Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Stefanshöhle im Gellertberg in Budapest, H
Im Gellertberg , dem "wohl markantesten Punkt in der
Physsiognomie der ungarischen Hauptstadt", einem bis 235 m
ü.d.M. hohen Dolomitklotz liegt auf der dem berühmten Hotel und
Bad gegenüberliegenden Seite eine weithin sichtbare Höhle, die
sog. "Stefanshöhle", die ursprünglich nur aus dem
Eingangssaal und zwei Seitennischen bestand.
Die Lage macht es wahrscheinlich, daß hier die frühesten
Siedler im Raume von Budapest sich aufgehalten haben - ein
idealer Platz im Grunde: der Fluß fließt in unmittelbarer Nähe
vorbei, früher wohl sehr fischreich, die ganzjährig warmen
Quellen vor dem Eingang, die Wälder in der Umgebung.
Bis 1913 stand ein Wohnhaus in der Felsöffnung, das erst im
Zusammenhang mit dem Hotelbau abgerissen wurde. Seit 1926 gibt es
eine Felsenkapelle, die der Grotte in Lourdes nachempfunden ist,
und vom Paulinerorden betreut wird. Ein künstlicher Korridor
wurde gesprengt und einige kleiner Felsräume geöffnet.
In den 50er Jahren lösten die Kommunisten diesen Orden auf und
vermauerten den Eingang wieder. Anfang der sechziger Jahre
eröffnete man eine hydrologische Beobachtungsstation in den
Räumen. Im Zuge dieses Ausbaus teufte man einen Schacht ab und
fand unterhalb eine weitere Höhle, die üppig mit hydrothermalen
mineralischen Gebilden verkleidet ist.
Seit 1990 ist die Höhle wieder zugänglich und dient wieder
christlich-kultischen Zwecken. So werden regelmäßig dort
Gottesdienste gefeiert.
Am 27.12.2002 besuchte eine kleinen Gruppe Münchner und Salzburger Höhlenforscher selber diese kleine Höhle. Für einen Freitagmorgen war sie recht gut besucht. Am Eingang lagen ein paar Obdachlose mit Hund trotz der eisigen Kälte und bettelten um milde Gaben. Ein großes, kunstvoll gestaltetes Eisengitter schließt die gesamte Öffnung. Stühle, Bänke, Bilder, Statuen, Türen zu Seitenräumen, es lohnt sich umzusehen. Der Boden senkt sich etwas und führt auf eine geschlossene Tür zu. Bei Gottesdiensten ist sie zu öffnen und man kommt in die inneren Kammern. Eine golden glänzende Büste von König Stefan ist da, einen geschmückter Christbaum gab es, ein mit einem Priester besetzter Beichtstuhl, einige alte Frauen in den Betstühlen, wo sie auf den Beginn der Messe warteten. Auffallend war, daß die Räume kräftig geheizt waren, so daß hier innen niemand frieren mußte im Gegensatz zur Welt draußen.
Literatur:
Berger, Joel (Text) |
Budapest, 7. Auflage, Ostfildern, Baedecker 2002 |
Latzke, Hans E. (Red) | DuMont Visuell Budapest, Köln 1999 |
Adamko, Peter, György, Denes, Scabolcs Leel-Össy | Die Höhlen von Buda. Unser Budapest, Editor: Bürgermeisteramt von Budapest, 1992 |
Links:
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