Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Doolin
Burren, Irland


Doolin kennen viele, die Irland besuchen. Gus O'Connor's ist einfach ein Begriff für alle, etwas übrig haben für ein uriges irisches Pub, in dem es auch gute Musik zu hören gibt. Und die Umgebung des Strands ist eines der typischen Vorkommen der "limestone pavements", dieser kahl geputzten, zerfressenen Kalkplatten, die nur selten wo anders so schön zu sehen sind.

 
 

Im Hinterland wird die Landschaft grün durch die überall vorhandenen Wiesen, die als Weideland genutzt werden..

   
   

Darunter befindet sich ein kleines Naturwunder, die zweitlängste Höhle Irlands, die Doolin Cave.

Typischerweise hat eine Burrenhöhle nur einen kleinen, von Gras umwachsenen Eingangsschlupf, in dem ein kleines Rinnsal verschwindet. Oft ist er nur so groß, daß ein Erwachsener gerade noch hineinkriechen kann. St. Catherin's 1, einer der drei Eingänge in das System der Doolin Cave, entspricht genau dieser Beschreibung. Flach auf dem Bauch liegend und vom 10° warmen Wasser "durchflossen" geht es erst einmal 45 m hinein. Solange es draußen nicht regnet und sich der dann angeschwollene Bach raumfüllend in diesen engen Gang ergießt, ist es nicht gefährlich. Solche in der Fachsprache Schluf genannte Engstellen sind höchstens unbequem und strapazieren den Durchhaltewillen. Es schließt sich ein noch engerer Gangteil an, durch den man sich je nach Körperumfang richtig quetschen muß (engl. to squeeze), um an einem von der Decke gefallen Block vorbeizukommen. Ziel ist ein höher gelegenes System flacher Gänge, die auf drei verschiedenen Wegen labyrinthisch in die gleiche Richtung ziehen. Nun kann man immerhin schon auf allen Vieren wie ein Hund vorwärts kriechen, um nach 275 Metern bei einem Blockhaufen auf einen etwas höheren schmalen Gang zu kommen, der endlich wieder das Stehen erlaubt....."

Der Eingang des Aran View Swallet

- die Verbauung zeigt, daß es nicht gerne gesehen wird, wenn da jemand in die Höhle vordringen möchte
Der gleiche Eingang 1976

- damals noch die Müllkippe des nahe gelegenen Aran View Hotels

   
   
   
   

Wie bei vielen anderen Höhlen in diesem Gebiet gilt, daß sie sehr hochwassergefährdet sind. Wenn es wieder mal, wie das ja in Irland oft vorkommt, mal stark regnet, dann sammelt sich das gesamte Wasser der Umgebung in den Höhlengängen und überflutet alles. Deshalb ist große Vorsicht bei allen Touren in die Höhle sehr am Platze.

Was heute als "Doolin Cave" vermarktet wird, das ist eigentlich eine Höhle, die früher den Namen "Pon-an-Ionian" trug. Ziemlich reißerisch wird sie in der Süddeutschen Zeitung 2019 z.B. so angekündigt: "Der große Stalaktit von Doolin ist eines der bestgehüteten Geheimnisse am Wild Atlantic Way." Wer verzapft solchen Blödsinn? Oder gibt den Auftrag dazu? Der Tropfsteinriese sei mit seinen 7,3 m Länge "der größte bisher entdeckte in Europa und der drittgrößte der Welt". Oh heiliges Unwissen! 


Literatur:

Self, C.A. Caves of County Clare, published by The University of Bristol Spelaelological Society, ohne Jahresangabe
Ohne Verfasserangabe Unterirdisch gut: Doolin Cave - Größter Stalaktit Europas, Süddeutsche Zeitung Nr. 253, 2./3. November 2019, S. 31

Links:

Caving Doolin Stalactite Cave Ireland Caving County Clare Caves Clare Doolin Great Stalactite

https://doolincave.ie/

Landschaft und Höhlen in Irland


[ Index ] [ Englisch version ] [ Höhlen und Höhlengebiete ] [ Kunst ]
[ HöRePsy ] [ Höhlenschutz ] [ VHM ] [ Veranstaltungen ] [ Links ]