht 99,2 Dezibel, was einer Autohupe entspricht. Ein hupender Penis..." Hacke Axel, Das Beste aus der Welt. Süddeutsche Zeitung Magazin 26. Januar 2018, S. 38
Was wir heute als "Höhlenforschung" bezeichnen begann erst spät. 1841 kam ein James Brooke dorthin und errichtete seine Herrschaft. Europäische Forscher wie Posewitz, Everett, Hose und Allard kamen und erforschten einige Höhlen unter ihren speziellen Blickwinkeln, sei es nun ein archäologischer, zoologischer oder geologischer. Ein Markstein war das Werk "The Geology of Sarawak und Sabah Caves" des Engländers G.E. Wilford, das die wesentliche Anregung für künftige Höhlenforschungen in diesem Gebiet lieferte.
Eine klassische Expedition nach Borneo fand 1977-78 statt, als die Royal Geographicla Society ein solches Unternehmen in das Gebiet des Mount Mulu organisierte. Der Erfolg war nicht zu überbieten. Eines der bedeutendsten Höhlengebiete der Erde war damit "gefunden".
Ein Blick in die Liste der größten Höhlen der Erde (http://www.caverbob.com/wlong.htm) ergibt im März 2017 folgendes Bild - in Bezug auf Borneo:
8 | The Clearwater System (Gua Air Jernih) | Malaysia | Sarawak | Mulu | 133.804 | 215337 | 1165 | 355.1 | Hugh St.Lawrence e-mail |
20 | Benarat Caverns System (lubang Benerat) | Malaysia | Sarawak | Mulu | 31.484 | 50669 | 381 | 116.0 | Tim Allen e-mail |
89 | Terikan System (Rising, East, West) | Malaysia | Sarawak | Mulu | 20.240 | 32573 | 0 | 0.0 | Matt Kirby e-mail |
124 | Green Cathedral/Turtle Cave System | Malaysia | Sarawak | Gunung Buda | 16.759 | 26971 | 997 | 304.0 | NSS News V62N8P225 |
172 | Black Rock Cave | Malaysia | Sarawak | Mulu | 13.981 | 22500 |
270 | Cloud Cave - Cobra Cave - Bridge Syste | Malaysia | Sarawak | Mulu | 10.019 | 16124 | 1083 | 330.0 | Matt Kirby e-mail |
Im Bundesstaat Sabah an der Nordspitze Borneos gibt es viele schon bekannte Höhlen wie Madai und Baturong. Am bekanntesten dürften die Gomantong Caves wegen ihrer Vogelnester sein.
Im angrenzenden Bundesstaat Sarawak mit seiner Hauptstadt Kuching liegen ganz in der Nähe die Bau Caves. Am berühmtesten ist heute der Mulu National Park mit seinen riesigen Höhlen. In der Fortsetzung davon liegt das Gebiet des Gunung Buda. Dort konnte die bislang tiefste Höhle Malaysia gefunden werden, die Gua Kulit Siput mit - 470 m.Von Miri aus, dem Ort, von wo man in Richtung Mulu starten kann, sind auch die Niah Caves erreichbar, die auch ein hochgelobtes Naturwunder darstellen.
In Kalimantan, dem indonesischen Teil Borneo, wurden inzwischen auch schon viele Höhlen von Expeditonen aus Frankreich, England und weiteren Ländern entdeckt und erforscht. Besonders konzentriert findet man sie in den Meratusbergen an der Südostspitze Borneos und in der Region Sambaliung.
Typisches Bild für das "moderne Borneo" - kein Naturwald mehr, nur
noch Plantagen mit Kokospalmen, außerdem wird im Vordergrund gerade eine
vierspurige Autobahn in die Landschaft gebaggert
Malaria
Was bringt man mit von einer Reise in ein fernes Land? Erwünschtes und Nichterwünschtes! Erinnerungen und Erlebnisse. Überraschendes und vielleicht Vernichtendes! Und vieles, das man morgen bessen schon wieder vergißt. Manchmal bringt man auch Dinge mit, von denen man erst einmal keine Ahnung hat und die einen dann, wenigstens für Momente, in den Vorhof des Todes schauen lassen.
Das ging mir so, als ich nach Borneo gereist bin Anfang April 2017. Spontan entschieden, Flüge schnell gefunden, Reise durchgeführt, gesund wieder heimgekommen. Seltsam prophetisch hatte ich gesagt: Das Wichtigste ist im Grunde, daß ich gesund wieder heimkomme. Zu bescheiden? Gesund wieder auf dem Flughafen stehen, auch wieder gut mit der S-Bahn heimkommen. Die Reisetasche und den Rucksack abstellen - dann ist alles ok?
Äußerlich war alles in Ordnung. Ich verbrachte fast zwei ruhige Wochen. Ich wurde aber immer müder. Bei einem Seminar am Wochenende am Starnberger See wurde das Schlafbedürfnis, die Appetitlosigkeit, die Antriebsschwäche immer größer. Schlafen half einfach nichts. Am Donnerstag danach suchte ich meinen Hausarzt auf, der nahm eine Blutprobe und Stunden später bekam ich seinen Rückruf. Ich solle so schnell als möglich ins Tropeninstitut in München. Starker Verdacht auf Malaria. Ich wurde von Michael Laentzsch, Höhlenforscherfreund und Nachbar, gleich in die Stadt gebracht.
Eine halbe Stunde später begann die "Schlacht". Mit 4 kleinen Tabletten. RIAMET. Am Ende scheint alles ganz einfach. Schlacht gewonnen. Hoffentlich.
Was ist da abgelaufen. Irgendwo in Borneo hat mich eine
weibliche Anopheles-Mücke gestochen. Wo das gewesen ist, darüber kann ich nur
spekulieren (im Niah-Nationalpark?). Dabei hat sie mehrere hundert Sporozoiten
in mir abgesetzt, die dann im Blutstrom in meine Leber transportiert wurden. Ich
wurde zum Wirtstier. Dort drangen sie in mein Lebergewebe ein und reiften zu
Leberschizonten heran. Sie mehrten und mehrten sich, bis bis zu 30.000
Merozoiten in mir wohnten. Der "Schizont" löste sich auf und gab all
die entstandenen Merozoiten in die Blutbahn frei.
Was man heute nicht alles weiß! Die Merozoiten heften sich an
"Rezeptormoleküle von roten Blutkörperchen", dringen in sie ein und
sind dann innerhalb einer "membranbegrenzten, parasitopharen Vakulole"
eingeschlossen. Dort reifen sie zu einem "Trophozoiten" und dann zu
einem "Schizonten" heran. Immer mehr Schizonten entstehen, daraus
werden dann "Merozoiten". Durch ihre große Menge führen sie zum
Platzen des "Erythroyten" und zu dessen Verteilung im ganzen
Blutplasma. Die Umwandlungszyklen werden regelmäßig, einige Formen entwickeln
sich noch weiter zu "Gametozyten", die man dann im Blut wiederfindet.
Die sterben aber wieder, wenn nicht wieder eine Anophelesmücke zusticht und sie
aufnimmt. Ansonsten sterben sie von selber.
Als "Wirtstier" macht man einiges mit. Typischerweise bekommt man Fieber, Schüttelfrost und Schweißausbrüche. Das steigert sich und ist höchst gefährlich. Bis hin zu "zentralen Komplikationen" und "Koma". "Bewußtseinsstörungen" seien eine typische Komplikation von Malaria tropice, die ich wohl gehabe habe. Die "langsame Eintrübung" des Patienten sei typisch, Lähmungen und Krampfanfälle würden oft auftreten. Entscheidend ist die Zahl der Parasiten, kleine einzellige Lebenwesen", die nur von einem Leben, nehmen, ohne irgend etwas zu geben, ist entscheidend. Die Milz vergrößert sich, weil dort die Trümmer der roten vernutzten Blutkörperchen abgebaut werden müssen, was bis zur Sprengung der Kapsel führen kann. In 10 Prozent der Fälle wird die Lunge miteinbezogen, was bis zu einem Lungenödem führen kann. Wenn die Nieren zu sehr belastet werden, können auch sie versagen.
Zwischen dem Stich und dem Ausbruch der Krankheit liegt einen Inkubationszeit von "12 bis 18 Tagen", es kann aber auch mehrere Monate dauern. Da hat meine Krankheitsprozeß genau hineingepaßt.
Tpyischerweise tritt Fieber auf, das ja einen Abwehrprozeß des Körpers gegen die Eindringlinge zeigt. Ich mußte erst einmal nachschauen, was denn die Normaltemperatur eines Menschen sein soll. Beim Messen hatte ich 38 Grad festgestellt. War das schon "Fieber"? Beim Menschen seien das 36,0 bis 27,2 Grad. Im Verlauf der Therapie sank die Temperatur schnell auf 36,5 Grad, dann auch noch weiter herunter. Ich konnte das nur positiv deuten und wie sich jetzt gezeigt hat, war es das ja auch.
Ich habe es wohl überstanden. Für Momente war das wie ein
Blick einen schwarzen Abgrund, der da düster vor mich lag. Ein Angriff durch
viele viele Killerzellen, in einer Dimension, die durch uns normale Menschen
nicht erreichbar ist, viel viel zu klein dafür. Und eben doch vorhanden. Lauter
winzige parasitäre Einzeller, die einfach nur fressen und überleben wollen und
mich dazu benützen. wollen. Und mich dabei innerlich "auffressen",
meine lebensnotwendigen roten Blutkörperchen "aufessen" und die Reste
davon wieder in mein Innensystem "hineinscheißen". Ich, ein großes
Höhlensystem in dem sich Dinge abspielen, die an "Starwars" in Innern
der Blutbahnen erinnern können. Und wenn sie einmal wirklich "viele"
sind, hilft nichts mehr. Dann geht es hinunter. Es gilt, so schnell als
möglich, die Zahl der Gegner auf Null zu bringen, ansonsten ist es vorbei mit
einem.
Vielen Dank an das Team im LMU Klinikum. Sie haben wirklich mein Leben gerettet
mit der richtigen Handlung am richtigen Ort zur richtigen Zeit.
Könnte ich so etwas in Zukunft verhindern? Ja, z.B. in dem ich nicht mehr in die Tropen fliege (man liest aber schon davon, daß es in Europa erste Malariaanstreckungsgegeben habt, wieder, in Griechenland). Daß ich die "Malariaprophylaxe" mache wie so viele andere. Denen es dann hundsmiserabel dabei wurde wegen der Nebenwirkungen - und die letztlich dann doch keinen 100igen Schutz haben, weil es den nicht gibt. Man kann dann halt sagen, "Ich habe was getan." Mehr nicht. Mehr Sprühen, nur noch in Moskitozelten schlafen. Das kann alles umsonst sein, irgendwo hockt vielleicht schon die Mücke, die auf einen wartet. Es ist wie so oft, wer dem Unglück immer ausweichen will, der läuft vielleicht dahin, wo es schon lange da ist und man nur noch vorbeizukommen braucht. Wie hat nicht einmal Goethe äußerst treffend formuliert: "Es irrt der Mensch, solang er strebt." Das heute keine dominanate Maxime, da ja gerne verbreitet wird, die Ziele seinen am besten auf geradem Wege zu erreichen, aber, wie auch dieses Beispiel zeigt, früher hat man einmal gesagt: "Das Schicksal nimmt seinen Lauf." Ob wird das nun wollen oder auch nicht.
Link zu Malaria:
http://prod.netdoktor.de/krankheiten/malaria/
http://www.apotheken-umschau.de/Medikamente/Beipackzettel/Riamet-1625707.html
Literatur zu Malaria:
Kupferschmidt, Kai | Härtetest, Süddeutsche Zeitung Nr. 196, 26./27. August 2017, WISSEN, S. 35 |
Literatur allgemein:
Grote, Christian | Alter Ort am Fluß, Süddeutsche Zeitung Nr. 6, 9./10. Januar 1982, S. 83 |
MacKinnon, John | Borneo, TIME-LIFE-Bücher 1975 |
O'Hanlon, Redmond | Ins Innere von Borneo, dtv, 5. Auflage 200 |
Robinson, Daniel et al. | Borneo, lonely planet, 3. Auflage 2013 |
Literatur speläologisch:
Balazs, Dénes | Karst Regions in Indonesia, Karszt- A Barlangkutatàs V (1963-67), 1968, 3-61 |
Chabert, Claude | Itineraires indonesiens (4e partie) DEUX ZONES KARSTIQUES DE KALIMANTAN TIMUR; grottes & gouffres 1996 - Juni 1985, p3ff. |
Checkley, Dave | Eat your heart out Raiders of the Lost Ark, Caves & Caving Summer 1995, p 20ff |
Fage, Luc-Henri | Bornéo. La mémoire des grottes, Fage éditions, Lyon 2009 |
Fage, Luc-Henry | Les dayaks se cachent pour mourir, Speleo n° 17 1994, p 1ff |
Fogg, Pam | Mud, sweat and caves, DESCENT (134), 1997, p 24ff |
Fogg, Tim | Caves of Kalimantan, Caves & Caving Winter 1996, p 17f |
Fritsch, Erhard | Kalimantan, Höhlenkundliche Mitteilungen Landesverein für Höhlenkunde in Oberösterreich 1/1994, S. 10ff. |
Krügel, Anton, Raschko, Herbert |
Borneo, herausgegeben vom Landesverein für Höhlenkunde in Wien und
Niederösterreich, 2006
|
Meredith, Mike, Woolridge, Jerry, Lyon, Ben | Giant Caves of Borneo, Tropical Press, Kuala Lumpur, 1992 |
ohne Verfasserangabe | A LIGHT-WEIGHT CAVING EXPEDITION TO BORNEO, Oxford Univeristy Caving Club, 11-1984, p 50ff |
Price, Liz | Malaysia, in: Laumanns, Michael, Price, Liz (Editors): Atlas of the great caves and the karst of southeast Asia (3rd edition) Part 2: Myanmar to Vietnam, Berliner Höhlenkundliche Berichte Band 85, Berlin 2023 |
Pröstler, Wolfgang | Karstgebiete und Höhlen in Sarawak, NHG Mitteilungen, 30, Nürnber 1987, S. 22ff. |
Wilford, G.E. | The Geology of Sarawak and Sabah Caves, Geological Survey, Borneo Region, Malaysia, 1964 |
Links allgemein:
http://www.mymalaysiaparadise.com/borneo
http://www.wwf.de/themen-projekte/projektregionen/borneo-und-sumatra/
http://www.pbs.org/edens/borneo/awesome.html
http://www.malaysia-traveller.com/top-sarawak-attractions.html
http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Laenderinformationen/00-SiHi/MalaysiaSicherheit.html?nn=332636
http://www.geld-abheben-im-ausland.de/geld-abheben-in-malaysia
http://www.borneotourgigant.com/
Links speläologisch:
http://www.searchanddiscovery.com/pdfz/documents/2012/50755hoggmascall/ndx_hoggmascall.pdf.html
http://www.cavesofmalaysia.com/
http://www.pwpconsult.com/buda.site/
http://www.borneo.com.au/sarawak/sarawak-tours/kch6
http://www.etawau.com/PlacesInterest/MadaiCaves.htm
http://www.amazingsabahborneotravel.com/caves/baturong-cave-tingkayu-lake.php
https://sarawaktourism.com/attraction/bau-history-and-caves/
Links speläologisch / photographisch:
Borneo / Photos von Rainer
Straub
http://www.philippe-crochet.com/fr/galerie/cavites-du-monde/details/103/mulu-borneo-avril-2013 / Photos von Philippe Crochet
You-Tube-Video:
http://time.com/4160913/china-edible-birds-nests-malaysia-indonesia-asia/
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