Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Beke Barlang, Ungarn


Wieviele Höhlen gibt es auf der Erde, zu denen der Mensch keinen Zugang hat? Wohl genügend. Ein paar werden entdeckt durch Zufall, ein paar auch absichtlich und planvoll. Da gibt es welche, da denken alle, da muß doch eine Höhle sein, und da gibt es welche, da halten einen "die Menschen" für verrückt, wenn man behauptet, da müßte doch eine unbekannte Höhle sich verbergen und man sucht tatsächlich danach. Hinterher sind dann die ganzen "Besserwisser" und "Klugscheißer" wieder ganz still, aber ihre "smart ass remarks", die haben sie schon abgelassen und haben sicherlich Spuren auf der "Haut" ihrer "Opfer" hinterlassen.

Wenn ich die Geschichte richtig verstanden habe, wie sie mir erzählt wurde, dann muß es Laszlo Jakucs so ergangen sein, als er die These aufgestellt hat, daß sich hinter der Kossuth-Quelle im Gebiet der Quellen der Baradla Barlang bei Aggetelek in Ungarn ein bis dahin völlig unbekanntes Höhlensystem befindet, das keine Verbindung zur altbekannten Baradla habe. Er suchte danach und fand es dann tatsächlich. Der Entdeckungstag soll der 4. August 1952 gewesen sein. Grabungen in der Bibicdoline führten in einen Höhlengang, der mit typischem Zubringercharakter in unterirdische Räume vom "Collecteur"-Typ mündete. Sowohl bergauf- als auch abwärts ging es am Ende kilometerlang. Sie bekam den Namen Beke Barlang (Friedenshöhle). Um den Zugang zu erleichtern, wurde ein künstlicher Stollen gesprengt, der zu einer Metallbrücke führt, die einen ca. 50 m tiefen Schacht überquert. Von dort geht es in einem abwinkelnden Stiegenhaus über Treppenstufen heute hinunter zur natürlichen Höhle. Dort finden sich noch heute die Meßstationen, mit denen die Karst- und Höhlenentwicklung erforscht wird. Über die Ergebnisse gibt es inzwischen auch schon veröffentliche wissenschaftliche Ergebnisse.

Die Befahrung der Höhle ist relativ einfach. Es geht immer geradeaus, über Stein und Stein. Stöcke findet man da nicht. Eher schon eine Konstruktion, die dem Gedanken des Höhlenschutzes z.B. alle Ehre macht. Eine Sinterbeckenlandschaft muß da überquert werden. Anstatt da halt gezwungermaßen durchzulatschen, gibt es eine Alukonstruktion aus Stufen und Flächen, auf denen man steinschonend drüber geht. Nur an einer Stelle wird es richtig dreckig. Dort ist ein Siphon durch einen höher liegenden Gang zu umgehen und es geht "voll in die Pampe". Fixe Eisenleitern erleichtern dann den Abstieg wieder. Ganz unproblematisch ist der Weg aber doch nicht. Je weiter man in die Höhle kommt, desto mehr Wasser gibt es. Später läuft man dauernd nur noch in Teichen und Becken. Ist das Wasser eingetrübt, was recht schnell der Fall ist, dann tappt man mit den Füßen dauernd im Trüben und fällt immer wieder über die unter Wasser liegenden Felsblöcke, von deren Existenz man ja erst erfährt, wenn man schon drüberfliegt. Einem aus unserer Gruppe ging das z.B. so unangenehm, daß er noch Tage danach, sein mit geschundenen Knie zu tun hatte. Glücklicherweise konnte er noch selber aus dem Loch heraushumpeln. Das hätte uns noch gefehlt, da eine Rettungsaktion in die Wege zu leiten!.

Die Höhle hat einen zweiten Ausgang heute. Dort liegt heute ein Lungensanatorium, das man für die kranken Bergleute eingerichtet hat. Im Winter ist es geschlossen, da man festgestellt hat, daß zu dieser Jahreszeit die Heilwirkung sehr reduziert ist.

Als wir unseren Trip in die Beke Barlang unternahmen, da verließen wir die Höhle wieder durch den Eingang, durch den wir sie betreten hatten, hinaus in die eiskalte Nacht auf dem Aggteleker Plateau.

Ein paar Bilder von unserer Tour

Das Lungensanatorium der Beke Barlang
links liegt die Kossuth-Quelle

die Kossuthquelle, der Ort, wo der Höhlenbach aus der Höhle wieder zu Tage tritt

 

der Stromschalter im Sanatorium
für die elektrische Beleuchtung
im Höhlensanatorium

der obere Höhleneingang

die Brücke über den 50-m-Abgrund

die wissenschaftlichen Meßstellen
unterwegs in der Höhle
 
 
eine Wandstruktur

Literatur:

Maucha, Laszlo, Editor KARST HYDROGEOLOGICAL AND SPELEOLOGICAL FEATURES (Field-trip guide) D1, International Congress of Speleology 1989
Aggtelek National Park The Caves of the Aggtelek Karst, Josvafö 1998
Szentes, Georg Die Karstgebiete und Höhlen Ungarns, Jahresbericht des Höhlenforschergruppe Rhein-Main 10, 1988, S. 15-39

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