Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Der Khao Luang Höhlenkomplex, Phetchaburi / Thailand
4 km nordwestlich von Phetchaburi befindet sich in einem gerade mal 37 m hohen Hügel (andere Quellen sprechen von 92 m) eine der größten Sehenswürdigkeiten Thailands. John Dunkley schreibt in seiner klassischen Abhandlung über die Höhlen Thailands: "This is probably the most famous and renowned cave in all of Thailand."
Fährt man vom Zentrum von Phetchaburi in Richtung auf die Höhle, kann so einen Eindruck alleine schon vom Straßenbau her bekommen. Da geht eine vierspurige Straße mit Mittelstreifen geradeaus in die Ferne, überspannt mit einem nicht zu übersehenden Plakat, das Werbung für den Besuch der Höhle macht. Erst stehen da noch hohe Häuser, Hotels, Läden, irgendein Militärkomplex, Freiflächen für einen Abendmarkt, dann nur noch kleine Straßenrestaurants, ab und zu, eine Tempelanlage. Hunde jagen einen, wenn man mit dem Fahrrad vorbeikommt. Dann bricht die Straße ab. Man ist am Eingang des Nationalparks, äußerst auffällig markiert durch die großen Namenstafeln, die alle Nationalparks in Thailand haben. Wo geht es hier bitte zur Höhle? Ein schmales Sträßlein führt links um den Hügel herum, vor einem geht es nur noch zweispurig leicht ansteigend nach oben. Die Affen sitzen sitzen auf dem Asphalt und halten Brotzeit seelenruhig, so wenig ist da manchmal los.
Man ist mitten in einem extrem verkarsteten Gebiet. Beim genauen Hinschauen sieht man gleich ein paar Schächte. Einer hat ein Stahlgitter drüber gespannt, ein anderer ist am Grund voll mit Unrat. Also auch hier zeigt man oft wenig Respekt vor der Natur, sieht in ihr auch die bequeme Abfallgrube. Jenseits eines Sattels erreicht man einen sehr großen Parkplatz. Ein paar Häuschen sind am Rand, Souvenirshops, Kaffeeausschank, Suppenküche, geschlossene Touristeninformation, geschlossener Museumspavillion, eine offene Toilettenanlage. Hinweisschilder auf zwei Höhlen, eine davon die berühmte Khao Luang.
In den Eingangsschachtraum steigt man auf einer gemauerten Treppenanlage hinunter. Schon sind Reihen von Sitzbuddhas auf kleinen Steinbänkchen zu sehen. Überall kleine Figuren, mal in Felsnischen, mal an Tropfsteinen. Zwischen mächtigen alten Tropfsteinsäulen steigt man hinunter in die große Haupthalle mit den Dimensionen von 50 x 25 x 10 m. Die große Figur eines sitzenden Buddhas, goldglänzend im von oben kommenden Tageslicht, das durch eine große Schachtöffnung hereinkommt, ist nicht zu übersehen. Dutzende weiterer Buddhas säumen die Ränder des Höhlenraums, drei Chedis, oben spitzzulaufende Rundpyramiden, stehen auch entlang der Wände. In eine große Tropfsteinfigur sind Nischen geschlagen, in denen von hinter beleuchtete kleine Buddhafiguren sitzen. Eine große Buddhafigur mit einer Kobra, die ihn umschlingt und natürlich goldfarbig und rot ist, thront auf einer Seitenfläche, auch einen großen goldenen, und damit einem die eigene "Kleinheit" richtig bewußt machenden, liegenden Buddha gibt es. Dann geht man durch eine Türe in einer Mauer und kommt in den dritten Abschnitt der Höhle. Wieder viele Buddhas und 3 Chedis, Deckenlöcher. Man kann noch ein paar Meter weitergehen, zum Teil im grasgrünen Licht elektrischer Lampen bis zu einer Treppe, die hinauf zu einem weiteren, normalerweise verschlossenen Eingang führt.
Die Khao Luang ist nicht die einzige Höhle im
Hügel. Schon vom großen Parkplatz aus weist ein Schild auf ein
weiteres Höhlenobjekt. Vorbei am anderen Eingang in die Khao
Luang führt ein gepflegter Weg. Man merkt das, weil die oft
täglich gekehrt werden und sich so deutlich von den sich selbst
überlassenen Naturbereichen unterscheiden. Unangenehm sind die
vielen Hunde, die auf einen kläffend und geifernd herantoben. Da
hilft nur ein langer Stecken, den man drohend schwingt. Die
Sprache verstehen sie und lassen einen in Ruhe.
Auf einmal ist das eine weite Vertiefung im Boden, Stufen führen
hinab und man hat eine Meditationshöhle erreicht. Davon gibt es
in der näheren Umgebung noch mehr. Sie sind leicht an dem
glatten, wohl mit Hilfe von Beton hergestellten Bodenflächen
erkennbar, wo sich die Meditierenden hinsetzen. Manche haben
sogar eine niedrige Holzplattform aufgestellt. Allerlei größere
und kleinere Buddhas und ähnliche Figuren stehen in vielen
Nischen. Durch eine Naturbrücke kommt man in eine kesselartigen
Felsform. Überall sind Nischen und richtige Höhlen. In einer
standen im März 2011 auf zwei Brettern die Almosenschalen von
mindestens 10 Personen. Ein großer Baum wächst in der Mitte.
Vielleicht ist das der 200 Jahre alte Boddhibaum, der dort mal
gepflanzt worden ist. Eine seltsame Sache habe ich auch gesehen.
Entlang mehrerer Felswände sind Holzstecken angelehnt, viele.
Wozu das gut sein soll? Um welches Ritual es sich da handelt?
An einer anderen Stelle des Hügels hat sich jemand in einer Höhle seine Wohnstätte errichtet. Der Bewohner oder die Bewohnerin war zwar nicht da, aber die ganzen Utensilien, die man zum Leben braucht, Bett, Kleidung, Geschirr usw.. Es muß ein Fan des Königshauses sein, denn an der Wand klebten jede Menge Bilder des Regenten. Und am Abfallhaufen konnte man sehen, was so alles hier konsumiert schon wurde. Da wurde der spirituellen Entwicklung wohl schon manchmal nachgeholfen!
Es ist möglich, den gesamten Khao Luang hill zu umkreisen. Ich habe das im März 2011 mit dem Fahrrad mal gemacht. Schon der Kataster von Dunkley weist 9 Höhlen an den Flanken des Hügels auf, allerdings ohne Detailangaben. Viele der Höhlen sind nicht zu übersehen. Eine besonders interessante hat wohl längere Zeit als Meditationshöhle gedient und heute aufgegeben. Ein Gitter sperrte früher den Eingang ab und ist heute aufgebrochen. Das Boden ist flach betoniert und führt hinüber in einen weiteren kleinen Raum unter einer niedrigen Stelle durch. Daß da Profis am Werk waren, das sieht man an den Resten des Klohäuschens, das vor der Höhle stand und von dem jetzt nur noch die Fundaments existieren.
Eine weitere Höhle ist noch bewohnt. Die Statue eines stehenden Buddhas ist gleich neben dem vergitterten Eingang. Ein kläffender Hund paßt auf. Als ich dort war, da kamen gerade zwei junge Frauen aus der Höhle auf die ein Mann auf einem Motorroller wartete. Sie hatten sich beim Einsiedler in der Höhle, ich nehme mal an, er ist einer, Rat geholt.
Leider ist alles voller Dreck und Unrat. An einer Stelle, wo es eine Art Karstquelle manchmal wohl ist, türmen sich die Plastik- und Gipshaufen.
Mindestens 3 Klosteranlagen gibt es um den Hügel herum, die Höhlenbezug haben. Am bedeutendsten ist die Tham Klaeb im Wat Boon Thawi. Dort leben buddhistische Nonnen, die auch den Betreuungsdienst in der Khao Luang täglich übernehmen. Die Tham Klaeb ist eine Gewirr von Felsspalten, in denen in jeder Ecke religiöse Figuren aufgestellt sind. Natürlich sind da jede Menge Buddhas, aber auch Figuren, die wohl eher hinduistisch sind, fehlen nicht. Außerdem ist man dauerbeschallt mit Mantras, die vom Band abgespielt werden.
Literatur:
Munier, Christopher | Sacred Rocks and Buddhist Caves in Thailand, White Lotus Press, Bangkok 1998 |
Dunkley, John R. | The Caves of Thailand. Speleological Research Council Ltd., Sydney 1995 |
Kusch, Heinrich | Ergebnisse speläologischer Forschungen in Thailand (Stand 1978), Die Höhle 2-1982, S. 59ff. |
Links:
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