Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Landschaft und Höhlen rund um die Takaka Hills, South Island, New Zealand
Westlich von Nelson auf der Nordseite der Südinsel liegen nahe des Ortes Motueka die Takaka Hills. Sie trennen die Tasman Bay von der Golden Bay. Geologisch stellen sie eine große Besonderheit dar, weil dort Ordovician-Marmor das Gestein für die Gebirgskette bildet, immerhin um die 440 Millionen Jahre alt, und wenige Kilometer weiter gibt es dann den TeKuiti-Kalkstein, für den man ein Alter von etwa 25 Mio. Jahren ermittelt hat. Zeitsprünge von für uns Menschen im Grund unvorstellbarem Ausmaß, die offenbar fugenlos und ohne irgendwelche Spuren im Laufe von hunderten von Millionen Jahren hinterlassend, vollzogen worden sind.
Äußerlich ist davon nichts zu sehen. Hinter Motueka führt eine Bergstraße in vielen breiten Kehren bergauf. Irgendwann erreicht sie die Plateauhöhe, führt durch ein Karstgelände mit einigen schüsselförmigen Vertiefungen, ein Straßenschild weist einen Hinweis auf die "Harwood Hole" auf , auch einen "Takaka Hill Walkway" gibt es, der es wohl sehr verdient, begangen zu werden, und dann sahen wir noch einen "Harwood Lookout" (den wir im August 2007 erst einmal einfach nur ignoriert haben, weil wir bei der Hinfahrt nach Takaka einfach nur in der Nebelsuppe herumgefahren sind - bei der Rückfahrt war der Blick wunderbar frei; bei der Rückfahrt: a breathtaking view!). Auf der anderen Bergseite geht es in vielen Serpentinen wieder runter ins Tal des Takaka River und schließlich bin in den Ort mit dem selben Namen.
Ich hatte mir die zur Verfügung stehende Literatur zu den Höhlen in dieser Gegend durchgelesen, aber als wir tatsächlich in der Gegend waren, da war wenig davon zu sehen. Da hieß es, daß es eine Schauhöhle namens "Ngarua Caves" gäbe. Als wir da waren, da gab es nichts, was darauf wirklich hingewiesen hätte. Ich mußte schon "Spezialkenntnisse" mitbringen, um wenigstens die Örtlichkeit festzustellen. Da gab es eine Abzweigung von der Straße, die üblichen Absperrungen mit Zäunen und Balkenkonstruktionen, aber keinerlei schriftlichen Hinweis auf irgendeine Höhle. Die werden wohl erst wieder in der Haupttouristenzeit aufgehängt. Dann kann man wieder in diese rund 300 m lange Durchgangshöhle mit Tropfsteinen und Moaknochen.
Dann gab es da noch die "Rawhiti Cave". Nirgends irgendwo ein Hinweis. Am Ende versuchte ich es im Tourist Information Center und bekam dann genau dort den entscheidenden Hinweis. Gegen eine kleine Gebühr gab man mir eine doppelseitige Fotokopie, auf der der Weg zur Höhle genau beschrieben war. Dazu gab es dann noch den Hinweis, daß alle früheren Einbauten in der Höhle vom DOC ( Department of Conservation) wieder entfernt worden seien. Alles, was man heute noch besuchen sollte, das wäre der riesige Eingang, der größte in Neuseeland. Einen Tag später habe ich mich aufgemacht, die Höhle zu aufzusuchen - und habe dann abgebrochen am Ausgangspunkt zur Fußwanderung. Der Zeitpunkt paßte nicht in unseren Zeitplan. Wir hatten viel zu gutes Wetter und ich erwartete deshalb einen baldigen Wetterumschwung, der alles Spätere in Frage gestellt hätte. Rome wasn't...
Im selben TUC gab es auch noch eine Hinweiskarte auf die "Te Anaroa Caves" in der Rockville Golden Bay. Das 350 m lange Höhlensystem mit "Stalactite and Stalagmite Formations, Fossilised Shellfish, Glow Worms" warb damit für sich. 25 NZ-$ sollte der Besuch kosten und man hätte den Besuch beim Collingwood Cafe buchen müssen. Langsam bin ich richtig kribbelig, wenn es darum geht, eine "Schauhöhle" zu besuchen. Bald lieber keine als eine. Manchmal gibt es ja wirklich gute Gründe, warum eine Höhle einfach nicht "offen" sein sollte! Dann muß man es einfach auf sich nehmen, was dafür zu bezahlen, daß man sie überhaupt besuchen kann und so, wie sie wohl "ursprünglich gemeint war".
Kaum einer, der den weiten Weg über die Takaka
Hills zur Golden Bay auf sich nimmt, über die er ja auch wieder
zurückfahren muß, weil es keinen anderen Landfahrweg nach
"Draußen" gibt, versäumt es, die "Waikoropupu
Springs", kurz Pupu Springs, aufzusuchen. Wie auch immer man
Rekorde herstellt, die Pupu Springs hält einen davon. Sie sei
die "zweitsauberste Frischwasserquelle" der Welt. Die
Hauptquelle ist nur ein Austritt aus einer ganzen Serie von
Süßwasserquellen, die sich in dieser Gegend befindet und deren
Extrempunkte sogar weit draußen im Meer wieder zum Vorschein
kommen. Woher das Wasser kommt? Das war lange ein Rätsel, aber
Färbeversuche haben die obersten Einspeisungspunkte weit hinten
in der Takaka Hills erwiesen. Die Maoris haben die Quellen als
"taonga" bezeichnet, als "Schatz", und als
"waabi tapu", als "heiligen Platz". Für die
Maoris gelten die Quellen als "wairoa", als reinste
Form des Wassers, das "wairua" (spirituell) ist und der
physische Ursprung des Lebens.
Die Maorirituale an diesem Ort beziehen sich darauf: Wenn
"Heilung" das Ziel war, suchte man dieser Platz auf,
wenn es um Geburten und um Tod ging - und wenn es um "the
leaving and returning of travellers" (das ist schon
bemerkenswert: um die Abreise und die Wiederankunft! von
Reisenden).
Als wir im Sommer 2007 dorthin mal gefahren sind, da war praktisch nichts los. An einem fast leeren Parkplatz ließen wir unser mobile home zurück, wanderten ganz alleine die bestens ausgebauten Wege entlang, geführt durch keine Zweifel über den Weg lassende Schilder, und kamen so zu dem Aussichtspunkt, wo man die "Dancing Sands" sehen kann. Da saß auf einmal ein junger Mann in Meditationshaltung und der wollte wohl an einem alten Kultplatz eher seine Ruhe haben. Wir waren nicht lange da und gingen weiter bis zur Hauptquelle. Dort hat man eine raffinierte Konstruktion aufgestellt, die gleichzeitig den Blick auf und unter die Wasserfläche ermöglicht. Auf so eine Verrücktheit kommen wohl bloß wohlgebildete Menschen! Was eigentlich nicht sichtbar ist, das schafft jetzt unser Auge auch noch!
Noch eine Höhle kann man befahren, wenn man es so sehen kann, ohne daß man großartig die Höhlenausrüstung auspackt in den Takaka Hills. Man muß sich nur aufmachen, den bekannten Tasman Track vom anderen Ende her anzugehen. Fährt man mit dem Auto von Takaka in Richtung Wainui Bay, dann führt auf einmal die Straße durch eine Art Felstor. Nimmt man sich die Zeit, dort zu halten, dann kann man durchaus Höhlenartiges in dem Felsbogen über einem ausmachen.
Auf dem Weg zum Harwood Hole | ||
Zum HARWOODS HOLE | ||
Ngarua Cave - im Winter geschlossen |
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Pupu Springs | ||
Am Weg zur Rawhiti Cave | ||
Eine kleine Durchgangsstraßenhöhle bei Pohara |
Neuseeland nur wegen der Höhle aufzusuchen, das
wäre schon ziemlich schräg. Die "Natur", was immer
das ist, ist einfach viel viel vielfältiger. Eine Wanderung
durch den "Abel Tasman National Park" könnte einen
darüber aufklären.
Wir haben das jedenfalls gemacht und waren einfach begeistert.
Manchmal kamen mir Momente so vor, als seien sie nicht mehr
"von dieser Erde". Kein Wunder. Wo gibt es das heute
noch? Wir gingen durch eine wunderbare Landschaft am
Berührungspunkt von Erde und Wasser für lange Zeit - kein
Mensch außer uns war da - fast grenzenlose Stille, wärmendes
Sonnenlicht, Blicke bis zum äußersten Rand des Horizonts ohne
auch den kleinsten Anschein von Menschen oder deren Artefakten -
dann waren da mal zwei Wanderer, die gerade Rast machten, dann
war da eine Wanderhütte, leer, als wir da waren, ein
supermodernes Klohäuschen in der Wildnis, dann wieder nur der
Weg, in "hervoragendem" Zustand, typisch
neuseeländisch. Wer wirklich "Natur" will, im Sinne
von "den Naturgewalten ausgeliefert", uns Menschen oft
ein wenig übersteigend, der ist da schon nicht mehr zuhause.
Unser Ziel war der Separtion Point. Absichlicherweise waren wir
schon sehr früh aufgebrochen, so daß noch niemand vor uns
unterwegs war. Was für ein Erlebnis! Natur pur! Ohne andere
menschliche Ablenkungen. Banale Kommentare. Dumme
Wunschausdrücke. Nur den Seehunden zusehen - von ihnen lernen?
Den ganzen Tag in der Sonne liegen und abends kurz auf Fischfang
gehen?
Literatur:
Bain, Carolyn und andere | New Zealand, lonely planet 2006 |
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