Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Landschaft und Höhlen in der Gegend um Rotorua, North Island, NZ
Rotorua wird in den touristischen Beschreibungen
in höchsten Tönen gelobt. 45 Minuten Flugzeit oder drei Stunden
mit dem Auto, dann ist man in dem "ältesten und
wahrscheinlich auch bekanntesten Ziel in Neuseeland".
Bekannt ist der Ort vor allem durch die heißen Thermalwässer
geworden, die schon die Maoris zum Kochen und Baden benutzten.
Nur positiv ist das Vorkommen dieser Wässer, die heute in vielen
Hotelpools und etwa dem "Polynesian Spa" genutzt wird,
nicht. Öfters hängt ein Geruch nach verfaulten Eiern über der
Stadt, so daß sie auch schon "Sulphur City" oder, ganz
bissig, als "Fartopolis" bezeichnet wurde.
Als "thermal wonderland", das einzigartig auf der Welt
ist, so ein Tourismusprospekt, umschließt eine großes Gebiet,
in dem der gesamte Formenschatz einer vulkanisch aktiven Erdzone
beobachtet werden kann. Die Berge rundum sind alles erloschene
Vulkane, leicht an ihrer Kegelgestalt erkennbar. Der letzte
große Ausbruch war 1886 und der vernichtete neben einigen
Maoridörfern auch eine der größten und berühmtesten
Sehenswürdigkeiten der Gegend, die rosa und weißen
Sinterterrassen von Rotorua.
Es gibt noch genug zu besichtigen. Allerdings braucht man für
die schönsten und eindrucksvollsten Naturschauspiele heute schon
einen dicken Geldbeutel. Um alle wichtigen Zonen sind heute hohe
Zäune errichtet worden und der legale Zugang ist nur über die
Zahlung meist saftiger Eintrittsgelder erlaubt. Will man aber was
sehen, daß man halt in diesen sauren Apfel beißen.
Besonders lohnt sich "Te Whakareaewa &
Te Puia" gleich am Stadtrand von Rotorua. Übersetzt heißt
der Platzname "The Gathering Together of the War Party of
Wahiao". Deswegen fährt da heute keiner mehr hin und würde
25 NZ-$ bezahlen. Da ein NZ-$ heute etwa dem Wert einer guten
alten DM entspricht, wären das ungefähr 13 . Für dieses
Geld kann man aber das sehr gut gestaltete
Maoriinformationszentrum besuchen, ein "marae", ein
Begegnungshaus aus Holz, mal besuchen, sich einer Führung
anschließen, die von kompetenten Maoris (wir hatten eine
quirrlige Maorin als Führerin) durchgeführt werden und die zur
Holzschnitzschule, dem Webzentrum (wo auch diese Baströckchen
geflochten werden), zu echten Kiwis (diese scheuen Vögel werden
dadurch überlistet, daß man sie in ein großes dunkles Haus
gesperrt hat, in dem die Lichtuhr anders herum läuft. Wenn bei
uns die Sonne scheint und es hell ist, dann ist es dort Nacht -
und umgekehrt. Mit diesem Trick sahen wir auf einmal tatsächlich
so Federbüschel in Natur, ein bißchen verborgen unter
Grashalmen, immerhin) und am Ende, wenn es klappt, auch einen
richtigen Geysir. Pohutu, auf englisch "Big Splash"
oder "Explosion", heißt er. Mehr als 20 m hoch soll
die Wasserfontäne sein und sie soll für 5 bis 10 Minuten zu
sehen sein. (Als wir da waren, da fiel dieses Schauspiel aus. Die
Naturkräfte wollen nicht, wir saßen auf warmen, manchmal
richtig a..aufheizenden Steinen, aber es passierte einfach
nichts. Ob man, typisch deutsch, auf Minderung des
Eintrittspreises hätte bestehen können? Wahrscheinliche
Reaktion: Kommen sie morgen wieder, da spuckt die Fontäne sicher
wieder.)
Wenn schon von Te Puia die Rede ist. Wer noch einmal 25 $
investiert, der kann auch mal an den dort regelmäßigen
Konzerten teilnehmen, wer ganz tief in die Tasche greift, der
gibt dann 80 $ für ein richtiges "hangi" aus" und
bekommt sogar noch ein Essen.
Wir haben so ein Konzert besucht, und das war Klasse. Warum
fliegen wir Europäer denn um die halbe Erde? Doch, hoffentlich,
wohl, um etwas anders als bei uns zuhause zu erleben. Und das
fängt schon bei der Begrüßung an. Die "Begrüßung"
eines "Fremden" kann etwas sehr Spirituelles sein.
Dafür muß man sich Zeit nehmen, die wir uns bei uns nicht mehr
nehmen. Einen kleinen Abklatsch einer echten
Begrüßungszeremonie haben wir auf jeden Fall erleben dürfen,
einen "hongi". Ganz verkürzt ist das der Nasenkuß im
Sinne der Berührung der Nase des anderen mit der eigenen Nase.
Jeder findet einen Menschen, den er begrüßt, schaut ihn an,
nähert sich ihm immer mehr, bis Nasenspitze auf Nasenspitze
passen, der Moment der Berührung, geht wieder auseinander, und
dann sagt man: "Kia Ora" und schaut sich weiter an.
(Unvorstellbar hier in Deutschland mit all den Hierarchien). Wenn
man dann später auch das Herausrecken der Zungen der Männer
mitbekommt, die das am Ende eines "haka", des
Kriegstanzes, machen, was im Grunde ein Ritual ist, das den
"Gegner" so erschrecken soll, daß er gleich das Weite
sucht, weil er sofort einsieht, daß er nur verlieren kann in
einem eventuellen Kampfe, dann finden das vielleicht irgendwelche
"wichtigen" oder "unwichtigen" Gemüter
"shocking" und gehen da nie mehr hin. Ich fand es toll,
stand ja selber auf der Bühne, als angelernter
Touristendarsteller, aber Spaß hats gmacht.
Hat ein "Höhlenforscher" in dieser
Gegend was verloren? Für den klassischen Karsthöhlenforscher
gibts da nix zu holen. Der könnte durchfahren bis Waitomo. Wer
ein bißchen sensibler für das Phänomen "Höhle" ist,
der stößt hier auf Grenzen, die nur selten so fein sich
darstellen. Denn, wann ist eine "Höhle" eine
"Höhle". Bei dieser Frage geht es ans Grundsätzliche
und auch hier, ähnlich wie in Gletscherregionen, steht ein
Hintergrundkriterium von "Höhle" im Feuer - die
Dauerhaftigkeit.
Wie lange muß eine Höhle existieren, damit sie als
"Höhle" bezeichnet wird? Als ein natürlich
entstandener Hohlraum im "Gestein", der vom Menschen
begehbar ist. Besucht man mal "Waiotapu", der Maoriname
für "Sacred Waters", dann man sich hierzu einige
Gedanken machen. Für 23 $ darf man das Naturwunder als
Erwachsener betreten. Durchweg auf hölzernen Stegen durchquert
man diese vom Vulkanismus extrem geprägte Zone. Ausdrücklich
wird man immer wieder verwarnt, ja auch den gebahnten Pfaden zu
bleiben, damit man keinen Unfall erleidet, wenn man auf ein
Stückchen Erdkruste träte, das beim Drauftreten nachgeben
könnte und man einbräche und vielleicht ganz darin
verschwände. Außerdem hilfts natürlich dem Naturschutz, denn
wenn die Zehntausende von jährlichen Besucher überall
herumtappen würden, dann wäre es schnell vorbei mit der bis ins
Filigranste sich erstreckenden Naturschönheit. Hier kann man
schnell sehen, daß auch "Krater" Höhlencharakter
haben, die sich dort aber oft nicht "befahren" lassen
würden, weil aus ihnen z.B. heißer Dampf herausströmt, so daß
jeder, der so einen Befahrung versuchen würde, ganz schnell
"gar" würde. Der Grund des Schachtes ist oft auch kein
richtiger Boden, sondern eine kochende graue Schlammbrühe, die
auch noch blubbert und spritzt. Man einigen bezeichnende Namen
gegeben: "Devil's Home", "Devil's Ink Pots",
"Thunder Crater", "Inferno Crater",
"Devil's Bath".
Dort liegt auch die größte (nicht im Sinne von Schüttung) und
tiefste Quelle Neuseelands, die den Namen "Champagne
Pool" trägt. Der Name stammt von den unendlich vielen
ständig aufperlenden Luftbläschen, die wegen des hohen
Carbon-Dioxidgehalts sich bilden. 60 m breit ist der Quellsee und
60 m tief. Die Wassertemperatur beträgt 74 ° C, was eine
Betauchung zu einer sehr heißen Angelegenheit machen würde.
Erwähnenswert sind auch die beiden "Sulphur Caves", an
denen die Besucherwege vorbeiführen. Das sind kleine
Felsüberhänge, an deren Wänden sich Schwefel abgelagert hat
und nun in feinsten gelben Kristallen die Wand bekleiden. Sehr
vergängliche Meisterwerke der Natur.
bg
Auch lohnend ist der Besuch der "Craters of the Moon". Dort geht es nicht so spektakulär zu wie an anderen Plätzen der Umgebung, aber auch hier pfeift aus so manchem Felsloch der heiße Dampf.
Eine kleine Naturschönheit off the beaten track ist diese Stelle
Kurz vor Taupo bietet sich die Gelegenheit die "Huka Falls" aufzusuchen. Die Niagarafälle Neuseelands, wie auch schon genannt wurden, entstehen durch eine 10 m hohe Felsstufe, über die sich der längste Fluß Neuseelands, der Waikato, ergießt. Für den Höhlenforscher besonders interessant ist, daß sich ausgerechnet dort eine kleine Höhle befindet. Angesichts der riesigen Wassermassen, die sich dort bewegen, muß das eine spektakuläre Tour sein.
In Taupo ist dem Höhleninteressierten durchaus ein Besuch des "Lake Taupo Museum & Art Gallery" zu empfehlen. Man ist dort ganz stolz darauf, daß man den "Garden of Wellbeing" wieder aufgebaut hat, der schon einmal eine Goldmedallie auf der Chelsea Flower Show 2004 gewonnen hätte. Man möchts kaum glauben, aber für ihn ist richtig Platz gewesen für eine Höhle. Sie soll "Te Waho o Ruamoko" darstellen, den Mund des Gottes der Unterwelt der Maoris. Ruamoko ist der Gott der Vulkane und der Erdbeben. Die Höhle steht für den Zugangsweg für Geister, die das unterirdische Reich erreichen wollen.
Das "Moa Feast diorma" war schon mal 1924 auf
der Empire Exhibition in England und zeigt das Leben der Maoris
vor langer Zeit. Es zeigt in Form von kleinen Figürchen, wie ein
Fest um ein Lagerfeuer gefeiert wird. Das Ganze spielt sich vor
einer Felskulisse statt, die als großer Felsüberhang gestaltet
ist. An der Felswand steht ein Mann und gestaltet gerade
Felsmalereien. Die Rua Hoata Cave am Ostufer des Waikatoflusses
unterhalb der Aratiatia-Stromschnellen stand dafür vielleicht
mal Pate. Über die Felsmalereien dort geben zwei Schautafeln
Auskunft. Inzwischen existiert sie schon nicht mehr, weil alles
zusammengestürzt ist. Ein Gemälde, das einen Ausblick aus der
Whakamoenga Cave am Rangatire Point zeigt, gemalt 1887 von
Charles Blomfield, ist auch ausgestellt.
Literatur:
New Zealand Tourism Board | Neuseeland Reiseführer 1996 |
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