Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Amarnath Cave und der heilige Lingam Shivas
.. eine Eissäule in einer Höhle -
Shiva und Parvati in der Höhle?
oder "...wer Shiva gesehen hat, hat von der Sonne gegessen.."
Die Höhle von Amarnath liegt im nördlichsten indischen Bundesstaat Jammu und Kaschmir. Drei Busstunden von der Provinzhauptstadt Srinagar endet in Pahalgam die Straße. Von dort geht es nur noch zu Fuß weiter.
Jedes Jahr gehen im August, drei Tage vor Vollmond, tausende gläubiger Hindus von hier aus hinauf in die Vorberge des Himalayas zum sagenhaften Wohnort Shivas. Die Höhle liegt in 3882 m Höhe, "auf halbem Weg zu den Göttern", im Amarnathberg mit 5486 m Seehöhe. In ihr, so die Sage, hat der Gott seinem Weib Parvati vor 3000 Jahren das Geheimnis der Unsterblichkeit offenbart. Die soll aber vom Weg schon so ermüdet gewesen sein, daß sie die Botschaft gar nicht mehr vernommen haben soll. Ein Papagei (andere berichten davon, daß es Tauben seien) hingegen habe alles mitangehört, und seine/ihre Nachkommen würden noch heute in der Höhle umherflattern und vom Geheimnis des ewigen Lebens erzählen.
Hauptschaustück in der kleinen Höhle ist eine Eissäule, die "mit zunehmendem Mond" wächst und "mit abnehmendem Mond" wieder abschwillt. Diese Veränderung gilt als Zeichen für das "Leben" des Eiszapfens. Ihn zu berühren bedeute, Krankheiten zu heilen, friedlich sterben zu können und schneller ins Nirwana einzugehen. Zwei kleinere Eissäulen sollen Parvati, seine Frau, und Ganesha, ihren Sohn repräsentieren.
Lange Jahre hindurch war die heilige Höhle vergessen. Erst vor 200 Jahren entdeckte sie ein wandernder Hirte, Bregish Reshi mit Namen, wieder, und seither gibt es auch die großen Prozessionen. Da er Muslim war, betraf ihn der Glauben nicht direkt, aber seine Nachkommen haben noch heute etwas davon. Sie bekommen 1/4 der in Amarnath dargebrachten Opfergaben und das soll nicht wenig sein. Der Eingang ist heute abgegittert und der Zugang durch die Polizei kontrolliert. Alle 5 Minuten darf ein Schub von etwa 150 Pilgern durch den schmalen Eingang in die Höhle. Die Zurückgebliebenen vertreiben sich die Zeit damit, mit offenem Mund die Wassertropfen aufzufangen, die 50 Metern Höhe heruntertropfen - heiliges Wasser, das ja auch über den Lingam rinnt.
Die Eissäule möchten die meisten Besucher am liebsten mit der Hand berühren, die Stirn, den Mund auf diese Kälte pressen, allein sie wird von den Sadhus dagegen verteidigt. Gelbe Blumen regnen auf das Eis, Münzen, Perlen, Kleider und Reis werden geworfen... Unfruchtbare Frauen beten um den erwünschten Kindersegen....
Ein sehr schönen und anschaulichen Bericht über eine Reise zu dieser Höhle lieferte V.S. Naipaul mit dem Kapitel "Pilgereise" in dem Buch "Land der Finsternis - Fremde Heimat Indien". Die Höhle selbst beschreibt er so: "Die Höhle war etwa 40 Meter breit, dreißig Meter hoch und dreißig Meter tief, doch sie war nicht groß genug. Eine feuchte, steile Rampe, von der das Wasser tropfte, führt zum Allerheiligsten, dem Sitz des Gottes. Davor erhob sich ein hohes Eisengeländer mit einem Tor, das nach außen aufschwang. Die Menge schob; das Tor ließ sich kaum öffnen, und wenn es doch einmal gelang, wogten die Pilger die Rampe hinauf, und man hörte dei Schreie derer, die fürchteten, seitlich herabzustürzen. Es war ein tiefer Fall vom Halbdunkel der Höhle auf den weißen, sonnenbeschienen Hang, den immer mehr Pilger hinaufkletterten..." (Naipaul, S. 220)
aus: USIImpropri
Öffnungszeit:
Mitte Juni bis Mitte August | Öffnung der Höhle je nach Wetterlage und Mondstellung |
Literatur:
Garberi, Maria Luisa, Forti, Paolo | USI Impropri (?) La fruiione della cavità nell'iconografia antica e moderna, SSI, Bologna, ridedizione 2022 |
Gebauer, Herbert Daniel | Resources on the Speleology of Jammu & Kashmir State, India, Berliner Höhlenkundliche Berichte, Band 18, Berlin 2005 |
Hamel, Peter Michael | Durch Musik zum Selbst, dtv München 1981 |
Lindenmayr, Franz | Amarnath, HÖREPSY 2009, Gröbenzell 2009 |
Meiler, Oliver | Politischer Waldbrand in Kaschmir - Hindus und
Muslime streiten im indischen Teil über einen
Wallfahrtsortk - ein fast gelöster Konflikt flammt wieder auf, Süddeutsche Zeitung 6. August 2008, S. 8 |
Naipaul, V.S. | Land der Finsternis, Hoffmann und Campe, 2. Auflage, Hamburg 2001 |
ohne Verfasserangabe | The Hindu Holy Cave of Amarnath, The British Caver 1971 Vol 56 p 68 |
Shelly, George, Fouchon, Jean-Claube | Der lange Marsch zum Gott im Eis, GEO 8- 1978, S. 6ff. |
Links:
Shri Amarnathji Shrine Board - Amarnath Yatra official website
http://www.leh-ladakh.com/kashmir-india/amarnath-yatra.html
Temples
of the Himalayas
INDOlink Travelog Into The Arms Of Shiva
Yatris leave behind their calling cards for t.
http://www.lehladakh.net/amernath-trekking.htm
http://viola.bz/pilgrimage-to-the-sacred-amarnath-cave-june-2012/
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