Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Grotte de Saint-Privat bei Mende, F
Vor den Toren Mendes am Nordrand der Grandes Causses erhebt sich ein steiler Hügel, der mont Mimat . In ihm befindet sich ein Höhlenheiligtum, die Grotte de Saint-Privas. Sie heute leicht in wenigen Minuten mit dem Auto erreichbar. Man muß nur der Beschilderung folgen, kommt am Flugplatz der Stadt vorbei, durchquert ein Naherholungsgelände und am Ende geht es auf schmaler Straße wieder etwas hinunter zu einem großen Haus, wo gerade zwei Parkplätze vorhanden sind. Ein großer Durchgang ermöglicht es, das Gelände jenseits davon zu erreichen, wo zuerst die herrliche Aussicht auf Mende den Blick anzieht. Eine Kirche steht da am Steilhang, gleich daneben eine erste Grotte mit Altar.
Zum Kern der Heiligtums kommt man über eine stelle Steintreppe. Sie führt zu einer kleinen Kirche, die direkt an die Felswand gebaut ist. Ist die Türe offen, so ist der Weg frei in die Grottenkapelle. Ein kleiner Altar ist da und an den Wänden viele kleine Täfelchen, auf denen sich Menschen für ihre wundersame Heilung bedanken. Es lohnt sich, die Jahreszahlen zu studieren. Keine jüngere ist darunter. Wirken die "magischen Kräfte" der Örtlichkeit heute nicht mehr? Am eindrucksvollsten sind sicherlich die vielen Gehhilfen, die wie Wäschestücke an einer Leine aufgehängt sind. Alte Gehstöcke, Prothesen, orthopädische Schuhe, ein Wachsmodell eines Fußes.
Über eine kleine Treppe kam man noch eine Etagen höher zu einer weiteren kleinen Kultgrotte hinaufsteigen. Die Ausstattung ist ganz ähnlich.
Das Ganze macht den Eindruck, daß seine beste Zeit vorbei ist, aber ein Besuch lohnt sich immer noch.
Saint-Privat ist der Schutzheilige von Mende und soll um das Jahr 260 Bischof der Stadt gewesen sein. Während seiner Amtszeit soll er sich gerne auf den Berg in die Höhle zurückgezogen haben, um seine Ruhe zu haben und zu meditieren. Das geschah aber nicht in der Art der Büßer, die es möglichst hart und unangenehm haben wollten in den Höhlen, sondern eher im Stile einer angenehmen Zweitwohnung.
Eine Legende erzählt, daß sich Saint-Privat gerade in der Höhle aufgehalten habe, als die Vandalen die Stadt überfielen und später auch ihn gefangen nahmen. Es heißt, der Heilige sei auf Befehl des Häuptlings ermordert worden und zwar auf besonders grausame Weise. Man habe ihn in ein Faß gesteckt, das innen mit lauter eiseren Spitzen versehen gewesen sei. Dann ließ man das Faß von den Causses hinab ins Tal rollen. Dort, wo es endlich liegenblieb, sei eine kleine Ölquelle gewesen, wo sich die armen Leute ihrer Ölfläschchen füllen konnten. Als sich Reiche sich dieser wundersamen Stelle bemächtigen wollten, sei sie versiegt. Tatsächlich sieht man an der Felswand vor dem Aufgang zur Grotte einen kleinen Felsbrunnen, der vielleicht damit in Zusammenhang steht. Fließen tut dort nichts mehr.
Literatur:
Gauchon, Christophe | Des cavernes & des hommes, KARSTOLOGIA mémoires n° 7-1997 |
Minvielle, Pierre | Guide de la France Souterraine, Les Guides Noirs, Tchou, Éditeur, 1970 |
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