Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Bekleidung des Höhlenbesuchers und -forschers
"Der durch die Prothese der Kleidung ergänzte Körper funktioniert heroisch, indem er den Mangel eines Nicht-Könnens überwindet." Lethen, S. 214
"Der Mensch ist sozusagen eine Art Prothesengott geworden, recht großartig, wenn er alle seine Hilfsorgane angelegt, aber sie sind nicht mit ihm verwachsen und machen ihm gelegentlich noch viel zu schaffen." S. Freud, Das Unbehagen in der Kultu
Nach unserer Haut gilt die Kleidung als unsere zweite Schutz- und Kontaktschicht gegenüber der materiellen Außenseite von uns.
Sie ist auch sehr wichtig, wenn wir mit den Höhlen in Kontakt kommen. Manche meinen und sagen es tatsächlich, daß wir Menschen uns immer bekleiden müßten, wenn es unter die Erde geht, was aber auch nicht immer stimmt. Es geht auch nackt und manchmal ist das auch sehr angebracht, will man unter extremen Bedingungen sein Ziel erreichen. Stichwort Indien.
Im Normalfall aber ist es gut und nützlich, wenn wir eine je nach Umständen varierte Hülle um unsere Körper legen, wenn wir ins Innere der Welt eindringen. Und die Hüller verändern sich und uns, wenn das geschieht.
Drei Aspekte seien hier unterschieden:
- der "Höhlenforscher",
- der "Höhlentourist",
- der "Höhlenarbeiter".
Um hierzu etwas zusammenzutragen, ist der Blick in die reiche Literatur- und Bildwelt über Höhlen notwendig. Ein aufwendiges Unternehmen, das aber durchaus mehr Aufmerksamkeit verdient.
Ein gutes Thema für künftige HÖREPSYs...
Ein paar Schauproben aus dem Buch "Duemila Grotte":
Alle mit Hut! | |
Hier haben mindestens 3 einen Hut auf! | |
Die Arbeiter in der Postojna beim Höhlenausbau - auch kein Helm! |
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St. Canzian - auch ohne Helm erforscht! | |
Dann ist da auch mal einer mit Helm! | |
Gustave Abel in seiner Ausrüstung, wohl kurz nach dem 2. Weltkrieg, gezeigt anläßlich der 2012er Hauptversammlung des. Landesvereins für Höhlenkunde in Salzburg |
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Aus einer französischen Höhlenforscherzeitschrift - das Thema Soldat und Höhlenforschung in Ausrüstung - humorvoll-bissig aufgreifend |
Aus den "Vorsichts-Regeln" aus Joseph Hellers Buch über Muggendorf aus dem Jahre 1829: "Wer die beschwerlichen Höhlen besuchen will, muß sich mit der Kleidung darnach einrichten; Oberröcke, Hüte passen nicht, weil man sehr oft kriechen und klettern muß. Daber ist es auch gut, wenn man um die Knie ein Tuch befestigt."
Literatur:
Adelung, Willi | Höhle und Kleidung, in: Tagungsband 2018 zum 26. HÖREPSY der Interessengemeinschaft "Höhle-Religion-Psyche", hrsg. von Franz Lindenmayr, 2018 |
Freud, Sigmund | Das Unbehagen in der Kultur, Reclam |
Heller, Joseph | Muggendorf und seine Umgebungen oder die fränkische Schweiz, Nachdruck der 1. Auflage aus dem Jahre 1829, Erlangen Palm & Enke 1979 |
Lethen, Helmut | Der Schatten des Photographen - Bilder und ihre Wirklichkeit, rowohlt, Berlin 2014 |
Touring Club Italiano, Bertarelli, L.V., Boegan, E. | Duemila Grotte, Milano 1926 |
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