Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Der Bandai-It-Höhlenkomplex, Phetchaburi / Thailand
Das Stadtbild von Phetchaburi ist geprägt von den verschiedenen hochragenden Tempeln und von 2 Hügeln, dem dominierenden Khao Wang ziemlich zentrumsnah, und dem 2 km davon entfernten Khao Bandai-It mit einer unfertigen Buddhastatue darauf.
121 m hoch ist die höchste Erhebung und überragt das flache Land davor um gut 100 m. Der Hügel besteht aus stark verkarstetem Kalkstein voller Karren, Löchern und Höhlen. Ein altes Kloster aus der Ayutthaya-Periode ist der bedeutendste Gebäudekomplex dort namens Waht Khao Bandai.
Es soll eine größere Anzahl von Höhlen darin geben, die alle kultisch genutzt wurden und werden. Aus den Beschreibungen geht nicht hervor, ob es sich dabei um verschiedene selbstständige Höhlen handelt oder ob es sich nur um einzelne Höhlenabschnitte mit verschiedenen Namen handelt. Da wird eine Tham Prathun (mit einer Anzahl von Buddhastatuen, die nebeneinander aufgereiht sind) genannt, eine Tham Phra Chao Sua (sie heißt so, weil der König Sua einmal seinen Lehrer, den Abt Saeng besucht habe und dabei eine 2 m hohe Buddhastatue aufgestellt wurde) und eine Tham Phra Puttha Saiyat (der liegende Buddha). Außerdem würde es in der Höhle ein altes hölzernes Boot geben, das dem Abt vom König überlassen wurde.
Bei einem Besuch der Höhle kann man all diese Räume auf einem Rundweg sehen. Der für mich spannendste Raum kommt hier noch nicht vor. Eine schmale Öffnung zeigt sich unterwegs in der Höhlenwand, zu der man über ein kleines hölzernes Trepplein hinaufsteigt. Drüber geht es auch wieder hinunter. Es stinkt nach Fledermauskot und eine feuchtschwüle Hitze herrscht in dem ziemlich geschlossenen Raum. Noch einmal geht es kurz hoch, dann steht man in einem rundlichen Raum, in dem eine hohe Holzliege steht. Wer sich wohl hierhin zurückgezogen hat? Unheimliche Gefühle und Gedanken stiegen in mir drinnen auf und ich war froh, ihn bald wieder verlassen haben zu können.
Im dem Hügel soll es noch mehr Höhlen geben: Tham Phra Athit, Tham Phra Cahn, Duke Cave (benannt nach dem Besuch des Herzogs Johan Albert), Tham Sawang Arom und die Tham Chang Phuak. Sich in dem Gelänge zu bewegen, das ist nicht immer einfach, denn ein sehr dichter dorniger Bewuchs macht es praktisch unmöglich, sich abseits der Wege, die schon mal bessere Zeiten gesehen haben, zu bewegen.
Ein kleines Beispiel dafür, daß selbst gut recherierte Werke ihre Lücken und Fehler haben können, liefert die Ortsangabe der Khao Bandai-It im Lonely Planet-Führer auf der beigefügten Landkarte von Phetchaburi. Wenn man die genau anschaut, dann weist ein Pfeil nach links oben mit dem Zusatz zur Höhle seien es noch 2 km, bis zur Khao Luang 4 km in der gleichen Richtung. Das wurde von Leuten gezeichnet, die selber nie diesen Weg gegangen oder gefahren sind. Da ist auch eine Th Bandai It-Straße eingetragen, aber weiter unten und ohne Höhlenhinweis. Genau dort muß man aber hin. Ich bin zu Fuß vom Ortskern hingegangen, unter der Autobahn hindurch, immer geradeaus auf den Hügel zu, der nicht zu verfehlen ist. Einziges Hindernis sind die vielen bellenden Hunde, die ganz schön nah an einen sich heranmachen. Fußgänger sind die wohl nicht gewohnt.
Beim Hügel weist heute (März 2011) nichts auf eine Höhle hin. Die Anlage scheint schon bessere Zeiten gesehen zu haben. Die Treppen sind voller Unrat und abgebrochenen Zweigen und trockenen Blättern. Alles bröselt und blättert ab. Erst auf Nachfrage bekam ich heraus, wo ich denn den Eingang zur Höhle finden könnte. Der abzweigenden Straße folgend kam ich an einem großen relativ neuen Gebäude vorbei, das einfach in diesem Rohzustand gelassen wurde und nun seinem Schicksal überlassen scheint. Ähnlich seltsam ist der Zustand der großen Buddhastatue auf der Höhe des Hügels. Drei Viertel sind gebaut, der Rest bleibt offen. Die Gerüste stehen noch, die Planen flattern halb zerfetzt im Wind, aber niemand, der arbeiten würde, ist zu sehen. Alles scheint verlassen, als wenn ein Unglück passiert sei oder man plötzlich das Interesse verloren hätte.
Der Eingang zur Höhle ist nicht ausgeschildert, aber mit etwas Intuition schon zu finden, ist er doch künstlerisch überformt. Schon ein Blick durch die Gitterstäbe macht gespannt - ein Kopf einer Nagaschlange schaut einen stumm an!
Von 9 bis 16 Uhr gibts Führungen, die auch englischsprachig ablaufen können.
Literatur:
Munier, Christopher | Sacred Rocks and Buddhist Caves in Thailand, White Lotus Press, Bangkok 1998 |
Dunkley, John R. | The Caves of Thailand. Speleological Research Council Ltd., Sydney 1995 |
Links:
http://www.thai-amulet-fair.eu/html/luang_pho_daeng.html
http://www.thailand-huahin.com/khao-bandai-it-cave-phetchaburi.htm
Landschaft und Höhlen in Thailand
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