Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die jaskinia Driny
1977 ist mal von V. Aellen und. P. Strinati als BLV-Höhlenführer "Die Höhlen Europas" erschienen. Ein vielversprechender Titel. Wenn man da nach der "jaskinia Driny" schaut, dann wird man sie vergeblich dort suchen - genauso wie alle anderen osteuropäischen Höhlen jenseits von Jugoslawien. Wieder einmal so ein wenigstens mit einem anspruchsvollen Titel versehenes Werk, das, beim tieferen Blick hinein, seine Dürftigkeit offenkundig werden läßt.
In dem Slowakeiführer von Micklitza wird sie immerhin schon mit den folgenden Worten erwähnt: "Etwa 1 km südwestlich von Smolenice liegt die Höhle Driny, die berühmt fü rihren vorhangartigen Sinterschmuck ist. Driny ist die einzige zugängliche Höhle der Slowakei, die nicht durch einen Wasserlauf entstand, sondern durch Regenfälle, die entlang tektonischer Klüfte versickerten." Zwischen April und Oktober sei die Höhle von 9-15 Uhr geöffnet und es gäbe stündliche Führungen. Wie gut, wenn man gelernt hat, daß man nicht alles glauben sollte, was auf Papier gedruckt ist. Schon der Blick auf die obige Tafel, aufgenommen im Mai 2008 zeigt, daß ganz anderes gilt: 4 Führungen werden pro Tag angeboten, die erste um 10 Uhr und die letzte Um 14.30 Uhr z.B..
Die Drinyhöhle liegt am Ostrand der Kleinen Karpaten (Malé Karpaty). Die beginnen bei Bratislava und führen in nordöstlicher Richtung bis zur Stadt Nové Mesto nad Váhol. Die höchste Erhebung ist der Záruby mit 768 Metern. Immer wieder tritt Kalkgestein an die Oberfläche und es gibt mehrere Karstgebiete. Bei Smolenice ist heute die einzige Schauhöhle der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden, die Drinyhöhle. 1929 wurde sie von einigen Dorfbewohnern erstmals erkundet, Weisabl und den Brüdern Valovec und J. Vanic. Dessen Bruder, S. Vanic, war zufällig auch dabei. Der wurde später richtig berühmt, weil er den Fallschirm erfunden hat. Die Ersterforscher stiegen in ein Erdloch ein, das sich im Plateau öffnete. Durch den tiefen Schacht gelangten sie in das Spaltensystem, das die Höhle ausmacht. 5 Jahre später wurde sie als Schauhöhle eröffnet und der Besuch ist so, daß es sich weiterhin lohnt, den Betrieb aufrecht zu erhalten. Wie wir gehört haben, sind es zur Zeit, 2008, ca. 40.000 Besucher pro Jahr. Der beste Monat, aus der Sicht des Schauhöhlenbetreibers, ist der Juni. Da kommen rund 10000 Menschen dorthin, hauptsächlich Schüler. Es ist der Monat vor dem Beginn der großen Ferien, und da suchen die Lehrer nach Zielen, wo sie ihre Schüler noch sinnvoll hinbegleiten können. Da kommt die "Höhle" in Spiel und das funktioniert offenbar ganz gut.
Um zur Höhle zu kommen, muß man von Smolenice,
einem Ort, der vor allem wegen des Schlosses wenigstens
einigermaßen bekannt ist, und der bei der Dorfkirche ein paar
schöne alte hohle Linden hat, ein paar Kilometer auf einer noch
ungeteerten Straße bis zu einem großen Parkplatz fahren. Von da
geht es in etwa 20 Minuten zu Fuß durch lichten Wald hoch zur
Höhle.
Im letzten Teil wird es sogar felsig. Steinstufen geht es hoch,
eine Toilettenanlage gibt es da, ein Schauhöhlenhäusl, eine
große Plattform vor der Höhle (in 365 m Seehöhe), eine
Schienenbahn mit Kipplohre, mit der wohl mal irgendwelche
Materialien in die Tiefe gebracht wurden, und eine
"Höhlenbar". Das ist eine bemerkenswerte Baustruktur.
Man sich da in den Fels gewühlt, hat einen unterirdischen
Gastraum geschaffen und, danebenliegen, ebenfalls unterirdisch,
eine Küche. Am Außergewöhnlichsten ist das Glasfenster am Ende
des Gastraums. Schaut man da das erste Mal hinein, dann spiegelt
einfach das Glas davor, den Raum dahinter. Schaut man noch einmal
hin, dann sieht man, was sich dahinter verbirgt/abschließt:
einen Höhlengang hat man da angeschnitten/abgeschlossen. Und der
war/ist nicht unbelebt. Viele Fledermäuse halten sich darin auf!
Sie hängen da in Reihe nebeneinander. Warum? Von
"Fledermausschützern" werden diese Tiere ja gerne so
dargestellt, als würde ihnen die Begegnung mit dem Menschen als
eine "Störung" vorkommen. Nun, welcher Mensch hat
schon jemals wirklich mit dieser Tiergattung kommuniziert?
Keiner. Vielleicht ist ja das krasse Gegenteil der Fall! Die
freuen sich, daß da jemand mal vorbeikommt. Jedenfalls kann man
wirklich zu diesem Eindruck kommen, wenn man die Fledermäuschen
hinter der Glasscheibe anschaut. Wenn die das wirklich
"stören" würde, dann wären die wohl schon längst
woanders.
Durch Neuforschungen in verschiedenen Gängen soll die Länge inzwischen bei rund einem Kilometer liegen. 430 m sind für die Besucher erschlossen. Durch Stollenbau ist inzwischen eine Besucherführung möglich, die für Betreiber und Besucher immer optimaler ist. Dominant sind die Spalten- und Kluftgänge, die kreuz und quer zueinander verlaufen. Es gibt keine spektakulären Raumformen oder Tropfsteingebilde. Immerhin gibt es einige Gebilde, die wir mit "Sägezahnsinter" bezeichnen und die gehäuft vorkommen. Und Formen, die übererbsengroß eine Wandpartie überziehen. Es gibt eine "Halle der Slowakischen Speläologischen Vereinigung" mit großen Sinterformen und einen Raum , der "Hall of Coworkers" auf englich heißt, in dem Tropfsteine gibt, die als "Elefantenohren"bezeichnet werden. Mir ist immer noch die Beschreibung einer hängenden Sinterform in Erinnerung, die unser Führer, der selber Höhlenforscher ist, als "Schwiegermutterzunge" bezeichnet hat. Die hatte eine ziemliche Größe. Daneben war was Kleineres. Die hieß dann "Schwiegervaterzunge". Das sind so kleine Beispiele dafür, daß auch diese Höhlen auch ein Psychotop ist. Wir projezieren unser Vorstellungen von der Welt auch in die Unterwelt - und herauskommen solche Worte!
< Der Eingang > | ||
< Der ursprüngliche Eingang | ||
Die "spelobar" | ||
< Das "Elefantenohr" | ||
< Der "Geldteich" Der "Schiefe Turm von Pisa" > |
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Wer vom Parkplatz ein bißchen weiter fährt, der folgt dem
Talgrund. Da kommt irgendwann auf der rechten Talseite eine
Stelle, die sieht verdächtig nach "Höhle" aus.
Tatsächlich führen da zwei Pfade tatsächlich zu einem Eingang.
Wer hineingeht, der gerät in einen kurzen Horizontalgang. Wir
haben nachgeschaut, wie weit es hineinging. Es kam bald ein Ende,
aber weiß schon wirklich, ob sich nicht in der Tiefe des Berges
dahinter nicht noch viel viel mehr Hohlraum befindet?
Jedenfalls ist auch hier zu sehen gewesen, was so mancher von der
Unterwelt hält: Er "entsorgt" sich hier dessen, was er
momentan nicht mehr braucht... Müll
Literatur:
Micklitza, André | Slowakei, Michael-Müller-Verlag, Erlangen 2007 |
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