Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Landschaft und Höhlen bei Astileu, Muntii Padurea Craiului, Runänien
Astileu ist ein kleines Dörfchen am Nordrand der Muntii Padurea, die den Nordrand der Westkarpaten bilden.Man erreicht es von der Hauptverbindung Orada-Cluj, wenn man von Alesd südwärts fährt. Nach wenigen Kilometern auf einem schmalen Sträßlein ist man dort. Ein Ortsteil heißt "Pestere". Da zeigt sich der starke ungarische Einfluß, denn das ungarische Wort für "Höhle" ist "pest", also darf man hier auch eine richtige Höhle erwarten.
Es gibt sogar deren zwei. Am bekanntesten ist die "Pestera Igrita". Die Literatur ist voll Hinweisen auf die Höhle, auch im Internet finden sich Hinweise darauf, aber wer vor Ort danach sucht, der darf sich anstrengen. Schriftliche Hinweise darauf gibt es vor Ort nicht.
Es gilt, sich an der Landschaft zu orientieren. Wo könnte
hier eine Höhle liegen? Bewaldete Berghänge sind da, oberhalb
der Bebauung ein paar freie Wiesen, dann ein paar felsige Zonen.
Das Gelände ist nicht unbewohnt. Zwei kleine blaue Zelte stehen
auf einer kleinen Wiese, eine barfuß laufende strebt auf einem
Fußpfad nach oben. Eine im Gelände sich eintiefende Buschinsel
in den Wiesen ist höhlenverdächtig, aber am Ende nichts
wirklich hergebend. Enttäuscht kehre ich zurück zum Parkplatz.
Alfred hatte mehr Glück und Verstand, war schon in der Höhle.
Der kaum sichtbare Pfad, der mir als absolut nicht richtig
erschienen war, der hat doch eine Fortsetzung, Fortsetzung,
Fortsetzung. Bis er am Eingang der Pestera Igrita endet.
Archälogisch und paläontologisch ist sie recht bedeutend.
Römische Münzen hat man in ihr gefunden, auch Keramiken aus der
Bronzezeit und viele Tierknochen, insbesondere vom Ursus speleus.
Als ich in der Höhle herumirrte, mit einem einzigen Lichterl,
wirklich für kurze Zeit "irrte", weil da, wo ich
dachte, daß es wieder herumging, es ins vollkommen mir
unbekannte Gelände ging, da tauchten auf einmal zwei andere
Taschenlampenlichter auf. Zwei Jungen aus dem Dorf waren auch
noch unterwegs, luden mich ein, mitzukommen, tiefer hinein. Ich
lehnte ab, schließlich war mein Licht schon am Erlöschen und
ich war nur mit Trekkingsandalen in der Höhle. Ein kalkuliertes
Risiko, aber man sollte es nicht zu weit treiben. Ich kann ja mal
wiederkommen, "richtig" ausgerüstet. Es lohnt sich
sicherlich. Auch photographisch.
Es gibt noch weitere Höhlen hier. An der Stelle, die auf Rumänisch "Pijniti" heißt, tat sich auf einmal völlig unerwartet eine weitere schöne Höhlenöffnung auf. Von keiner Seite her ist so ein Höhleneingang her zu erwarten - und dann ist er da. Ich habe drei junge Männer vor mir laufen sehen, das Badezeug dabei habend. An diesem Berghang. Und dann standen sie da in Badehosen. Warum? Da gibt es nämlich eine schöne Höhle, aus der ein Bach strömt. Eine klassische Stelle - in vieler Hinsicht. Wasser in einem Karstgebiet, die Voraussetzung für gutes Leben, solange, die die oberhalb leben, nicht ihre Rückstände darin entsorgen. Ein großes rundliches Portal tut sich auf - in dem gleich ein eisernes Gitter sich auftut. Und dahinter gleich auch noch ein Betondamm. Viel Wasser fließt doch noch heraus, wohl der "Überlauf".
Verschlossen, genutzt, ausgeschlossen, vernutzt, blockiert, unbekannt, bekannt. Jedenfalls ein Ort, an dem man sich noch seine eigenen Gedanken machen kann.
Literatur:
Bleahu, M. Decu, V., Negra, St., Plesa, C. Povará, I., Viehmann, I. | Pesteri din Romania, 1976 |
Orghidan, T., Negra, St., Racovitá, Gh., Lascu, C. | Pesteri din Romania, Ghid Touristic, Editura Sport-Turism, Bucuresti 1984 |
Pompei Cocean | Pesterile Romanei, Cluj-Napoca 1995 |
Links:
http://www.karpatenwilli.com/apuseni/rosia.htm
http://www.welcometoromania.ro/DN76/DN76_Cheile_Albioarei_r.htm
https://lochstein.de/hoehlen/Rum_Ung/rumae/apuseni/apuseni.htm
Landschaft und Höhlen in Rumänien
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