Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Die Wallfahrt von Tila / Chiapas /Mexiko

"Grund der Pilgerfahrt nach Tila ist der in ganz Mexiko berühmte Schwarze Christus, eine besonders kunstvoll geschnitzte Figur aus Ebenholz, die nachweislich seit 1539 verehrt wird.....vor den Pilgern lag der zweite und mUühsamere Teil ihrer Wallfahrt, nämlich der Aufstieg zum Gipfel des benachbarten Bergs, wo durch den Wolkennebel hindurch ein großes Kreuz zu erkennen war. Dort oben sei der Schwarze Christus gefunden worden, so hieß es, in einer Höhle, und niemand dürfe Anspruch auf den Ehrentitel eines Tilapilgers erheben, der nicht auch am Ort der wunderbaren Auffindung gebetet hätte.." Wolf 131

"...Er entzündete eine Kerze, kniete nieder, sprach ein Gebet, setzte die brennende Kerze dann zu Füßen des turmhohen Gipfelkreuzes zwischen Kräuterbüscheln und Zöpfen aus Menschenhaar ab und zwängte sich hinein in die Grotte. Sie war nicht mehr als ein enger Felsspalt, von Kerzen erhellt, ganz unspektakulär, aber sie hatte auf himmliches Geheiß den Schwarzen Christus hervorgebracht, zu einer Zeit, als der Schoß der Erde noch fruchtbar war und heilige Bilder gebar. Wen interessierte das schon, dass dieser Christus als ein Werk eines guatemaltekischen Bildhauersl aus dem 16. Jahrhundert galt? Stimmen mochte es ja, aber den Kern der Sache traf es nicht. Und der Kern der Sache war, dass der Christus von Tila aus dem Zusammenwirken von Himmel und Erde hervorgegangen war, von christlichem Himmel und indianischer Erde, und dass sich keine Stelle besser als diese zu seinem Ursprungsort eigenete: eine Höhle auf dem Gipfel eines Berges, der von den Wolken gestreift wird. Deshalb war es richtig, diesen Ort zu verehren. Und deshalb erreichte die Wallfahrt nach Tila nicht unten ihr Ziel, in der Kirche mit dem berühmten Kruzifix, sondern dort oben, zwischen Himmel und Erde."" Wolf 132

Literatur:

Links:

https://losmitosyleyendas.com/mitos-y-leyendas-de-tila-chiapas/

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