Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Landschaft und Höhlen um die Groapa de la Barsa und Umgebung, Bihor, Runänien
Die "Groapa de la Barsa" bezeichnet ein kleines Gebiet im Nationalpark von Padis, das reich an bemerkenswerten Karsterscheinungen ist. Es ist ein 1,79 km² großer Bereich, das keinen Wasserabfluß an der Erdoberfläche hat. 172 Dolinen sind dort gezählt worden. Die Tektonik im Untergrund ist sehr kompliziert und man ist ganz in der Nähe der 75 km langen Galbenaverwerfung. Der Schnee bleibt bis zu 180 Tage im Jahr dort liegen und es gibt hohe Niederschlagsraten (1.757 mm pro Jahr).
Es ist heute leicht auf zwei verschiedenen Wanderrouten erreichbar, die von der Straße zur Cetatile Ponorului abzweigen. Die Wege sind markiert und beschildert, so daß sie jederzeit leicht auszumachen sind.
Im Sommer gibt es inzwischen durchaus schon einen nennenswerten Wandertourismus, so daß man hier längst nicht mehr "alleine" ist, sondern die Natur mit vielen anderen auch hier zu teilen hat. Auffallend ist auch der Gruppentourismus, der ganze Scharen von Leuten in die verschiedenen Höhlen des Gebiets leitet, ausrüstet mit LED-Stirnlampen geht es und der Sommeraußenbekleidung geht es hinunter und hinein in die Unterwelt. Es scheint keine nennenswerten Unfälle bislang gegeben zu haben, weshalb der Rubel offenbar rollt.
Drei Naturerscheinungen sind es vor allem, die Leute hierher
ziehen. Ein bezeichneter Weg führt auf einen Gipfel, die Piatra
Galbenei mit 1.234 m Höhe. Von dort ist ein Prachtblick Richtung
Süden möglich, wo die Poiana Florilor-Senke nun zu sehen ist.
In der Muldenflanke ist der Avenul Bortig gut auszumachen, ein
großer Schacht mit viel Eis am Grunde, der zum Cetatile
Ponorului-System gehört. In der Ferne ist auch die Groapa
Ruginoasa-Senke auszumachen, dieses größte Erosionsphänomen
Rumäniens.
An Speläologischem sind zwei Höhlen zu erwähnen: die Ghetarul
Focul Viu und das Pestera Neagra-Zapodie-System.
Für das Zapodiesystem wird zur Zeit eine Länge von 12.048 m
angegeben. Es handelt sich um ein Gangsystem, das von zwei
unabhängigen Bachläufen durchzogen wird. Über einen Siphon
besteht eine Verbindung mit den hintersten Teilen der Pestera
Neagra.
Am Eingang der Pestera Neagra gibt es zwei Möglichkeiten: Einmal
geht es in einen horizontalen Gang, der gleich wieder hinten zu
ist und nur nach rechts noch eine kleine Fortsetzung hat. Ein
schmaler Canyon tut sich auf, durch den man sich nach unten
quetschen müßte. Wasserbrummeln ist von unten her schon zu
hören. Oder man klettert über ein paar Felsen kribbelig
hinunter und kommt in einen ersten Raum. Von da geht es dann
unter Seileinsatz noch weiter runter. Ein 7-m-Schacht, ein
20-m-Schacht, ein 10-m-Schacht, ein 14-m-Schacht, ein
12-m-Schacht. Es wird empfohlen jeweils Leitern für die Stufen
einzusetzen, um das Seilreibungsproblem zu vermeiden. Wozu das
alles? Um in zu einem unterirdischen Bachlauf zu kommen, der auf
etwa 1 km begehbar ist.
Die Pestera Ghetarul de la Barsa liegt zwar in diesem Gebiet, aber es ist noch keine Verbindung mit dem Zapodiesystem gefunden worden.
Die Ghetarul de Focul Viu ist eine Eishöhle. Sie soll die
zweitgrößte Eishöhle Rumäniens sein. Ein Eisblock ist in ihr,
der 14 m Stärke haben soll und einen geschätzten Eisinhalt von
12.000 m³. Mit Hilfe der Pollenanalyse hat man sein Alter auf
3.000 Jahre bestimmen können.
"Focul Viu" heißt "Lebendes Feuer", ein
großer Name. Er wurde der Höhle wegen einer ganz besonderen
Naturerscheinung gegeben. In die Große Eishalle, den Sala Mare,
mit den Abmessungen von 46x68 m Grundfläche scheint nämlich in
der Mittagszeit die Sonne, sofern sie eben scheint und man Glück
hat, für wenige Minuten. Die emporsteigenden Dampfwolken sollen
höchst eindrucksvoll dann sein.
So einfach ist das nicht. Wir haben im Sommer 2010 die Probe auf
das Exempel gemacht und sind selber hingegangen, genauso wie
Dutzende andere. Wir haben gewartet und gewartet, genauso wie
viele andere. Und gesehen haben wir am Ende nichts. Da die Sonne
ja auch nicht immer am gleichen Ort am Himmel steht, ändert sich
auch immer der optimale Zeitpunkt. Und wenn genau da eine Wolke
vorüberzieht, dann war halt alles umsonst. So war das bei uns.
Ein wenig enttäuschend ist auch, daß der Zugang in die Halle gesperrt ist. "Protected by law" - heißt es am Eingang. Man darf nur bis zu einer Holzplattform gehen, von der aus ein sehr guter Blick hinein möglich ist. Den Weiterweg verwehrt, leider, ein Verbotsschild. Aus Sicht der Behörden ist das verständlich. Die wollen so wenig Verantwortung wie möglich übernehmen. Wenn dann tatsächlich einer über die Barriere steigt, dann ist das ganz alleine seine Verantwortung. Es war so, als wir dort waren. Einer stieg durch die Balken und schaute sich alles ganz genau vor Ort an. Passiert ist ihm nichts. Natürlich. Denn wer soll denn solche fragwürdigen Betretungsverbote denn durchsetzen? Aus "Sicherheitsgründen" heißt es heute meistens. Aber wer sperrt unsere Straßen, weil dort auch dauernd Unfälle passieren, Frontalzusammenstöße zum Beispiel. Oder die Menschen rutschen auf den Wegen aus. Einfach so. Also sperren. Er könnte ja hinfallen, so wie in einer Eishöhle. Dort passierts aber sehr selten, weil man halt aufpaßt.
Literatur:
Bleahu, M. Decu, V., Negra, St., Plesa, C. Povará, I., Viehmann, I. | Pesteri din Romania, 1976 |
Orghidan, T., Negra, St., Racovitá, Gh., Lascu, C. | Pesteri din Romania, Ghid Touristic, Editura Sport-Turism, Bucuresti 1984 |
Pompei Cocean | Pesterile Romanei, Cluj-Napoca 1995 |
Deriaz, Patrick, Burri, Gisèle, Vuillème, Joelle und Hugues | Vacances spéléologique en Roumanie (été 1983), Cavernes N°1-1984, S. 12ff. |
Film:
http://www.trilulilu.ro/iculici/2facf7be47b963
Links:
http://www.welcometoromania.ro/Apuseni/Apuseni_Pestera_Focul_Viu_r.htm
http://www.welcometoromania.ro/Apuseni/Apuseni_Pestera_Neagra_r.htm
Landschaft und Höhlen in Rumänien
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