Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Landschaft und Höhlen der Tasman Peninsula, Tasmanien

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Remarkable Cave


An der Westseite Tasmaniens gibt es zwei Halbinselnaturwunder - Tasman und Freycinet. Beide sind wirklich keine "Geheimtips". Die Tasman-Halbinsel hat eher eine traurige Vorgeschichte, die Freycinet-Halbinsel steht in jedem Touristenführer. Und doch. Wer zum "richtigen" Zeitpunkt dorthin gerät, der kann auch heute noch deren vollen Zauber erleben, vollkommen unabhängig von allem Geld und Rang, den er ansonsten auf diesem Planeten sonst einnimmt.
Vielleicht gerade deshalb. Geld kann wirklich nicht alles kaufen....

Auf die Tasman-Peninsula wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts ein Teil der sozialen Probleme Englands abgeschoben in Form von vielen Menschen, die man als Verbrecher verurteilt und dorthin deportiert hat. Auch 3.000 Kindern ging das so, die man auf einer eigenen kleinen Vorinsel zusammenpferchte. Es ist schon etwas schaurig, wenn man sich vorstellt, was sich hier alles an Leid abgespielt hat. Einen Vorgeschmack bekommt man am Eagleshawk Neck, dem schmälsten Stück der Halbinsel. Dort hatte man eine Wachmannschaft postiert hinter dem Todesstreifen, der von blutrünstigen Hunden bewohnt war, die man in Fässern als Wohnstatt hielt oder auf kleinen Pontons im Wasser, damit keiner der Gefangenen davon käme, wenn er es mit Schwimmen probieren wollte. Heute erinnert an diese Zeiten die Bronzefigur eines solchen Kläffers an diese schweren Zeiten.



Das ehemalige Gefängnis ist heute zu einer großen Touristenattraktion ausgebaut. Es kam mir schon sehr komisch vor, da jetzt auch einen Souvenirladen und ein großes Restaurant vorzufinden. Für Leute mit einem besonders ausgefallenen Geschmack bietet man sogar "ghost tours" an. Wer weiß? Vielleicht spukt es ja irgendwo heute noch dort. Ich habe mich damit begnügt aus der Ferne einen Blick auf diese Mauern mit schmerzvollster Geschichte zu werfen. Ziel war es ja gewesen, auch mit den schwersten Verbrecher etwas zu machen, was auf englisch "to grind down" heißt.

Diese traurige Geschichte ist nur die eine Seite. Die andere ist eine prachtvolle Natur.


"Tessellated Pavement"

Moderne Stelzenhäuser

Maingon Bay

The Lanterns

Unterwegs zum Cape Huay
Brandungshöhle
Ein blowhole beim Cape Huay
 

Auch für den Höhleninteressierten gibt die Tasman-Halbinsel einiges her. Auf jeder guten Straßenkarte ist die "Remarkable Cave" eingetragen. Sie lohnt wirklich den Besuch, alle schon wegen ihrer Traumlage über der Maingon Bay. Auch dort ist die Welt zu Ende und es bleibt nur noch der Blick übers tosende Meer unter einem. Auf einem Holzstegweg geht es hinunter auf Meeresniveau. Zuerst hört man das Tosen des Meerwassers in der Höhle, ehe am Ende erst der Blick frei wird. Durch einen etwa 100 m langen Tunnel schießen die Wellen herein. Auf der Meerseite gibt es sogar zwei Eingänge. An einer ganz bestimmten Stelle, wenn man in den Eingang blickt, dann sieht man was ganz Verblüffendes: den Umriß von Tasmanien, dieses auf den Kopf gestellte Dreieck!

Gleich in der Nähe von Eagleshawk Neck zweigt eine breite Straße ab, die zu einigen der größten Naturwunder dort unten führt. Der Reigen beginnt mit dem "Tasman Blowhole". Ein kleiner Weg ist heute angelegt, der die Besucher führen soll. Die Attraktion ist natürlich der Felskessel, in den durch einen langen Tunnel das Meerwasser hereinschießt und je nach Wetterlage mehr oder weniger hochkocht. Es ist einfach spannend, auch die andere Seite zu sehen und so probierten wir das auch. Als erstes rät einem ein großes Schild davon ab, da weiterzugehen, weil es gefährlich sei. Dann kommt man an eine Stelle, wo eine Gedenktafel einen aufklärt. Da hat es mal ein schlimmes Unglück gegeben. Zu Zeiten, als diese Seite noch touristisch erschlossen war, stieg da mal ein frisch verheiratetes Paar in die Höhle und wurde von einer außergewöhnlich hohen Welle dort erfaßt und beiden ertranken. Früher muß da mal eine Eisenleiter zur Überwindung einer Felsstufe gestanden haben, die heute bis auf allerletzte Reste entfernt ist. Man muß schon geschickt klettern, um heute noch hinaufzukommen. Oben kann man auf breiten Felsbändern bis ans Meer vorlaufen und ganz einfach zum Höhleneingang gelangen.

 

Ein kleines Stückchen weiter kann man beim Tasman Arch halten. Rundherum geht ein massiver Holzzaun, um alle Besucher davon abzuhalten, da noch näher an den Schachtrand ranzugehen. Man sieht auch so genug. Eine riesige Naturbrücke tut sich vor einem auf, vielleicht 70 m hoch. Sie entstand, als das Höhlendach der Brandungshöhle teilweise einbrach und nur noch der meerseitige Teil stehenblieb. Was passiert, wenn gleich alles zusammenstürzt, das kann man 100 m weiter in der Devils Kitchen bewundern. Da geht eine tiefe Felsschlucht ins Inselinnere, die sich weiter innen aufspaltet in Klüfte. Wer noch nicht genug hat, der kann dem gut ausgebauten Küstenweg folgen und bis zum Patterson Arch wandern. Dort hat die Natur noch so ein Monument entstehen lassen.


Tasman Arch

Devil Kitchen
 
Patterson Arch  

Der lonely planet-Führer Australia bezeichnet die Freycinet-Halbinsel als ein "walker's paradise" und das ist es wirklich. Irgendwann hört in der Coles Bay die Fahrstraße auf und ab da geht es nur zu Fuß weiter. Man befindet sich wieder in einem Nationalpark und das ist spürbar. Vor allem die weißen Sandstrände sind das, was die Leute anzieht.

Abends an der Coles Bay
 
Blick auf die Freycinet-Halbinsel von Küstenstraße
bei Swansea

In den Doleritfelsen um den berühmten Aussichtsplatz finden sich sogar ein paar Verbruchhöhlen.

Literatur:

lonely planet Australia, 2004

Links:


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