Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Belianska jaskinie, Slowakei


Schauhöhleneingang


Die Belianske jaskinie oder Belaer Tropfsteinhöhle liegt im Gebiet der Belauer Tatra - für einen Schauhöhlenbetrieb sehr verkehrsgünstig gelegen, nämlich direkt neben der Hauptstraße von der östlichen Hohen Tatra Richtung Zakopane/Polen. Der Ort am Fuß des Berges, den es zu erklimmen gilt, heißt Tatranska Kotlina, auf deutsch "Höhlenhain".

So wie bei einigen anderen Höhlen in der Slowakei muß der Besucher gut zu Fuß sein, ehe er den Eingang der Höhle gut 200 m höher am Berg in ca. 900 m Seehöhe erreicht hat. Um die Zeit zu verkürzen, stehen hintereinander am Weg immer wieder Schautafeln, die einem die Höhle und das Gebiete rundum detailliert erklären sollen. Es ist schon erstaunlich, wie viele Familien mit Kindern den Weg hinauf nehmen, auch Kinderwägen werden hinaufgeschoben, etwas sinnlos, denn in die Höhle kommen sie nicht damit.

Am Eingang läßt sich gleich eine spannende Beobachtung machen: Es zieht nämlich aus vielen Felsritzen ganz kräftig heraus! Da muß es doch noch einen weiteren Eingang geben, und die Aussage von Blaha, daß es die Höhle eine "Sackform" haben würde, allmählich ansteige bis zu ihrem höchsten Punkt, der 168 m weiter oben liege, läßt sich dann wohl so interpretieren, daß durch die Schaffung eines neuen künstlichen Eingangs sich die Luftverhältnisse in der Höhle radikal geändert haben. Die Höhle in dunkelgrauen Gesteinen des Trias entlang von Schichtspalten entstanden, die eine Neigung von etwa 40 Grad haben. Besonders sind einige Erosionsformen, die an Honigwaben erinnern. Raum an Raum reiht sich aneinander, und man steigt dauernd bergan und später wieder herunter, wobei gegen Ende zu ein wirklich großer Höhlenraum mit einigem Sinterschmuck durchquert wird. Vstupna dvorana, Vysoky dom, Palmova sien, Zbojnicka komora, Velky dom und so weiter wurden die Räume auf slowaktisch benannt. Tropfsteine gibt es ein paar, das größte Schaustück, der "Turm von Pisa", ragt aus einem künstlich geschaffenen See heraus, in einer Ecke der Räuberkammer zeigt man einem einen Stalagnaten, der nach dem slowakischen Nationalhelden benannt worden ist, Janosik.

Früher wurde der größte Raum der Höhle mit Musikaufführungen verwendet und heißt deshalb Hudobna sien (Musiksaal). Heute wird die Besuchergruppe nur noch vom Führer gefragt, ob nicht jemand dabei sei, der ein Lied singen wolle. Geschiehts, dann hören alle andächtig zu und klatschen hinterher Beifall. Auch so geht es. Und sie soll schon für Speläotherapiezwecke genutzt worden sein, weil einige Leute, die an Atemwegsbeschwerden litten, dort Erleichterung fanden.

Einen seltsamen Brauch gibt es in dieser Höhle. Die Leute fangen an einer bestimmten Stelle in der Höhle an, in ihren Geldbeuteln nach Münzen zu kramen. Habe sie das nötige Kleingeld gefunden, so werfen sie es an die Höhlenwand gegenüber eines seichen Sees. Bleibt das Geldstück an der Wand hängen, so geht der Wunsch, den man mit dieser Handlung verbunden hat, vermutlich in Erfüllung. Da muß wohl täglich vor Beginn der Führungen geputzt und eingesammelt werden, sonst bildet sich hier allmählich ein häßlicher Geldberg. Ähnliche Verfahrensweisen gibts auch in anderen slowakischen Höhlen.

Ärgerlich finde ich die Regelung in den slowakischen Schauhöhlen, daß das Fotographieren dort "nur nach Zahlung der Gebühr möglich ist". Da langt man richtig zu. 10 Euro will man für die Erlaubnis bei einem Eintrittspreis von 7 Euro. Nachdem ich die Höhle gesehen habe, muß ich sagen, daß man sein Geld zurückverlangen sollte, weil eigentlich nichts zu sehen war, was wirklich einen solch hohen Preis rechtfertigen würde. Interessanterweise war bei unserer Führung im August 2009 nur ein junger Mann bei unserer Gruppe, der sich eine Erlaubnis erstanden hatte. Da blitzte er mal hier, mal dort, was ihn eigentlich interessierte, war nicht auszumachen, mit einer Ausnahme, seine Freundin, von der machte er dauernd Aufnahmen in der Höhle.

In der Höhle muß in den letzten Jahren einiges entdeckt worden sein, denn im Jahre 1967 waren von der Höhle erst 1.750 m bekannt. Inzwischen werden 3.017 m als Gesamtganglänge genannt.

Als Entdecker der Höhle gelten die Bergführer Johan Britz und Julius Husz, die am 22. Juli 1881 erstmals in die Höhle eindrangen. Es gibt aber Berichte, daß schon vor ihnen Goldsucher bereits in den Eingangsteilen waren. Schon ein Jahr später wurde sie für die Öffentlichkeit erschlossen und 1896 mit elektrischer Beleuchtung versehen. Der Besucherbetrieb scheint sich erfreulich zu entwickeln. Während im Jahre 1969 40.000 Besucher gezählt wurden, waren es 2009 schon 140.000 und der Trend zeigt weiter nach oben.
Den Fledermäusen, die Lebewesen, mit denen der Mensch mit seinen Besuchen der Unterwelt ein wenig in die Quere kommt, scheinen zurechtzukommen. Von den 24 in der Slowakei vorkommenden Arten leben immerhin 8 in der Höhle. In den Wasserbecken der Höhle lebt noch ein Tierchen, die Batynella natans.

 
 
Welches "Bedürfnis" dem Menschen erfüllt, der sich
solche Dinge kauft?
 
   

Bilder von der Tatra:

   

 


Wert studiert zu werden - die "Besuchsordnung". An was die nicht alles gedacht haben, was "geregelt" werden müsse! Ein Gepäckstück von der Größe 50 x 35 x25 cm darf man gerade noch mitnehmen. Wer was Größeres dabei hat, der muß es am Eingang zurücklassen!


Literatur:

Micklitza, André Slowakei, Michael-Müller-Verlag, Erlangen 2007
Blaha, Leonard Schauhöhlen der Slowakei, in: Akten des. 5. Kongresses der UIS, Stuttgart 1969, Band 3, T 7/1
Droppa, Anton Höhlen in der Slowakei, in: Jaskyne na slovenska, Olzor 1967

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