Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Clearwater Cave / Gua Air Jernih, 
Mulu, Borneo, Malaysia


"Klares Wasser" - das paßt sehr gut zur Clearwater Cave. Das bezeichnet gut den wesentlichen Unterschied zur gelben Erbsensuppenbrühe, in die der Fluß nach kurzem Lauf aufgeht, dem Melinau River. Ein großer Teil des Wassers, das in großartigen Karstregion des Gunung Api herunterkommt, tritt hier wieder zu Tage. Viele Höhleneingänge gibt es in den Kalkwänden rings umher, die fast alle schon zueinander gehängt werden konnten. Die beiden bekanntesten und heute für Schauhöhlenführungen benutzten Eingänge sind die Wind Cave und die Clearwater Cave.

Bekannt waren die Eingänge sicherlich schon immer den Einheimischen. In der Wind Cave fand man gar Totenbestattungen in Holzbooten. Als Wilford, "the lone geologist" (Brook, Waltham 1978, p 3), 1961 die Höhlen im Rahmen seiner geologischen Untersuchungen besuchte, kam er darauf, weil sie mit dem Boot erreichbar waren. Als die erste britische Expedition dorthin aufbrach, wurden binnen einer Forschungsperiode innerhalb von 3 Monaten 1977 viele Kilometer Höhlenstrecken erkundet und vermessen.

In den Folgejahren wurde weitere große Erfolge erzielt, am Ende kam man fast wieder auf der andren Seite des Gunung Api heraus. Ein Ausgang in die Melinauschlucht beim Camp 5 schien schon zum Greifen nah, oder anders gesagt: "Man roch schon fast die Küche." Aber alle Anstrengung blieb bis anhin umsonst. Ganz große Erfolge wurden mit der Erforschung der Blackrock und der Whiterock Cave erziehlt, auch andere Höhlen konnten angehängt werden (wenn auch manchmal allenfalls ein Handshake möglich war, was aber nicht wirklich zählt). Die letzte genannte Zahl ist 222.096 m für die Gesamtganglänge, womit sie im Moment ganz knapp hinter der Lechuguilla Cave liegt. Legt man einen anderen Maßstab zugrunde, nämlich die durchschnittliche Größe der Gänge, dann ist heute schon die Clearwater Cave die größte Höhle der Erde. 

2017 versucht man z.B. auch, die Höhlen im Unterlauf der Clearwater Cave, die oft nur wenige Meter von einander getrennt sind, an das große System zu hängen. Lagangs Cave, Racer Cave, Easter Cave und so weiter könnten alle zum Clearwater System gehören, könnten. Tatsächlich wurde eine 100 m große Halle zwischen CWS und Racer Cave gefunden, aber es fehlen immer noch ein paar Meter.

Die Höhle ist heute voll in das Tourismusprogramm es Nationalparks miteinbezogen. Man bucht den Trip im Nationalparkzentrum und kann dann vormittags in die Höhlen gehen, entweder um 8.45 oder 9.15 Uhr. Unterwegs wird gehalten, um einen Markt mit einheimischen Produkten in Batu Bungan besuchen zu können. Für mich war das eher ein sehr ernüchterndes und trauriges Erlebnis, denn wer will schon wirklich Armbänder mit der Aufschrift "Mulu" länger am Arm tragen, wenn er sich dort aufhält? Der Name "Mulu" allein hat keinen Zauber. Ein paar Sachen stechen heraus, gute Webprodukte aus lokaler Produktion, aber wer mag schon in seinem Gepäck solche Sachen über 10.000 km in seinem Handgepäck mitschleifen? 

Nach dem Wiedereinschiffen und dem Anlegen der Schwimmwesten geht es weiter flußwärts bis zur Anlegestelle bei der Wind Cave. Auf hölzernen Steigen geht es bergauf bis zum Tunneleingang. Ein großer Stollen führt bergwärts, dann werden die Dimensionen bescheidener, dann reißt der Hohlraum auf und man steht in einem hohen Schachtraum mit Deckenöffnung. Weiter geht es in die Tropfsteinräume, die man auf einem schlaufenförmigen Verlauf anschauen kann. Man gefällt sich in bildhaften Beschreibungen der Formen. Am besten blieb bei mir der "Fickfrosch" hängen, ein Gebilde, dann man mit viel Phantasie als solchen sehen kann. An einigen Stellen treffen die Besucher und die Tropfsteine Plexiglasscheiben. Offenbar ist das Bedürfnis mancher Besucher so groß, da auch einmal hinzugreifen oder die Tropfsteingebilde kaputt zu machen, daß man zu solchen Schutzmaßnahmen greifen mußte.
Nach der Wind Cave geht es auf einem Steg, der dem Fluß folgt, hinüber zur Clearwater Cave. Für die vielen Besucher wird gesorgt. Überdachte Pavillions ermöglichen auch bei den häufigen Regengüssen einen trockenen  Genuß der angebotenen Speisen und Getränke - allerdings nur für die, die über die Reiseagenturen und Veranstalter gekommen sind, die anderen mußten selber vorsorgen. Hier ist auch der Zugang zum Badeplatz im Fluß davor, der für viele wohl mindestens genauso wichtig ist wie der Höhlenbesuch.

Es geht rund 200 Stufen steil nach oben, dann ist das weite Haupthöhlenportal des Clearwater Cave erreicht. Jenseits davon geht es wieder nach unten, vorbei an den "endemischen Pflanzen", die es eben nur hier gibt und nirgends woanders auf der Erde. "Grün sind die auch nur:" Abwärts geht es bis zum Clearwater River, den man auf einer Brücke überquert. Noch etwas 100 m weiter und man kommt zu einer Plattform, wo für den Normalbesucher das Ende erreicht ist. Wer sich für die Spezialtour "Clearwater Revival" einschreibt, der kann hier weitermarschieren, wobei das wohl nicht für jeden taugt. Man geht rund 2 km in dem wasserdurchflossenen Riesentunnel aufwärts, erst im Fluß, dann seitlich an den Wänden entlang an Quergangsseilen und kurzen Kletterpassagen. Das ist ein echtes Abenteuer, weil man nie weiß, ob es wirklich gut geht. Schon das Gehen im Fluß ist ein Wagnis, weil man nie wirklich sicher sein kann, wo man hintritt und ständig mit den Veränderungen des Gleichgewichts zu tun hat. Mal geht es hoch, dann wieder runter, auch durch den Fluß hindurch. 
Der Rückweg ist auch herausfordernd, wenn auch ganz anders. Wann versenkt sich in der klaren Brühe, die man übrigens auch mit Fischen aus dem Fluß teilt, und schwimmt einfach dahin. Etwas unangenehmer ist es, wenn das Wasser nicht tief genug ist, um nur zu schwimmen. Dann muß man sich einen Weg über die Felsen suchen, die man oft gar nicht sieht, sondern allenfalls an den Beinen spürt. Ganz im Gegensatz zu den Verhältnissen bei uns hat niemand einen Schlaz an. Kurze Hose und T-Shirt genügen. Einen Helm drauf und Sportschuhe an den Füßen. Alles, was man ansonsten dabei hat, ist absolut wasserdicht zu verpacken. Nichts bleibt da trocken.

Der Schauhöhlenweg biegt nach links wieder bergauf ab und führt zu einem weiteren Taglichtschacht. Dort lohnt es sich, auf den Boden zu gucken. Dort finden sich herrrlichst Phytokarstbildungen, die staunen machen können. Zurück geht es auf einen balkonartigen Steg, der von oben Blicke in den Wassertunnel ermöglichen, die an die Skocjanske Jama in Slowenien erinnern.

In den alten Beschreibungen der Clearwater Cave steht noch, daß es neben der Fährverbindung auch noch einen Landweg geben würde. Er führte einmal, an einem sehr kritischen Ort, weil dort einen senkrechte Felswand den Weg versperrt, sogar durch eine Höhle, die Moonmilk Cave. Dieser Weg ist heute, 2017, aufgegeben. Die einstigen Holzbauten sind zerstört oder verfallen. Nur noch ein Schild "dead end" macht darauf aufmerksam, daß es da nicht mehr weitergeht. So sind also heute alle auf die Boote angewiesen, wollen sie in das Gebiet von Wind - Clearwater - Racer Cave gelangen.

     
     
Auf der "Revivaltour"
Cave of the Winds
< Der sog. "Fickfrosch"

Literatur:

Brook, D., Waltham, A.C. The Underworld of Mulu, part 1, Caving International Magazine No. 1, October 1978, p 3ff.
Brook, D., Waltham, A.C. The Underworld of Mulu, part 2, Caving International Magazine No. 2, January 1979, p 3ff.
Brook, Dav, Waltham, A.C. Caves of Mulu
Crochet, Philippe Parc de Gunung National Park (Bornéo, Malaysia), Spéléo Magazine n° 96, p 34-37
Meredith, Mike, Woolridge, Jerry, Lyon, Ben Giant Caves of Borneo, Tropical Press, Kuala Lumpur, 
Spath, Stefan Ausgeburten der Hölle, Süddeutsche Zeitung, 17. April 2008, Nr. 90, Seite 41
Wilford, G.E. The Geology of Sarawak and Sabah Caves, Geological Survey, Borneo Region, Malaysia, 1964

Links:

http://www.mulunationalpark.com/show-caves-clearwater-wind.php
http://mulupark.com/tours-activities/showcaves/cave-of-the-wind-clearwater-cave/

Landschaft und Höhlen im Gunung Mulu National Park, Borneo, Malaysia

 


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