Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Tham Ki Mi, Distrikt Chiang Mai / Thailand
Ein großer Teil des Chiang Dao, des dritthöchsten Berges Thailands, im Distrikt Chiang Mai, ist heute unter Naturschutz gestellt in Form des "Chiang Dao Wildlife Sanctuary". Besonders die Ornithologen haben dort Mekka, wegen einiger sehr selten gewordener Vogelarten.
Für die dort lebenden Menschen ist der Zugang wohl kein Problem, aber als Tourist braucht man erst eine "Erlaubnis". Kommt man ohne sie zur Einlaßschranke, die in der Verlängerung der Straße von der bekannten Tham Chiang Dao liegt, dann wird man zurückgewiesen.
Wir hatten Glück auf unserer Reise dorthin im Februar 2011. Auf die Idee, mal zu Höhle Ki Mi zu fahren, kamen wir im Gespräch mit unserer sehr zuvorkommenden Wirtin im Bungalowdorf "Malee", dessen Besuch sehr zu empfehlen ist. Sie wußte einen Taxiunternehmer, der sich einen Tag frei nehmen konnte für uns, der ausreichende Ortskenntnisse hatte und der nur einen angemessenen Preis für die Leistung verlangte. Er wußte, wo das Dorf "Ban Luang Muang Khong" lag, nämlich am westlichen Rand des Wildlife Sanctuary. Es waren bestimmt 50 km Bergstrecke bis dorthin. Steil ging es hinauf und dann auch wieder hinunter und wieder hinauf usw.. Brücken gab es meist nicht, so ging es durch Furten, die wohl nur durchquerbar sind, wenn der Wasserstand es erlaubt. Jedenfalls wußte unser Fahrer, wo er für uns die Erlaubnistickets für uns kriegen könnte: bei Malee, die sie für 200 Baht pro Person herausgab. In der Praxis geht es halt vor allem ums Geld.
Im Dorf hielten wir bei einem kleinen Restaurant, dessen
einzige Gäste wir natürlich waren. Von der Speisekarte
bestellten wir jeweils ein Gericht und bekamen es kurz darauf
frisch geliefert. Unser Fahrer kümmerte sich inzwischen darum,
daß ein "local guide" uns führen könnte. Er war
erfolgreich und brachte den jungen Mann zu uns, ausgerüstet mit
Taschenlampe, Flip-Flops, einer Baseballkappe und einem
Haumesser. Eine Besonderheit hatte er noch: Er war taubstumm,
aber alles notwendige konnte er uns deuten. 4 km geht es noch der
Fahrstraße entlang, dann zweigt ein kleines Forststräßlein
nach links ab. Dort wartete dann der Taxifahrer 3 Stunden auf
uns. Ob wir jemals alleine die Höhle gefunden und durchquert
hätten? Zweifel daran hab ich schon.
Der Zweck des Haumessers wurde uns schnell klar. Unser Führer
schlug zwei Bambusstecken vom Stamm, entfernte die Seitenäste
und reichte sie uns als Spazierstöcke. Beim Überqueren der
Bäche auf Baumstämmen waren sie zumindest zum
Gleichgewichthalten nützlich. Es hinab zu einem fast trockenen
Fluß, der wohl Mae Nam Taeng gewesen sein könnte. Dann ging es
über trockene Reisfelder wieder leicht bergan. Ein Bächlein kam
über Tuffterrassen herunter und genau dieses führte zum
Höhleneingang.
Wo das Wasser aus dem Berg kommt in einer Nische, ist kein Eingang in die Höhle. Ein großes orangenes Tuch hing darüber, wohl von dem Mönch, der unter einem Überhang in der Nähe seine Bleibe hat. Aus Holzstangen hatte er seine einfache Bleibe gezimmert und seine Küchenutensilien standen überall herum. Von ihm war allerdings keine Spur zu sehen. 50 m oberhalb der Quelle ist eine wurzelbesetzte Felsschlucht, die zum 3m breiten und 8 m hohen Eingang führte. Dort steht auch ein kleiner Altar mit Buddhafiguren. Vom Eingang geht es in einer 10 m hohen Spalte, die dann scharf nach Südwest abknickt und langsam abfällt. Es geht immer wieder abknickend etwa 30 m weiter, dann kommt ein erster Abfall. Eine kleine Bambusleiter erleichtert den Abstieg. Kurze Zeit drauf ist noch einmal ein Abbruch. Diesmal ist er 6 m hoch und auf einer soliden Bambusleiter kann man zum Grund gelangen. Dort steht man im aktiven Bachlauf, den mal sowohl in Richtung Abfluß als auch bachaufwärts ein wenig nachgehen kann.
In dieser Zone kann es saisonal schon zu Überflutungen kommen, so daß die Höhle dann kaum zugänglich ist. Es geht leicht ansteigend südwärts. Einige felsige Stellen sind kletternd zu überwinden. Unser Führer in seinen Flipflops zeigte uns, daß sie auch in dieser Schuhart zu meistern sind. Zwischen 1,5 m und 10 m ist der Gang breit und um die 10 m hoch. Nach 100 m kommt man in einer große Halle mit Versturzboden, an deren Ende es etwas enger wird, aber nur für einen kurzen Moment. Dann kann man gut einen Kilometer in einem geräumigen Gang bis zum oberen Ende, der Bach-/Flußschwinde höhlenwandern. Auf dem Boden sind Bachkiesel, große und kleine, Sand und Lehm. Gelegentlich stößt man auch auf Holzstämme, die am Hochwasser bis tief in den Berg hereingetragen worden sind. Sie genauer anzuschauen lohnt sich oft, da darauf verschiedenste Pilze wuchern. Vor allem große gestreifte Spinnen bilden die Höhlenfauna.
Am anderen Höhlenende steht man in deer Karsthohlform ohne oberirdische Fortsetzung. Man muß auf einem Steiglein erst einmal gut 50 m bergansteigen und kann dann auf der anderen Seite, sofern man den Weg gut kennt, direkt wieder zum Ausgangspunkt zurück. Ansonsten ist das Gebiet geschaffen dazu, sich heillos zu verlaufen und irgendwo anders herauszukommen.
3 Stunden später standen wir wieder zum Taxi, fuhren zurück ins Dorf, genossen noch einmal die gute Küche und fuhren dann zurück Richtung Chiang Dao. Unser Fahrer wußte noch ein Dorf mit einer großartigen Aussicht auf das Chiang-Dao-Massiv. Ein wenig hat man auch dort schon mitbekommen, daß man von Touristen gut leben kann. Auf einer Aussichtsterrasse mit prachtvollem Blick auf das Felsmassiv genossen wir das für thailändische Verhältnisse auch schon überteuerte Chang-Bier, aber das konnte die Idylle nich trüben. Ein Großvater spielte 50 m entfernt, vor seiner Hütte sitzend, für seine Enkel auf der Flöte heimische Weisen, junge Leute fuhren auf ihren krachmachenden Mofas auf den staubigen Straßen ins Dort - so ist das eben auch hier. Was ist schon perfekt?
Literatur:
Dunkley, John R. | The Caves of Thailand. Speleological Research Council Ltd., Sydney 1995 |
Sidisunthorn, Pindar, Gardner, Simon, Smart, dean | Caves of Northern Thailand, Bankok 2002 |
Ellis, Martin | The Caves of Chiang Mai, Thailand, Lom Sak 2010 |
Links:
http://www.chiangdao.org/Doi Chiang Dao.htm
http://www.protectedplanet.net/sites/Chiang_Dao_Wildlife_Sanctuary
http://www.asianinfo.org/asianinfo/thailand/pro-wildlife.htm
http://www.birdlife.org/datazone/sitefactsheet.php?id=15082
Landschaft und Höhlen in Thailand
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