Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Bledne Skaly / "Wilde Löcher"

Polen


In den Gipfelbereich des Skalniakberges in den Stolowebergen führt nur eine schmale Teerstraße. Heute (20239 ist ihre Benutzung nur mehr sehr eingeschränkt möglich. Nur zu jeder vollen Stunde geht das und nur für eine Viertel Stunde. Dann heißt es zu warten, weil in den nächsten halben Stunde der Rückverkehr von oben dran ist. Und man kann auch nicht einfach hinfahren und sich in die Warteschlange einreihen, weil die bereits im voraus im Internet Gebuchten dann dran sind. Das strenge Regime ist eine Folge des "over tourism", das heute die Natur überschwemmt, auch in Polen. Für die vielen Autos gibt es einfach nicht genug Straßen- und vor allem Parkraum mehr. Am Besten ist es, man kommt sehr früh oder spät. Dann gibt es noch freie Plätze.

Hat man diese "Hürden" überwunden und das Gefährt abgestellt, dann muß man nur noch ein paar Minuten zu Fuß laufen und man kommt bei der "Kasse" an. Auch hier kostet der Naturgenuß inzwischen Geld, 12 Zloty hat man hinzulegen, falls man nicht schon bargeldlos bezahlt hat. 

Dann kann man in "das Labyrinth von Felsenspalten und -gassen, manchmal ungewöhnlich schmall, die die Felsenblöcke (einige zehn Meter Höhe) voneinander trennen." (kopiert von der Webseite  https://www.pngs.com.pl/de/turystyka/tur_b.html). 

Bledne Skaly wurde schon mit "errant rocks" übersetzt. Spannend. "Errant" steht für "behaving wrongly", "straying outside the proper path or bounds", "moving about aimlessly or irregularly". Warum geht man dann mit einer Schulklasse durch diese Felsgewirr? Will man die Schüler auf einen neuen Weg bringen? Abseits der Pfade, die bislang beschritten worden sind. Ich habe jedenfalls bei meiner Tour dorthin im Mai 2023 mich an einer Klasse mit etwa 30 Schülern und Schülerinnen vorbeibewegt, die gerade dort durchgeführt wurden. Was macht das mit ihnen? Eine Frage, die für mich mindestens so spannend ist, wie die, die sich die Geomorphologen stellen, mit denen ich die Tage zuvor zu tun gehabt habe, wie ist so etwas überhaupt entstanden? 

Auf einer Fläche von 22 Hektar Fläche, Abmessungen 400 m x 200 m,  ist die Sandsteinfläche in schier unzähliche Einzelteile aufgespalten. Kreuz und quer könnte man herumstreichen, wären da nicht die vielen Holzzäune, die einem das Eindringen in die Zwischenräume verbauen. Holzstege zeigen einem klar, wo man sich weiterbewegen soll. Verwirrungsgefühle werden einem so abgewöhnt. Markierungen zeigen der Besuchern, wo sie sich weiterbewegen sollen, auch wenn das unbequem wird. Richtige Engstellen sind zu bewältigen, wenn man dazu körperlich überhaupt noch in der Lage ist. Und auch psychisch. Das gibt es Engstellen, wo sich so mancher schon überwinden muß. Das ist auch nicht jedermanns Sache, aber halt auch eine Chance, zu "wachsen". Anspornend ist natürlich, wenn man sieht, daß der vor einem durchpassiert und man selber lieber sich nicht einer solchen Prüfstreche aussetzen möchte. Es liegen keine "Skelette" herum, also haben es wohl alle Vorangegangenen geschafft, also man selber auch, vielleicht, noch.

Auch hier hat man sich zurückgehalten mit den menschlichen Neigung, der "Natur" Namen zu geben. " Viele Felsen hat ihre eigenen Namen, z.B.: "Skalne Siodło" (Der Felsensatel), "Kurza Stopka" (Das Huhnfüßchen), "Labitynt" (Das Labyrinth), "Tunel" (Der Tunnel), "Wielka Sala" (Der Große Saal)." https://www.pngs.com.pl/de/turystyka/tur_b.html).

Wir sind trainiert, frühere Erklärungen wie z.B., daß Rübezahl der Schöpfer dieses verwirrenden Steinhaufens gewesen ist, abzulehnen. Eine zeitgenössische Beschreibung lautet so: "Although relatively small in terms of spatial extent, the rock labyrinth hosts passages of the cumulative length of c. 20 km. They are clearly structurally-controlled, following three sets of vertical joints striking 12-20°, 85-90° and 130-135°. At the intersections of corridors, distinctive plazas andn courtyards are often developed, giving the landscape a truly urban appearance...it is commonly assumed that vertical discontinuities in the rock mass have been the zones of enhanced chemical and physical weathing..." (UIS GUIDEBOOK 14).

Diese außergewöhnliche Felsenlandschaft hat schon viele angeregt, in modernen Zeiten auch die Filmwelt. So ist es kein Wunder, daß dort Szenen für Filme wie die Chronicles of Narnia und Prince Caspian gedreht worden sind.

Warum tun Menschen das?
Blick auf dem Rückweg auf die Landschaft

 

Literatur:

UIS (2023): 14th International Symposium on Pseudokarst GUIDEBOOK

Links:

https://www.pngs.com.pl/de/turystyka/tur_b.html

Stolowe Mountains


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