Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Tham Nam Lang, Distrikt Mae Hong Son / Thailand
Tham ist das Thaiwort für "Höhle", Nam bedeutet "Wasser", "Lang" kann für "gebirgig", "groß", "hoch" und "lang" und vieles mehr stehen. Damit könnte man den Höhlennamen mit "Höhle des großen Wassers" übersetzen.
Tatsächlich fließt der Nam Lang, ein Nebenfluß
es Nam Khong, der wiederum ein Nebenfluß des Paiflusses ist und
der wiederum in den Saalween River fließt, durch die Höhle. Von
vorne bis hinten. Als Mensch kann man allerdings nur den Teil
betreten, bislang, der vom Ausfluß her zugänglich ist. John
Dunkley, ein australischer Höhlenforscher, dem als Erstem die
Idee kam, daß es dort eine große Höhle geben könnte nach dem
Studium von Landkarten in einer Bibliothek, versuchte schon
Anfang der 80er Jahre zur Stelle zu gelangen, wo das Wasser in
der Nam Lang Polje, einer Erdvertiefung von 400 km²,
verschwindet. Das Wasser verschwindet dort einfach im Gestein.
Keine befahrbare Höhle konnte dort gefunden werden, nur eine
horizontale Höhle oberhalb, die vielleicht ein Hinweis auf ein
altes höheres Niveau ist.
Der zweite Versuch auf der anderen Seite des Gebirgszuges, wo das
Wasser wieder zum Vorschein kommt, war erfolgreicher. Vor den
verblüfften Forscheraugen zeigte sich 1984 erstmals der Eingang
in die riesige Eingangshalle, 50 m breit, 30-40 m hoch und 80 m
lang. 200 m kann man im Tageslicht in den Berg in einem
gewaltigen Gang im rauschenden Bach aufwärtswaten, bei
günstigen Witterungsumständen. Ansonsten schießt hier ein
Fluß durch, wo man es besser gar nicht versucht, weiter
vorzudringen.
5 km kann man im Flußlauf unterirdisch
bergaufwandern, dann folgen Strecken von 1,6 km, wo man immer
wieder auf den Fluß stößt. Etwa 500 m sind es am Ende noch,
dann käme man auf der Seite wieder an die Oberfläche, wo der
Fluß in den Untergrund absinkt. Dort mußten die Forscher
umkehren, weil sich keine Fortsetzung mehr fand. Der Flußtunnel
ist ständig zwischen 10 und 20 m breit. Die Decke ist oft 10 bis
20 m oberhalb, aber es gibt auch Räume, wo man sie 100 m
oberhalb suchen muß. Streckenweise kann man 200 m geradeaus
blicken.
Unterwegs trifft man immer wieder auf "Hindernisse". Da
stößt man auf eine riesige Sinterbarriere mit einer Breite von
60 m (Tham Khang Khao). Ein Seitenbächlein hat es geschaffen. Um
da weiter zu kommen, muß man entweder bis zur Halskrause ins
Wasser eintauchen, um unten drunter zu laufen, oder man steigt 20
m in die Höhe und klettert dann über glitschige Sinterbecken
wieder nach unten. Versturzstrecken sind bis zu 8 m hoch und
mehrere hundert Meter lang. Normalerweise fließt der Bach/Fluß
zwischen Sand- und Geröllbänken dahin.
Es gibt immer wieder höher gelegene Seitenstrecken, von denen
viele schon erkundet sind, aber wohl nicht alle vollständig. 300
m höher ist die Oberfläche und es gibt wohl noch
einigeVerbindungen nach draußen.
Die entlegene Lage macht eine Begehung der ganzen Höhle zu einem großen logistischen Problem. In einem einzigen Tag zur Höhle zu gelangen und sie vollständig zu befahren, also rein und raus zu bewältigen, das ist extrem schwierig und ob das wirklich sinnvoll ist, das ist kaum eine Frage. Bei der Ersterforschung wurde unterhalb des Höhleneingangs auf einer Sandbank ein Biwak eingerichtet. Es gab eine richtige Versorgungsmannschaft dort bis hin zum Koch, der für die Magenbedürfnisse sorgte. Weit drinnen in der Höhle hatte man auf einer Sandbank ein weiteres Biwak errichtet, damit man bis ganz drinnen vorstoßen konnte. So etwas hat schon seinen guten Sinn. Die Strapazen sind da, die Wege sind zu gehen, einfache und riskantere.
Als wir die Jubiläumstour der Entdeckung mit John Dunkley und John Spies im Februar 2011 mitmachen durften, da machten wir nur eine Tagestour. Ursprünglich war schon angedacht, daß eine Übernachtung bei oder in der Höhle stattfinden sollte, aber die wurde dann gestrichen. Das war gut so, denn wir haben zwar nur einen ganz kleinen Teil der gesamten riesigen Höhle gesehen, aber das entsprach dann auch gut unseren Wünschen und Fähigkeiten. Die beiden "Johns" waren schließlich auch schon 30 Jahre älter! Es war ein einmaliges Erlebnis, das beim CAVE LODGE im Ban Tham Lot begann.
John hatte einen HILUX gemietet. Mit dem fuhr dann der andere John wie eine Rakete durch die Landschaft. Alfred und ich saßen auf der Ladefläche. Ich liebe ja diesen Ort, weil man dort die Luft so gut mitbekommt. Einmal muß John halten. Die Landschaft war einfach zu umwerfend und die Lichtstimmung nicht mehr zu überbieten. Weiter ging es auf der H1095. Bei der Brücke über den Nam Khong biegt man ab, vorbei am Royal Forest Department, dann geht es auf und ab und links und rechts und durch Furten oder nicht. Am Ende stand das zeittypische Kassenhäuschen, in der Nähe ist die zeittypische "Gibbon Affen Freilassungsstation", wo wir alle 200 Baht für den Eintritt in diese Urlandschaft zu bezahlen hatten. Der ansonsten wohl vollkommen unbeschäftigte "Kassier" saß davor. "When in Rome do as the Romans do".
Es war eine "Klassische Höhlentour". Am Abend waren alle wieder gesund im CAVE LODGE, höchstzufrieden und zwei Flaschen "Champagner" auf das unwiederholbare Ereignis uns einflößend. Das war ein kleiner "Sterntag" der Speläologie.
"Tausendfüssler, wahrscheinlich Familie Julidae, mit ziemlicher Sicherheit mehr zufällig in die Höhle geraten" (Bestimmung Dr. Helmut Steiner) |
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Literatur:
Dunkley, John R. | The Caves of Thailand. Speleological Research Council Ltd., Sydney 1995 |
Sidisunthorn, Pindar, Gardner, Simon, Smart, dean | Caves of Northern Thailand, Bankok 2002 |
Links:
Landschaft und Höhlen in Thailand
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