Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Landschaft und Höhlen in der Chocholowska Dolina, Hohe Tatra
In der Nähe von Witow westlich von Zakopane liegt der Abzweiger von der Hauptstraße in das Tal von Chocholowska. Es ist eine der Hauptwandergebiete im polnischen Teil der Hohen Tatra. Zu Fuß wären es 20 Minuten, mit dem Auto nur ein paar Minuten, dann ist die Straße für den allgemeinen Verkehr gesperrt. Ein großer Parkplatz ist da, 10 Zloty (= 2,50) werden einem abgeknöpft, dann kan man sein Gefährt dort stehen lassen. 8 km sind es, die man nun vor sich hat bis zum meistbesuchten Umkehrpunkt in 1.148 m, der Unterkunftshütte (mit 200 Übernachtungsplätzen die größte der Tatra, an der Hütte prangt eine Gedenktafel, daß einmal Lech Walesa dagewesen sei und mit Papst Paul II dort getroffen habe) nach der Wiese Polana Chocholowska. Auf ihr steht auch eine Johannes-der-Täufer-Kapelle, die man als Kulisse für einen Film über Bergräuber vor Jahren mal gebaut hatte. Außerdem gibt es vielen der typischen Holzhütten, die noch heute genutzt werden, z.B. zur Produktion von Käse.
Gleich nach dem Parkplatz im Tal muß man gleich die nächste Barriere überwinden, in dem man ein paar Zloty Eintritt in den Nationalpark zu bezahlen hat. Ruhe wird man hier nicht finden. Eine ganze Reihe von pferdegezogenen Kutschen mit in Goralentracht gekleideten Kutschern steht da und wartet auf bequeme Kundschaft, die sich lieber bergwärts fahren lassen. Man kann aber auch mit einem einem als Minieisenbahn gezogenen Traktor mit Anhängern hochfahren oder sich ein Mountainbike mieten. Eine ganze Gruppe von Leuten lebt von diesen Dienstleistungen! Die ersten Kilometer sind geteert, dann hört das auf und der Rest ist auf einer Schotterpiste zurückzulegen.
Gibt es hier auch etwas für den
Höhleninteressierten? Ein Blick auf die 25.000er-Karte zeigt im
Mittelteil des Tales einige Höhlenzeichen links und rechts des
dort schluchtartigen Tales, das dort den Namen
Wyznia-Chocholowska-Tor trägt. Sie sind nicht für Besucher
erschlossen und ihre Eingänge sind im Gelände verborgen. Man
soll sie auf 4 verschiedenen Niveaus finden, 110m, 50m und 25 m
über dem derzeitigen Talniveau und direkt in diesem, womit sie
Indikatoren für frühere Höhlenbildungsniveaus darstellen. Die
längste davon ist die Höhle Szczelina Chocholowska mit 2,3 km
Gangstrecekn, andere sind die Kamienne Mleko, Rybia, Dziura und
andere.
An einer Stelle, wo auf der anderen Bachseite direkt Felsen
herantreten, kann man eine Felsöffnung sehen, von der man nur
vermuten kann, daß dahinter sich eine Höhle verbergen könnte.
Man muß zuerst durch den kalten, klaren Bach hinüberqueren und
dann klärt sich schnell die Situation. Aus einem schmalen
Höhlengang kommt beständig klares Wasser aus dem Berg, gleich
daneben öffnet sich eine weitere schmale Spalte, in die man
hineinrutschen kann und die zu einem deutlich phreatisch
geformten Horizontalgang führt. Auf allen Vieren kann man
hineinkriechen, nach links spaltet sich ein weiterer Gang mit
Fließfacetten ab, der zu einem weiteren Eingang hinüberführt.
Geradeaus ginge es schon noch weiter, aber da steht schon richtig
das Wasser am Boden, so daß man ab da besser nur noch in
Höhlenklamotten weitermachen sollte und nicht in Sandalen und
kurzer Hose mit Petzl-Lämpchen am Kopf, wie ich.
Talauswärts weiter unten liegt rechterhand eine besuchenswerte Karstquelle, die, so die Formulierung in einem alten Text über die Gegend, "die 500 Liter Wasser pro Sekunde emporschleudert". Hier treten die Wässer wieder zu Tage, die in dem großen Kalkberg oberhalb, der im Kominiarski Wierch mit 1.829 m Höhe gipfelt, sich sammeln. Große Höhlensysteme sind darin schon gefunden worden, so die Jaskinia Bandzioch mit 9,5 km Länge.
Literatur:
Nyka, Jozef | In der Polnischen Tatra, Verlag Interpress, Warszama 1971 |
Pressebericht | Höhlenforschung in Polen, Die Länder der Volksdemokratie Nr. 119-1954, S. 955ff. |
Wisniewski, Wojciech W. | La Speleologie en Pologne, Spelunca n° 46 / 1992 / pages 25 à 31 |
Atti Carso di Alta Montagna Vol 1 - Mai 1982, S. 4ff. |
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