Die Schwedenhöhlen, Niederösterreich

Im Rohrwald westlich von Wien, nordöstlich von Stockerau liegt eine größere Gruppe von unterirdischen Anlagen. Sie tragen die Bezeichnung "Schwedenhöhlen" und sind als solche auch auf großen Wegweisern in der Nähe von Oberrohrbach bezeichnet.

Es heißt, daß sich die Menschen während der Schwedenkriege dorthin geflüchtet hätten, aber auch andere Jahrhunderte brachten schreckliche Zeiten mit sich. Die Hussiten, die Türken, die Ungarn, alle zogen da durch, wohl auch einmal die Deutschen, und so mancher hat wohl versucht, hier Zuflucht zu finden. Heute ist davon hier nichts mehr zu finden, geschweige denn der "Angstschweiß" der Verfolgten noch zu riechen.

Waren diese Anlagen wirklich "´Zufluchtsstätten"? Waren sie "Erdställe" im klassischen Sinne? Edith Bednarik, Altmeisterin der Erdstallforschung in Niederösterreich, hat sie alle einmal vermessen und dann die Ergebnisse veröffentlicht, und sie wählte die Bezeichnung "Erdstall" für jedes einzelne Objekt. Von A bis P hat sie sie durchnummeriert. Jeder Raum ist erfaßt, jedes Detail, zumindest hat sie den damaligen Zustand dokumentiert. Jahr für Jahr verändert sich hier etwas, fallen Wände und Decken herunter, verschließen nun einstmals Zugängliches. Ihr Schicksal ist, so sagte man früher, "besiegelt".

Die Anlage paßt nicht in das klassische Muster der Erdställe. Haben hier Menschen "Zuflucht" gesucht? Dann haben sie sich wirklich auf das Allernötigste beschränkt. Und das Wasser aus dem Rohrbach holen müssen. Hoffentlich hat sie dabei keiner beobachtet. Was für Schicksale haben sie hier wohl abgespielt? Alles vergangene Geschehen, alles Wollen, alles Tun, alles hat sich in "Luft" aufgelöst. Ein paar Löcher im Erdboden sind übrig geblieben - und die sind längst von der "Natur" kräftig weiterbearbeitet worden.