Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Der Erdstall von Kellmünz, Lkr. Neu-Ulm


Bei Bauarbeiten am Archäologischen Park in Kellmünz an der Iller wurde im August 2013 der Eingang zu einem bis dahin noch unbekannt gewesenen Erdstall gefunden. Zwar ist Kellmünz bereits in einer Arbeit über Erdställe von Hartmann aus dem Jahre 1878 erwähnt, allerdings ist fraglich, ob es sich bei dem gefundenen um den aufgeführten handelt. 

Der Eingang liegt mitten auf dem Gelände eines ehemaligen Römerlagers, das auf dem Plateau hoch oberhalb der Iller ehemals errichtet worden war. Das Kastell hatte eine Toranlage und mehrere Wehrtürme und diente der Sicherung des Donau-Iller-Rhein-Limes. Sein Name war "Caelius Mons" und unter dieser Bezeichnung wird der moderne archäologische Park nun vermarktet. Zahlreiche Tafeln im Gelände informieren über Details der Anlage und im Museum in einem Eckturm gibt es vertiefte Informationen.

Auf diesem Freigelände gab es 2013 einen Erdeinbruch, den der Kreisarchäologe Richard Ambs mit Hilfe eines Mini-Baggers erkunden ließ. In drei Meter Tiefe stieß man in dem Molassesandstein, der eine lehmig, feinkörnige Struktur hat, auf zwei abgehende kleinräumige Röhren. Zu ihrer Erforschung kamen Höhlenforscher der Höhlenforschungsgruppe Ostalb-Kirchheim, die das Objekt erforschten, vermaßen und photographierten. 

In zwei verschiedene Richtungen verlaufen die niedrigen und schmalen Gänge. Der nordwestliche endet bereits nach 3,50 m und hat ein spitzbogiges Profil. In ihn mündet nach 2,35 m von Nordost ein weiterer Gang, der sofort verbrochen ist. Der zweite Gang ist anfangs 1,10 m hoch und 90 cm breit mit einem Spitzbogengewölbe. 3,10 m geht es nach Nordosten, dann kommt ein Schlupf  vom 1,65 m Länge, 60 cm Breite und 50 cm Höhe. Danach kommt noch eine Endkammer, rechteckig, 2,70 m breit, 1,40 m lang und nach Deckenabbrüchen 2 m hoch. Früher war die Decke rund gewölbt und 1,60 m hoch. Die Anlage war praktisch fundleer. Im Eingangsschacht fand man Ziegel- und Keramikbruchstücke, die spätmittelalterlich bis neuzeitlich einzuschätzen sind, aber auch römisches Material. 

Inzwischen ist der Eingang überdacht und verschlossen. In den Informationen vor Ort im Dezember 2015 habe ich keinerlei Hinweis auf den Erdstall bemerken können. Schade, denn auch das ist beachtenswertes Stück Geschichte, wenn wir auch heute noch nicht sagen können, was es mit diesem Erdstall denn eigentlich auf sich hat. 

 

   
     

Literatur:

Bock, Christel, Lehmkuhl, Archim Ein neu entdeckter Erdstall im Archäologischen Park in Kellmünz a.d. Iller, Lkw. Neu-Ulm, Der Erdstall 40, 2014, S. 12-15
Wischenbarth, Peter "...heißt ncoh das Heidenloch" Erdställe sowie unterirdische Gänge im Landkreis Neu-Ulm (Bayern) und Umgebung, Der Erdstall 50 (2024), S. 105ff.

Links:

http://www.landkreis.neu-ulm-tourismus.de/themen/kulturelle-schaetze/kultur-detailseite/poi/archaeologischer-park-kellmuenz.html

http://www.augsburger-allgemeine.de/illertissen/Geheimnisvolle-Unterwelt-Unterirdische-Gaenge-entdeckt-id29875697.html

Erdställe - wo gibt es sie?


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