Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Der Mittelpunkt der Erde


"Es gibt ebenso viele Mittelpunkte der Welt, als es Welten, ja Atome gibt. Alle Gestirne sind Individuen, Kolossalorganisationen und im Verhältnis zu noch größeren Weltindiviuen wiederum nur Teile und Organe..." Egon Friedell, Kulturgeschichte der Neuzeit 445


Hat die Erde einen "Mittelpunkt"? 

Ein Zentrum auf einer flachen Erde?

Die Idee eines Mittelpunkts bei den Flachweltlern? Oft lieferte die Religion dazu die Anhaltspunkte:

- Jerusalem

- Mekka

- Athen

- Rom...

Die Süddeutsche Zeitung vom 9./10. November 2019 enthält einen Artikel. Der liefert Stoff zur aktuellen Betrachtung dieses Themas: "Nachrichten vom Pfannkuchen."

Ein Beispiel: https://www.youtube.com/playlist?list=PL50VqWgr-XoGJHmAd7nxB_kuMFxU0I3hK

Und da gibt es ja tatsächlich noch die Flat Earth Society. Details dazu bei WIKIPEDIA und https://www.tfes.org/

Bei Jules Verne hat es ja noch "centre" geheißen, was mehrere Übersetzungsmöglichkeiten hat. Stellt man sich die Erde als eine Kugel vor, dann hat sie so etwas, zumindest geometrisch. Sieht man sie tatsächlich, dann hat sie eher die Form einer Birne, Wissenschaftler nennen sie "geoid", da verschwimmt immer mehr alle Klarheit, die ja viele einfach fordern. Die Welt soll gefälligst so sein, wie sie wir uns wünschen - und wenn sie nicht so ist, dann ändern wir sie halt! 

Sobald die Erde als ein ziemlich runder Körper erkannt war, konnte man den Mittelpunkt im Inneren suchen.

Viel wurde darüber spekuliert und phantasiert. Ein gutes Thema auch für Schriftsteller:

Nummer 1 ist sicherlich Jules Vernes Roman von der "Reise zum Mittelpunkt der Erde. Arne Saknussemm hieß der nur durch eine in Runenschrift noch bekannte Isländer, der den deutschen "Professor" Lindenbrok auf die Spur bringt, wo man bis zum "Mittelpunkt der Erde", so die verschlüsselte Botschaft. Und los geht die Reise - hinein in den Snaefells in Island und hinaus durch den Stromboli, zu Fuß und auf dem Floß.

Aber er war nicht der Einzige:

- E.T.A. Hofmann, Die Serapions-Brüder
  Elis Fröbohm, der Protagonist, ist von dem Gedanken besessen, "in dem Gestein die geheimen Zeichen zu lesen, die verkünden, wie unser Inneres verwachsen ist mit dem wunderbaren Gezweige, das aus dem Herzen der Königin im Mittelpunkt   der Erde emporkeimt." 

- Die ganzen Hohlwelttheoretiker kommen damit in Berühung. 

- Lewis Carroll läßt seine Alice beim Sturz durch in das Kaninchenloch in das Erdinnere daran denken.

- Kann der Erdkern aufhören zu rotieren? Ein Thema für "The Core", ein Science-Fiction-Buch des US-Autors Paul Preuss, 1993.


Literatur:

Brackel, Benjamin von Die Welt steht still, SZ Nr. 71, 25./26.03.2023, S. 34/35
Carroll, Lewis Alice
Friedell, Egon Kulturgeschichte der Neuzeit, Diogenes, 1927-1931, Neuveröffentlichung 2009, Zürich
Hofmann, E.T.A. Die Serapions-Brüder, Bd. 1, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1963, S. 171-197
Preuss, Paul The Core, 1993
Verne, Jules Die Reise zum Mittelpunkt der Erde, Übersetzt von Hansjürgen Wille und Barbara Klein, Diogenes, Zürich 1971, 1976 / Urausgaben von 1864 und 1867

Links:

https://m.simplyscience.ch/kids-liesnach-archiv/articles/reise-zum-mittelpunkt-der-erde.html

https://geoobserver.wordpress.com/2016/06/16/erde-wo-ist-die-mitte/

https://www.scinexx.de/dossier/reise-zum-mittelpunkt-der-erde/

https://archiv.offenkundiges.de/ist-mekka-der-mittelpunkt-der-erde/

Jules Verne

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