Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Die Bärenhöhle bei Oberammergau
Anläßlich der Jahrestagung 1997 des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher habe ich eine "Antropospeläologische Führung durch des Ammertal" organisiert und durchgeführt. Es war eine überraschend große Anzahl an Teilnehmern mit dabei, denen ich die verschiedenen kleinen natürlichen und künstlichen Höhlen im Gebiet um Oberammergau zeigte.
Ein Objekt, das unbedingt dazu gehörte, war die altbekannte Bärenhöhle.
201620061973
Wegen ihrer exponierten Lage war sie, wie kaum ein zweites Objekt in den bayerischen Alpen, immer schon dem Menschen bekannt gewesen. Es ist kein Wunder, daß sie schon in einer der allerersten schriftlichen Erwähnungen einer Höhle in den bayerischen Alpen, bei Mathias Flurl 1792 nämlich, bereits erwähnt ist: "Ein halbe Stunde von dem Dorf Oberammergau, nächst an der Straße, befindet sich das sogenannte Bärenloch, ein Höhle im dichten Kalksteinfelsen, welche von gierigen Erzgräbern gleichfalls schon oft besucht und erweitert worden seyn mag. Ich fand in derselben nichts, als einige mächtige Adern vom Thone, der mit sehr vieler Talkerde gemengt, und an einigen Stellen mit Bergöl durchdrungen schein; daher er auch, auf Kohlfeuer gebracht, einen bituminösen Geruch von sich giebt." (...alte Rechtschreibung).
Cammerer ergänzt 1832: "Am östlichen Boden der Höhle setzt schief in die Tiefe ein Loch fort, durch welches ein magerer Mensch schlüpfen kann; doch die Verlegenheit wegen der Rückkehr entmthigt Jeden zu diesem Wagestück." S. 15
In dem Buch von August Schuster "Führer durch die Ammergauer Alpen", München 1922, wird das Objekt wie folgt beschrieben: "..an das Südende des Dorfes und auf dem Fussweg am östlichen Ammerufer bis zur Kapellenwand unmittelbar an der Strasse nach Ettal. Links an der Wand die auffallend grosse Bärenhöhle (Auferstehungsfigur)."
Diese Figur nun spielt eine bedeutende Rolle in der Zeichnung und der Gouache, die Carolina Shrewsbury (damalsBrook), Initiatorin von CAVEART, geschaffen hat. Ich sehe sie noch immer vor mir, wie sie damals bei unserer Exkursion im hinteren Teil der Höhle hockte und eifrig auf ihrem Zeichenblock die Szenerie festhielt.
Carolina hat ein paar Zeilen dazu geschrieben: "The sketch has travelled with me down several caves here + in US + CH. The painting has been in my esszimmer and portrays my feeling exactly the atmosphere, its silence and the still presence of the watching saint as modern man ventures into his domain, with a different view. Notice how the contrast is with the "ancient" looking out."
Auf der Rückseite der Zeichnung steht noch folgender Text:
"He just stood there
looking majestic. I had to draw this moment
The cold wind blew up into
the cave and my
hands froze almost to my pencil!"
Damit hat Carolina die Reihe fortgesetzt, die andere schon lange vor ihr begonnen haben, nämlich sich künstlerisch mit diesem Höhlenobjekt zu beschäftigen. Auf der Suche nach alten künstlerischen Darstellungen von Höhlen bin ich z.B. auf eine Lithographie von Carl Heinzmann aus dem Jahre 1820 gestoßen, die "Die Baerenhöhle bei Ober-Ammergau" noch ganz anders wiedergibt.
Ich kenne bislang kein älteres Kunstwerk, das sich mit einer Höhle mit den Bayerischen Alpen auseinandersetzt.
Manfred Moser hat mir eine sehr alte Postkarte mit dem Bärenhöhlenmotiv besorgt. Es handelt sich um die "Kuenstlerpostkarte N° 2370 von Ottmar Zieher, Kunstanstalt München Dep. N° 733. Leider läßt sich das Versanddatum nicht genau feststellen. Vielleicht war es 1905.
Eine modernere Art, eine Höhle wiederzugeben, ist das Zeichnen eines "Höhlenplans". Dieser Aufgabe hat sich Klaus Vater im März 1972 einmal angenommen und hat alleine die Vermessung und Planaufnahme durchgeführt. Der Grundriß dieses Plans sieht beispielsweise so aus:
Dieser Plan läßt sich auch unter ästhetischen Gesichtspunkten sehen. Er ist sehr präzise, so sind sogar die einzelnen Stufen des Zugangswegs darin eingetragen. Einzelne Steine sind lagerichtig gezeichnet, die Bodenfläche mit den kodifizierten internationalen Symbolen differenziert wiedergegeben - und es fehlt doch etwas! Die Christusstatue - sie fehlt einfach. Jedes Planzeichnen ist auch ein Abstrahieren von dem, was man tatsächlich vor sich hat. Man läßt alles "Unwichtige" weg und beschränkt sich auf das "Wesentliche" - und das ist keineswegs für jeden das gleiche! So ist dieses Kunstwerk einfach in den Plan nicht mit aufgenommen worden!
Interessant wäre zu wissen, wer diese Statue errichtet hat. Bislang ist uns nichts darüber bekannt geworden. Vielleicht gibt es einen Kunstexperten, der mehr darüber weiß und diese Homepageseite findet. Wir würden uns sehr über eine Mitteilung freuen.
Auf der "Amtlichen Topographischen Karte Bayern (Süd) 1:50.000 wurde vollkommen von der Höhle abstrahiert, und es ist nur noch das Höhlensymbol übriggeblieben. Auch so kann man eine Höhle darstellen! (nachsehbar auf der CD AMTLICHE TOPOGRAPHISCHE KARTEN BAYERN (Süd)!
Zwei Bilder von mir. Das Original davon ist schon 1973 entstanden. Das zweite Bild stammt von dem Versuch, dieses Bild 1999 auf einem Plustek OpticPRo zu scannen, wobei man immer wieder Überraschungen erlebt.
Oktober 2006
Das Ende der Höhle | |
Literatur:
Cammerer, Anselm Andreas Caspar | Naturwunder, Orts- und Länder-Merkwürdigkeiten des Königreiches Bayern für Vaterlandsfreunde, sowie für kunst- und naturliebende Reisende, Kempten 1832 |
Flurl, Mathias | Beschreibung der Gebirge von Baiern und der oberen Pfalz, unveränderter Nachdruck, herausgegeben durch die Vereinigung der Freunde der Mineralogie und Geologie, VFMG e.V. Heidelberg 1972 |
Wollenik, Franz | Abwehrhand und Drudenfuß - Felsbilder in Bayern, Burgfried-Verlag Hallein 1982 |
Links:
Die Bärenhöhle bei Oberammergau
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