Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Landschaft und Höhlen in den Flinders Ranges, South Australia
Das Mt Lofty-Flinders Ranges-System ist die
wichtigste Bergkette des Bundesstaates Südaustralien, das sich
über 800 km vom Cape Jervis bis zum nördlichen Ende des Lake
Torrens und den Salzseen erstreckt. Die Flinders Ranges an sich
erstrecken sich über 500 km in nordsüdlicher Richtung. Sie
bestehen aus Gesteinen, die bis zu 1 Milliarde Jahre alt sind,
bis ins Präkambrium zurückreichen und damit zu den ältesten
heute bekannten zählen.
Grob wird das Gebiet in drei Regionen eingeteilt: die Southern
Flinders Ranges, die nordwestlich in 200 km Entfernung beginnen.
Der Mt Remarable gehört zu den höchsten Bergen der ganzen
Bergkette, in den Wäldern des Wirrabarra und Bundaleer Forests
läßt sich gut wandern, in den Central Flinders Ranges liegt das
Highlight des ganzen Gebietes, der Wilpena Pound, und im Norden
dann die Northern Flinders Ranges, die in die Wüsten im Zentrum
Australiens führen.
3 Nationalparks gibt es dort, den Mount
Remarkable National Park, den Vulkathunha-Gammon National Park
und den Flinders Ranges National Park, ein 912 km² großes
Naturschutzgebiet.
Einen besonders guten Einblick in die Geologie der Region bekommt
man bei der Durchfahrt durch die Brachina Gorge. Ein geologischer
Lehrpfad erschließt dort auch für den Laien die erstaunliche
Erdgeschichte, die da wir ein Buch vor einem aufgeblättert ist.
Von Kilometer zu Kilometer fährt man da durch die
Jahrhundertmillionen. Es beginnt mit 800 Millionen Jahre alten
Quartzschichten, wechselt dann zu Kalk, zu Sandstein, wieder zu
Quartz und noch anderen geologischen Formationen. Immer
"jünger" werden die Schichten, ehe dann alles mit den
520 Millionen alten Wirrealpa-Kalkschichten zu Ende ist. Mit der
Schlucht ist es vorbei und weiter geht es nur noch hinaus in die
flache Wüste.
220 Höhlen sind laut einer Veröffentlichung der CEGSA, der Cave Exploration Group (South Australia) Incorporated bislang dort bekannt. Sie würden sich alle in isolierten Vorkommen aus altem kristallinen und dolomitisiertem Kalk befinden, die über das gesamte Gebiete verstreut sind. Die meisten Höhlen hätten eine horizontale Struktur, aber es gibt natürlich auch ein paar vertikale und ein paar Schächte. In einigen würde der Grundwasserspiegel erreicht und es gäbe es eine ganze Menge Höhlen, die beim Bergbau angefahren wurden und so zugänglich wurden.
Für den Touristen, der keine Spezialinformation
mitbringt, wer diese Höhlen alle unbekannt bleiben. An zwei
Stellen in dem Gebiet stößt er trotzdem auf das Wort
"cave", aber die sind im eigentlichen Sprachgebrauch
bei uns eher solche nicht, sondern man sollte sie besser als
"Felsdächer" bezeichnen. Das mindert den Wert ihres
Besuches überhaupt nicht, weil der durchreisende Besucher dort
ganz leicht mit der Kunst der Aborignes in Kontakt kommen kann.
Sie sind wohl etwas, was man auf deutsch "Bauernopfer"
nennen kann. Der Wunsch der Touristen, etwas zum Sehen unterwegs
zu bekommen, wird erfüllt, ohne daß dadurch zu großer Schaden
angerichetet wird, wenn dort auch "unvernünftige"
Besucher hinkommen, jedenfalls, wenn sie nicht zu rabiat sind und
die Schutzvorrichtungen vielleicht sogar zerstören.
Die "Yourambulla Caves" und der Arkaroo Rock sind auf
diese Weise erschlossen. Zu den Yourambulla Caves leitet ein
unübersehbares Straßenschild. Ein Parkplatz ist dort angelegt,
eine Tafel erklärt dem Besucher den Ort, daß der Name zum
Beispiel von 'yura bila' käme, was soviel wie zwei Männer
bedeuten würde. Dann geht es auf einem gebahnten Fußweg leicht
ansteigend bis unter die sich auftürmenden Felsmassen. Viele
Känguruhs haben wir unterwegs im August 2008 dort gesehen. Dann
spaltet sich der Weg. Nach links geht es zur Höhle 1, nach
rechts zu 2 und 3. Die Einser ist durch eine Alutreppe
erschlossen über die jeder mit zwei gesunden Füßen bis unter
das Felsdach gelangen kann, um dann vor den Gittern zu stehen,
durch die die Felszeichnungen des Adnyamathanhavolkes vor den
Zugriffen moderner Vorbeieilender wenigstens einigermaßen
geschützt sind. Die beiden anderen Höhlen sind im Kern große
Auswitterungsformen in riesigen Felsen, in denen dann die
Felszeichnungen angebracht worden sind. Vom Charakter her haben
sie mich sehr an Formen im Wald von Fontainebleau erinnert, wo
ähnliche Hohlräume im Sandstein vorkommen, die dann auch mit
Felszeichnungen von ganz anderen Menschen versehen worden sind.
Den Arkaroo Rock mit seiner bildergeschmückten Felsnische muß
man sich einige Kilometer entfernt eigens erwandern. Auch er
lohnt natürlich die kleine Anstrengung, denn auch dort ist noch
der "Zauber" dieses Ortes zu spüren.
Felszeichnungen können Normaltouristen auch noch im Sacred Canyon besuchen. Eine ungeteerte Straße führt dorthin, wieder ist eine Tafel dort, die einem die zu sehenden Symbole erklärt, z.B. daß drei Halbbögen übereinander "Windbreak" bedeuten würde oder 4 konzentrische Kreise "Rockhole or Spring". Unschwierig geht es bachlaufaufwärts und bald darauf sind dann in der Felswand zwei in den Stein gehauene Kreise zu sehen. An der Hauptfelsbildwand noch mehr alte Formen - aber, das ist halt das große Problem, auch "neue". Das ist verrückt - billigste, schnellste Banalität neben tiefstem Gespür - aber ist halt auch wiederum äußerst kennzeichnend für "unsere" Zeit.
Arkaroo Cave
Brachina Gorge
Sacred Canyon
Yourambulla Caves
Literatur:
Hamilton- Smith, Elery, Flanel, Stan, Reardon, Terry | Mining Bat Guano in the Flinders Ranges |
Laurence, Ruth, E. | Geology and Caves of the Flinders Ranges |
Cerny, Christine | Australien - Traumzeitstätten und heilige Landschaften, München 1995 |
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