Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Szczeliniec Wielki (Große Heuscheuer)

Polen


Góry Stolowe heißt heutzutage das Gebirge, das zu anderen Zeiten, als es noch zu Preußen gehörte, Heuscheuergebirge genannt worden ist. Heute ist es polnisch, ist ein Nationalpark und steht unter besonderem Schutz der polnischen Behörden.

Der polnische Name steht für "Tafelberg". Dessen höchste Erhebung erhebt sich 922 Meter über dem, was heute als "Meeresspiegel" definiert ist. Früher gab es hier schon einmal ein Meer. In der Kreidezeit sammelte sich unter der Oberfläche der quarzhaltige Sand, verfestigte sich, mal schneller, mal langsamer. Heute ist der Sandstein durch tektonische Vorgänge in die Höhe gehoben worden und erhebt sich nun als "Mesa" 150 m über das umliegende Land.

1790 wurde die Hochfläche schon durch Franz Pabel touristisch erschlossen, womit er der Pionier des Tourismus hier gewesen ist. Wegen der schlechten Zugänglichkeit mußten mehrere Hundert Treppen geschaffen werden, ehe ein einigermaßen guter Zugang möglich war. 

In der Nähe des Tarasy Polnocne, der Nordterrasse mit 905 m Höhe, baute man die Na Szczelincu Berghütte im Jahre 1845. Sie war die Nachfolgerin eines vorher schon hingestellten Gebäudes, das schnell wegen des enormen Erfolgs bald zu klein wurde. 

Der höchste Punkt des Plateaus ist beim Fotel Pradziada, dem "Forefather's Chair" erreicht, Dort stehen drei Felsformationen herausragend aus der Gipfelfläche isoliert noch weiter in die Höhe. Danach durchschreiten die Besucher spektakuläre Höhlen, die die Namen Piekielko (Kleine Hölle) und Diabelska Kuchina (Teufelsküche) tragen. Durch einen schmalen, mit vielen Stufen versehenen Felsspalt geht es nach unten. Ein felsumschlossener Hof wird erreicht, in dem fühlbar die Temperatur abfällt. Deshalb ist es kein Wunder, daß auch im Mai 2023 noch jede Menge Schnee dort auf dem Boden lag. Rätselhafte halbrunde Vertiefungen in den Wänden geben noch heute den Geomorphologen Rätsel auf. Was ist wohl die Ursache dafür? Man durchschreitet Spalte um Spalte bis wieder eine Steinstiege hinauf aufs Plateau führt. Weiter geht es durch eine Felsenstadt, die man auf Holzstegen kreuz und quer durchmißt. An einer Stelle hat man absichtlich den Weg durch eine Art Durchschlupf geführt, so daß man auf allen Vieren am besten durchkommt. Schließlich erreicht man einen Felsen namens Niebo, "Himmel". Von dort hat man einen grandiosen Blick auf das Land rings umher. Irgendwo dort liegt die längste bekannte Höhle dort, die Jedynkahöhle mit einer Gesamtlänge von 230 m. Es geht weiter zu einer Stelle namens Tarasy Poludniowo-Wschodnie, die Südöstlichen Terrassen. Auch dort hat man eine ausgezeichnete Aussicht. Um dorthin zu kommen, durchquert man eine kurze Höhle, "Tunel", Tunnel genannt.
Auf eisernen Treppen geht es nun wieder nach unten, die den sicheren Abstieg durch die lotrechten Wände leicht machen. Wo die Sandsteinwände aufhören, dort gibt es an deren Fuß konisch zulaufende Sandhaufen, die gerade gründlich wissenschaftlich untersucht werden und zum Teil verblüffende Sachverhalte zum Vorschein bringen. Viele Stufen weiter unten erreicht man schließlich wieder die Teerstraße und die Zivilisation hat einen wieder.

 

Die "Heuscheuer" aus der Ferne, aus Karlow
Anmarsch durch die Zone mit den Souvenirständen - Gänse sind offenbar recht gefrage
Das Hochplateau ist erreicht -

es geht nun durch die "Felsenstadt"

Blick auf Karlov
Die Gedenkplakette an der Besuch von Goethe zu seinem Geburtstag

-schon wieder abblätternd

Der "Affenfelsen"
Auf dem Gipfel - eine eingemeißelte Inschrift als Erinnerung an einen früheren Besuch

- das war einmal üblich für die, die es sich leisten konnten

Die Höhlen am Weg und daneben
Diabelska Kuchnia / Küche des Teufels
Wie bildet sich so eine Hohlform?
Wissenschaftliche Forschung am Fuß der Sandsteinfelsen
Wissenschaftliches Forschungsgerät zur Erfassung des Sandabbaus

 

Literatur:

Goethe, Johann Wolfgang (1887): Aus dem Notizbuche von der schlesischen Reise. In: Goethe Werke, Weimarer Ausgabe III. Abteilung Band 2: Juli–September 1790

Hoffmann, Adalbert Hoffmann (1922): Der Goethetag der Schneekoppe und der Heuscheuer nach einer neuen Quelle. In: Der Wanderer im Riesengebirge. 42. Jahrgang (1922), Nr. 473

Kasprzak, Marek, Sobczyk, Artur, Porebna, Wioleta, Jancewicz, Kacper, Glowacki, Tadeuz, Milczarek, Wojciech (2019): Coldspots: low temperature of the ground in rock clefts (Stolowe Mountains, SW Poland), in: UIS (2023): 14th International Symposium on Pseudokarst ABSTRACTS, Wroclaw, p 29-30

UIS (2023): 14th International Symposium on Pseudokarst GUIDEBOOK

Links:

https://hasajacezajace.com/gory-stolowe-szczeliniec-wielki/

https://www.naszeszlaki.pl/archives/25382

Speläologisches in den Stolowe Mountains

14th International Symposium on Pseudokarst, Karlow 2023

 


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