Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Pestera Scarisoara, Bihor, Runänien
Vielleicht die größte Touristenattraktion des
Apusenigebirges in Nordwestrumänien ist heute die Eishöhle von
Scarisoara in 1.082 m Seehöhe. Sie zu finden ist kein
Kunststück, denn überall gibt es Schilder, die auf sie
hinweisen. Bei Garda de Sus muß man von der großen
Verbindungsstraße von Stei nach Turda abbiegen und ins Garda
Seaca-Tal hineinfahren. Nach wenigen Kilometern muß man nach
rechts auf eine steile schlechte Schotterpiste, auf der man bis
wenige Meter vor die Höhle fahren könnte. So mancher tut das
lieber nicht und läßt sein Gefährt auf einen Bezahlparkplatz
stehen und geht lieber zu Fuß. Das geht, aber ist recht
anstrengend. 7 km Wegstrecke sind das und ein paar Hundert
Höhenmeter hinauf und hinunter. Wer es einfacher haben will, der
kann sich hinauffahren lassen mit einem Taxi oder busähnlichen
Gefährt. Das kostet richtig Geld, 40 Euro wollte einer der
Fahrer im August 2010 dafür.
Ein großes Landschaftserlebnis erwartet einen. Erst geht es
aussichtsreich in der Flanke des Garda Seace-Tal hoch, dann durch
ein dolinenreiches Karstplateau. Alte und neue Häuser lugen
links und rechts vom Weg heraus und so mancher versucht
inzwischen ein wenig Geld mit der Vermietung von Zimmern oder dem
Verkauf von Souveniers und Lebensmitteln zu verdienen.
Schließlich ist der Fahrweg gesperrt und es geht nur noch zu Fuß weiter Es geht auf einen Bergkamm zu, auf dem man dann im Wald auf- und abläuft. Schließlich ist da das kleine Schauhöhlenwärterhäuschen und der Zaun um den großen Eingangsschacht und ein Drehgittertor, durch das man eingelassen wird. 50 m breit ist der Schacht und 48 m tief. Um hinunter zu kommen, steigt man eiserne Stiegen hinunter, alle in einem Zustand, die einen hoffen machen, daß wenigstens man selber noch heil rauf und runter kommt. Offenbar gibt es in Rumänien ein großzügiges Haftungsrecht für eventuelle Unfälle. So etwas würde bei uns sicherlich nicht durch den "TÜV" kommen! Spannend ist es auch, wenn gleichzeitig viele Leute rauf und runter wollen. Dann staut sich alles und man muß 10 oder 20 Meter über dem Boden aneinander vorbeidrücken.
Unten erreicht man den "Sala Mare", den Großen Saal. Er ist 109 m lang und 78 m breit. Auf das Eis am Boden wurden Holzstege mit Geländer verlegt, so daß man ziemlich sicher ihn durchmessen kann. Der Besucher bekommt nur diesen Saal gezeigt und kann einen Blick in die "Biserica", die "Kirche", den Raum mit den schönsten Eisformationen werfen. Alle anderen Teile sind den Wissenschaftlern vorbehalten, die Rezervatia Mica, die Rezervatia Mare und die Galeria Coman. Dort gibt es auf einmal auch sehenswerte Tropfsteine.
Die unterirdischen Eisvorkommen haben je nach Jahr einen Umfang von 75.000 m³ und eine Dicke bis zu 26 m. Ihr maximales Alter wurde mit Hilfe der Pollenanalyse auf 3.700 Jahre datiert.
Der Eingang war der Bevölkerung mit Sicherheit schon lange bekannt. Schließlich sehen sich auch ein paar Sagen um das riesige Erdloch. Ein Drache soll einmal darinnen gehaust haben, dem die Menschen den Namen "Solomat" gegeben hatten. Er hatte die Angewohnheit jedes Jahr ein schönes Mädchen zu entführen, entweder am Neujahrstag oder in der Nacht vor dem Mädchenmarkt in Gaina. Er versteckte sie in seinem eisigen Palast und sie wurde nie mehr wieder gesehen. Eine andere Sage beschäftigte sich mit zwei Becken hinter einer Felsformation namens "La Brazi". Sie sollen immer voller Wasser gewesen sein. Wenn sich jemand nun vor die Becken kniete, sein Gesicht entblößte, das Wasser trank und sich etwas wünschte, dann würde dieser Wunsch sich erfüllen. Die einzige Bedingung war, daß er niemandem von dem Wunsch erzählte.
1863 bearbeitete A. Schmidl erstmals wissenschaftlich die Höhle und erstellte den ersten Plan.
Die Höhle ist nur ein kleines Teilstück eines viel größeren unterirdischen Systems, das in dieser Region auf mehreren Etagen ausgebreitet ist. So liegt nicht weit davon die Pestera Pojarul Politei. Man verzichtet auf Versuche, die beiden Höhlen zu verbinden, weil man befürchtet, daß sich dann die Klimaverhältnisse so ändern könnten, daß das Eis zum Schmelzen gebracht wird..
Eintrittsbillet | |
Literatur:
Bleahu, M. Decu, V., Negra, St., Plesa, C. Povará, I., Viehmann, I. | Pesteri din Romania, 1976 |
Orghidan, T., Negra, St., Racovitá, Gh., Lascu, C. | Pesteri din Romania, Ghid Touristic, Editura Sport-Turism, Bucuresti 1984 |
Pompei Cocean | Pesterile Romanei, Cluj-Napoca 1995 |
Viehmann, I., Racovita, Gh., Serban, M. | Ghetarul de la Scarisoara, Bucuresti, 1963 |
Mrkos, Heinrich | Eindrücke von einer Fahrt zum Höhlensymposium in Cluj und zu Höhlen in Siebenbürgen (Rumänen), Höhlenkundliche Mitteilung Niederösterreich und Wien, 9/1995, S. 136f. |
Links:
http://www.welcometoromania.ro/Apuseni/Apuseni_Pestera_Scarisoara_r.htm
http://www.speleos.de/karten/grundrisse/romania/scarisoara.htm
http://www.romanianmonasteries.org/romania/scarisoara-cave
http://www.360cities.net/image/inside-scarisoara-cave-carpathians-romania#287.50,9.20,70.0
http://alpinet.org/main/poteci/puncte_ro_t_pestera-si-ghetarul-de-la-scarisoara_id_3020.html
Landschaft und Höhlen in Rumänien
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