Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Höhlen im Thung Salaeng Luang National Park, Phitsanulok-Provinz, Thailand


Die Provinz Phitsanulok liegt am Südrand von Nordthailand. Die Provinzhauptstadt war mal für 25 Jahre sogar mal schon Hauptstadt von ganz Thailand - damals in den Jahren um 1450. Etwa 80 km östlich davon befindet sich einer der flächenmäßig größten und wichtigsten Nationalparke Thailands, der Thung Salaeng Luang National Park. 1.262 km² umfaßt er. Die Höhe variiert zwischen 300 m und 1.028 m. Im Süden ist das Gelände überwiegend flach, ansonsten ist es hügelig. Laubwald und Buschwerk bedecken die Oberfläche mit einem für Südostasien typischen Gepräge. Es soll dort Tiger geben, Elefanten, Marder, Zibetkatzen, Adler, Fasane und Nashornvögel. Als Sehenswürdigkeiten gelten der Namtok Kaeng Sopha, ein dreistufiger Wasserfall, Thung Salaeng Luang, Thung Nang Phaya und Thung Non Son, Gras- bzw. Wiesenlandschaften und verschiedene große Salzlacken bei Pong Sai und Pong Thung Phaya.

Seit 1972 ist das Gebiet Nationalpark. In den 60er bis in die 80er Jahre war es von kommunistischen Aufständischen beherrscht. 1981 und 82 kam es zu schweren Kämpfen mit den Guerillas in der Nähe von Khao Kor, in denen sie besiegt wurden

Der Untergrund in einem großen Teil des Parks besteht aus Sandsteinen aus dem Oberen und Unteren Jura. Am Südwestende des Parks treten dann Kalksteine aus dem Perm an die Oberfläche und zeigen sich in Form von steilen, unzugänglichen Karsttürmen, die die großen Flächen mit Feldern überragen. Einige dieser Karsttürme sind schon wieder verschwunden, weil eine aktive Steinbruchindustrie ihnen zu Leibe gerückt ist.

3 größere Höhlen liegen an diesem Südwestrand, jeweils an den Stellen, wo das Wasser aus dem Untergrund wieder zum Vorschein kommt: Tham Dao mit einer vermessenen Länge von 1,1 km, Tham Phra Wang Daeng (zu deutsch: Die rote Palasthöhle der Mönche), momentan (2011), die längste Höhle Thailands mit 13,8 km und Tham Phra Sai Ngam (zu deutsch: Höhle des Mönchs, der einen schönen Seitenbaum besitzt?), die auch 1,7 lang ist. Die Dimensionen der Gänge sind gelegentlich gewaltig, 25-30 m Breite und 20-25 m Höhe kommen schon vor. Der Eingang in die Tham Phra Wang Daeng liegt auf dem Gelände eines kleinen Klosters. Sie ist natürlich den Mönchen immer schon bekannt bewesen und es finden sich eine Reihe von Buddhastatuen in ihr. Eine Geschichte erzählt von einem Mönch, der einmal in die Höhle eingestiegen sei, um sie so weit wie möglich zu erkunden. 3 Tage sei er unterwegs gewesen und das nur mit einfachsten Mitteln. Die Forschungen ergaben, daß das keine Mär war, sondern auf Tatsachen beruhte!

Neugierig gemacht durch diese Berichte, versuchten wir, Alfred und ich, im Februar 2011 einmal selber die Höhlen zu besuchen. Dazu unterbrachen wir unsere Reise mit der Eisenbahn von Ayuthaya in den Norden Thailands in Phitsanulok und stiegen abends am dortigen Bahnhof aus. Nicht weit davon fanden wir eine Backpackerbleibe für eine Nacht. Am nächsten Morgen ging es erst einmal mit Kleinbus zum Busbahnhof außerhalb der Stadt, von wo der Überlandbus Richtung Osten auf Lom Sak zu abfuhr. Mit Finger auf die entsprechende Stelle im Lonely Planet Führer zeigend begriff der Schaffner im Bus, so etwas gibt es in den Bussen in Thailand tatsächlich noch, wohin wir wollten. Bei km 80 an der Straße von Phitsanulok nach Lom Sak hielt kurz der Bus, unserer Gepäck kam aus dem nur von außen zugänglichen Gepäckfach, dann fuhr er schon weiter. Wir waren ganz auf uns nun gestellt. Die Temperatur lag schon über Jahresmittel von 25° Celsius, so daß jede Bewegung schweißtreibend wurde. Wohin sollten wir uns nun wenden?
Eine geteerte Fahrstraße führte neben dem riesigen hölzernen Nationalparkschild zu einigen kleinen Häusern im Wald. Wir machten dorthin auf. Ein junger Mann saß einsam an der Schranke und bewachte den Zugang. Er brauchte sie für uns natürlich nicht zu öffnen, den Wanderer, auch mit großen Rucksack auf dem Rücken, sind flexibel. Reden konnten wir nicht miteinander, denn er sprach nur Thai und wir nicht. So ging es uns an diesem Tag noch öfter. Links von der Straße stand ein klappriges Militärauto, wohl ein Überbleibsel der Guerillazeiten. Am Empfang im Besucherzentrum war tatsächlich eine junge Dame, die wenigstens ein paar Bröckchen Englisch verstand. Was wir wollten und was sie bieten konnte, das errieten wir gegenseitig eher halbwegs, als daß es zu wirklicher Kommunikation kam. Begierig suchte ich nach irgendwelchen Broschüren, aber viel war da nicht. Und wenn, dann stand das meiste auf Thai. Ein Zettel, auf dem etwas über einen "Taksinmaharat National Park" stand, fiel uns in die Hände. Ob der was mit diesem Nationalpark zu tun hatte? Keine Ahnung, auch heute noch. Ein Raum mit Schautafeln ausgestattet. Immerhin sahen wir da ein paar Höhlenfotos, aber vom Text bekamen wir wiederum gar nichts mit, weil alles auf Thai geschrieben stand. Alles, was wir käuflich erstehen hätten können, wäre ein T-Shirt gewesen mit dem Aufdruck des Namens des Nationalpark. Da half uns nun wirklich nicht weiter.
Irgendwie konnten wir kommunizieren, daß wir gerne bleiben möchten. So kam es zur Zuteilung eines Übernachtungsplatzes. Erst wurde da ein aberwitziger Preis genannt, der eher zu einem 4-Sterne-Hotel gepaßt hätte, aber der wurde dann einigermaßen auf Normalniveau zurückgenommen wurde. Ein junger Mann holte uns ab und führte uns zu der dreieckigen Waldhütte in der Nähe. Wir stellten ja keine großen Ansprüche, so daß das schon ok war. Eines wollten wir noch, was zum Essen. Eigentlich gab es nichts. Eine gekennzeichnete Cafeteria hatte zu, was kein Wunder war. Niemand außer uns war als Tourist da! Es war schon fast gespenstisch. Der junge Mann verstand unser Problem und besorgte uns aus dem Angestelltenessen der Beschäftigten des Parks zwei gute Portionen für einen vernünftigen Preis. Dazu gab es noch 2 Glas Wasser. So waren wir erst einmal gerettet.
Wo waren sie nun, die Höhlen? Nirgends gab es einen Hinweis. Einige Hinweisschilder wiesen zu Campingplätzen, die einige Kilometer entfernt waren, irgendwo sollte es auch Wasserfälle geben, Waldlandschaften sollten erwandert werden können. Wir folgten erst einmal einem dieser Hinweise, kamen an einem wohl schon sehr alten hohen Baum vorbei, zu dem ein ausgeputzter Weg direkt hinführte. Dann gab es da auf einmal eine Tafel mit Pfeil nach rechts und einigen Figuren drauf, die irgendwie wohl die Entwicklung der Menschheit vom Affen bis zu unserem heutigen Zustand als Aufwärtsbewegung darstellte. Wir folgten einfach, mangels Alternativen, dem Trampelpfad und gelangten so in einen richtigen kleinen Bambusurwald. Hier wurde zum ersten Male so richtig spürbar, daß wir nun in einer ziemlich fremden Welt uns aufhielten. Kleine Tafeln mit den Namen der Pflanzen zeigten, daß wir hier wohl auf einem Naturlehrpfad geraten waren. Der zog sich und zog sich dahin, bergrauf, bergrunter, immer weiter im Kreis fort. Nach bestimmt 3 km endete er an einer Teerstraße. Daß es die war, wo wir abgebogen waren, konnten wir nicht wissen, sondern nur annehmen. Ziemlich erschöpft gings zurück und tatsächlich stießen wir wieder auf Schild bei der Abzweigung. Zurück ging es zum Nationalparkzentrum, noch einmal zu der Dame am Empfangscounter, vorbei vorher an 3 Wegkehrerinnen, voll verhüllt bis unter die Hutkrause. Wir starteten einen erneuten Informationsversuch. Was wir hörten, das klang danach, daß die Höhlen ganz ganz weit weg seien, 100 km müßten wir zurücklegen, eh wir dort ankämen. Ob es nicht irgendwelche Fahrzeuge zu mieten gäbe? Fahrräder zum Beispiel? Fehlanzeige. Bus, Taxi? Fehlanzeige. Ob es irgendwo etwas zum Essen oder Trinken gäbe? Fehlanzeige. In 2 km Entfernung gäbe es einen Verkaufsstand an der Hauptstraße. Da bekämen wir was für Nahrungs- und Getränkeversorgung.
Wir machten uns auf und versuchten es. In Thailand geht keiner zu Fuß entlang der Straßen, außer den besonderen Wandermönchen, die dazu ihr orangenes Gewand gegen ein dunkelbraunes wechseln. Einen davon habe ich dann tatsächlich unterwegs getroffen! Es sollte einen kürzeren Weg durch den Park geben, aber den konnten wir nicht finden. So ging es also der Fahrstraße entlang. 1 km, 2 km, der Stand war leer. Weiter ging ich. Bergauf, bergab, linksrum, rechtsrum und lange geradeaus. Es waren wohl schon 6 km Wegstrecke, die in der großen Hitze zurückgelegt hatte, da hielt eine Frau ihren Pkw an und bedeutete mir, doch mitzufahren. Besser schlecht gefahren als gut gegangen. Sie fuhr los, aber das half nur wenig. Denn nirgends war ein Verkaufsstand! Da, doch mal einer. Eine junge Frau hatte eine kleine Suppenküche aufgebaut, einen kleinen Kühlschrank dabei. Das wars für mich. Ich stieg aus, lief rüber und kaufte 5 Flaschen kühles Mineralwasser. Das tat ich in den Rucksack und lief nun wieder zurück zum Nationalparkzentrum. 10 km waren das nun. 2 Stunden laufen. Unterwegs kam ich an 2 plattgefahrenen Schlangen vorbei, haufenweise Müll, einigen einfachen Häusern. Zwei junge Männer auf einem Mofa hielten, wollten herausfinden, was ich da wollte? Sie sprachen nur Thai, so war es mit der Kommunikation nicht weit her. Wenige Meter weiter hielten sie noch einmal an, gaben mir ihr Handy, das die Verbindung zu jemand herstellte, der wenigstens Englisch konnte. Wo ich hinwollte? Zum Nationalpark, zur Hauptverwaltung, zum Nationalpark. Der Unbekannte am Telefon verstand nicht. Wir gaben auf. Ich ging weiter und weiter und weiter. Die Sonne begann schon unter den Horizont zu sinken. Endlich war ich zurück, müde, zerschunden, und gerade noch 2 Flaschen Wasser im Rucksack habend. Der Schrankenwächter war noch da, ansonsten war alles wie ausgestorben. Glücklicherweise hatte wir noch ein paar Keks dabei und etwas Mineralwasser. Da lernt man bescheiden zu sein. Ein Erlebnis war die Lautkulisse im nächtlichen Wald, die sehr gut wahrnehmbar in der Waldhütte war. Leider auch der Lärm der Autos von der nahen Straße.

Am nächsten Morgen gab es natürlich auch kein Frühstück. Den Schlüssel gaben wir am "Accommodation"-Gebäude ab, das voller Personal steckte. Bei der momentanen Belegung kamen auf jeden Gast, wir waren ja zu zweit, 5 Verwaltungsangestellte. Was die wohl alles zu tun hatten? Halt, wir waren nicht mehr alleine. Ein Pickup stand jetzt noch da voller Schüler, die scheinbar zu den Campingwiesen unterwegs waren.
Eine Sorge hatten wir noch. Wie sollte wir da wieder wegkommen? Eine Nachfrage ergab, daß ein Bus bald die Hauptstraße in Richtung Phitsanlok nehmen würde. Wir stellten uns jedenfalls an den Straßenrand und hofften, daß er uns wahrnehmen würde. Von einer offiziellen Haltestellenmarkierung war jedenfalls nichts zu sehen. Wir warteten und warteten. 5 Minuten, 10 Minuten, eine halbe Stunde. Kein Bus. Und dann doch. Rucksack rein ins Gepäckfach und hinein in den Bus und weg. Nur noch weg.

Wenn man zu den Höhlen will, dann muß man selber für Fahrzeuge sorgen. Im Phitsanlok oder Lom Sak ein Auto oder ein Mofa mieten und selber fahren oder sich ein Taxi für den Tag nehmen. Bei dem thailändischen Preisverhältnissen ist das alles bezahlbar, besonders wenn sich die Kosten unter mehreren aufteilen lassen.

 

 

 

 

 

 

 


Literatur:

Munier, Christopher Sacred Rocks and Buddhist Caves in Thailand, White Lotus Press, Bangkok 1998
Dunkley, John R. The Caves of Thailand. Speleological Research Council Ltd., Sydney 1995
Kaufmann, Georg Thailand 97, The International Caver (20) 1997, S. 13ff.
Brooks, Simon Thailand 1998-1999, International Caver 2001, S. 74ff.

 


 

Links:

Allgemein:

http://www.dnp.go.th/parkreserve/asp/style2/default.asp?npid=20&lg=2

http://www.thaiforestbooking.com/np_home.asp?npid=20&lg=2

Speläologisch:

http://www.thailandcaves.shepton.org.uk/


Landschaft und Höhlen in Thailand


[ Index ] [ Englisch version ] [ Höhlen und Höhlengebiete ] [ Kunst ]
[ HöRePsy ] [ Höhlenschutz ] [ VHM ] [ Veranstaltungen ] [ Links ]