Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Das Hohlloch bei Raitenbuch


Landschaft in der Umgebung von Raitenbuch


Diese seit Urzeiten bekannte Höhle liegt auf der Südlichen Frankenalb in Bayern. Auf der 50.000er Karte des Bayerischen Landesvermessungsamts, die es ja auch in CD-Form gibt, ist sie zwischen Eichstätt und Weißenburg eingezeichnet. Kein unlösbares Problem ist es also, sie zu finden. Hineinzukommen schon.

Sie ist, wie so manche andere Höhle auch, leider, für die gesamte Menschheit gesperrt worden. Es gibt eine Ausnahme. Fledermausschützer muß man halt sein, oder sich wenigstens so nennen, dann ergibt sich vielleicht auch mal wieder die Gelegenheit, eine der großräumigsten und eindrucksvollsten Schachthöhlen des ganzen Gebiets auch selber kennenzulernen.

Ich bin nur einmal drinnen gewesen, am 20. Mai 1978. Mit dabei war eine gemischte Gruppe aus Mitgliedern des Vereins für Höhlenkunde in München und der FHKF in Nürnberg. Schon damals war ein hoher Gitterzaun außen herum, der jedem sofort auffällt und genau die gesuchte Höhle markiert. Man muß schon ein richtiger Schachthöhlengänger sein, sonst kommt man da gar nicht hinein. Unten große Hallen, Knochen, auch eine sehr eindrucksvolle Lichterscheinung gegen Mittag, wenn die Sonne in die Tiefe des Schachts scheint.

Warum darf da niemand mehr rein? Fledermausschutzgründe werden genannt. Da die Fledermäuse inzwischen eine starke Lobby haben, hofiert man sie, und die, die von ihnen gefressen werden, die "Insekten", wer schützt die eigentlich? Ich stelle mir da einige sehr selten gewordene Schmetterlinge vor, die kurz vor dem Aussterben sind. Da kommt so eine Fledermaus und frißt sie schnell weg, still und lautlos, und weg ist die ganze Gattung dieser Schmetterlinge. Da die keine so laute Interessenvertretung hatten, gibt es sie halt nicht mehr, aber was solls? Dafür haben wir wieder eine gezählte Fledermäuse mehr. Sorry, aber mit "Natur" als einem vom Menschen unabhängigen Regelungssystem hat das alles nichts mehr tun.

Wenn man schon solche Höhlen nicht generell offen läßt, dann sollte man ein geregeltes Verfahren einführen, wo "geeignete" Leute trotzdem hineinkommen. Das würde die Aggressionen gewaltig abbauen, die sich da mit der ziemlich unbeholfenen heutigen Regelung des einfachen Verbietens, Zusperrens und der Strafandrohung aufstauen.

Dann wundern sich wieder alle, warum es plötzlich auch in Deutschland Gewaltexzesse gibt (langsam dürften wir ja soweit sein, daß diese Aussage nicht mehr gilt.... Bad Reichenhall, Freising....), die sich "niemand" erklären kann. Auf einmal war es keiner mehr, denn "alles" ist doch "rechtlich" ganz in Ordnung. Und wir haben ja noch ein paar Plätze frei im Gefängnis oder in sonst einer Verwahranstalt.

Eine friedliche, liebevolle Gesellschaft haben wir schon lange nicht mehr - was zählt, das ist der DAX - oder was sonst eigentlich?

Ein paar Bilder:

 
 
 

 

Ein Blick vom Grund des Eingangsschachts

 

In der Süddeutschen Zeitung vom 15. März 2001 fand sich folgende Nachricht:

Forscher warnen: Natur nicht tot pflegen
München - Mit einer Resolution "Natur nicht tot pflegen" hat die Münchner Entomologische Gesellschaft (MEG) einen maßvolleren Naturschutz gefordert. Oft werde durch Pflegemaßnahmen mehr geschadet als genützt, sagten die Insektenforscher (Entomologen) in München. Die Entscheidung über die Pflege von Biotopen dürfe nicht nur unter dem Aspekt des Vogelschutzes getroffen werden. Auch Insekten und Spinnen seien schützenswerte Lebewesen. Auf dem 30. Bayerischen Entomologentag appellierte die Gesellschaft deshalb an Kommunen und Naturschutzbehörden, die Natur mehr sich selbst zu überlassen und auf "Pflegeorgien" zu verzichten.

Kommentar: nicht nötig


Die Höhle liegt südlich von Raitenbuch im sogenannten Hohlbigel. Was dieser Name bedeutet, das ist nicht ganz klar. Kommt er von "Holderbühel", also einem Hügel, auf dem der Hollunder wächst, oder von "Hohlspiegel"? Hohlspiegel, lt. Hager, weil sich in der Tiefe des Schachts sich manchmal Regenwasser gesammelt hätte und sich beim Hineinschauen alles wie in einem Spiegel gezeigt hätte.

Tatsächlich nimmt man meist nur ein scheinbar bodenlos tiefes schwarzes Loch wahr. Früher war das ein idealer Ort, um Ungeliebtes loszuwerden. 2 guterhaltene menschliche Schädel mit starken Kopfverletzungen hat man auf dem Grund des Weißenburger Schachts gefunden. Viele Kadaver toter Tiere wurden da im 18. Jahrhundert beseitigt, was zu der Sage führte, daß in den Quellen der Umgebung nicht selten einzelne Knochen mit dem Wasser wieder ans Tageslicht treten würden. Welche Quellen das sind? Scheinbar hat man schon früh einfachste Hydrologie betrieben und sich da seine Gedanken gemacht. In der Edelbachhöhle und -quelle in Eichstätt wurde ein Austritt des Wassers vermutet, von Triftversuchen mit Sägespänen wird berichtet, die bei Titting und bei Suffersheim wieder zu Trage getreten seien.

Von Andreas Suttner statt aus den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts die erste genaue Beschreibung der Höhle. 23 m geht es im Eingangsschacht in die Tiefe. Daran schließen sich weitere Schächte, mehrere Kammern und Gänge an. Es wird behauptet, die Höhle habe früher sogar einen horizontalen Zugang gehabt, aber wo der vielleicht gelegen hat, das ist heute unbekannt. Von R. Spöcker stammt ein Plan der Höhle vom Juni 1924.

Am 7.3.1976 gelang durch H. Reichel und K. Schmidt eine bedeutsame Neuentdeckung in Form eines großen Schachts und der oberen und unteren Ammonitenhalle östlich des "Doms".

Mit Willi Adelung war ich am 17. März 2002 mal wieder dort, um mir die Absperranlagen mal wieder anzusehen. Wenn man den Weg kennt, dann ist man in wenigen Minuten ja bereits beim Eingang, wenn man den Wagen an der Kreuzung Fahrweg - Römerstraße läßt. Mal folgt nur der Römerstraße aufwärts bis der immer aufwärts führende Weg abflacht. Dort biegt man nach rechts ab und geht auf den höchsten Punkt des Hohlbigels durch ausgeholzten Buchenwald zu. Schaut man sich ein bißchen dort um, dann fällt sofort der 4 m hohe Drahtkäfig auf, der an Gehege im Tierpark oder an ein Gefängnis erinnert. Sorgfältigst wurde ein Doppeldrahtzaum herumgezogen und nur an einer Seite ist eine mit einer Eisenkette verschlossene Tür. Wo der Zaun schon beschädigt wurde, da ist er wieder gründlich ausgebessert worden. Mit Hilfe von Werkzeug wäre er aber binnen Sekunden wieder offen. Zwei Naturdenkmalschilder auf Pfählen sind auch da. Warum man das Naturdenkmal nicht anschauen darf, das bleibt unerklärt.

Der Drahtkäfig im Wald

Der Schachteingang

Der Schachtkäfig
Das Schloß

Schild im Wald

 
  Dolinen in der
Umgebung

Blick in die Geschichte: (ein Bild aus dem Naturhistorischen Museum in Nürnberg)


Aus Cammerer 1832: "Hohlloch, oder auch Hahloch heißt jener merkwürdige umzäunte Erdfall, der in erstaunungswürdiger Tiefe in ungeheurer Felsgrotten führt. Man findet dies Naturwunder in einem Walde bei Raitenbuch, Landgericht Greding im Rezat-Kreise." 


Literatur:

Cammerer, Anselm Andreas Caspar Naturwunder, Orts- und Länder-Merkwürdigkeiten des Königreiches Bayern für Vaterlandsfreunde, sowie für kunst- und naturliebende Reisende, Kempten 1832
Hager, Rudolf Höhlensagen, Historische Sagen aus den Naturpark Altmühltal, Band 1, Eichstätt 1983
Weißenburger Heimatblatt 1938, Nr. 11
Bauer, F. Helden, Gespenster und Schalknarren, München 1994, Seite 88
Raitenbucher Heimatbuch 1981
Hirner, Rudi Neues vom Hohlloch bei Raitenbuch, Der Fränkische Höhlenspiegel 8-1978, S. 13
Hager, Rudolf Die Sage vom "Hohlloch" bei Raitenbuch, in: Tagungsheft zur 28. Jahreshauptversammlung des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher e.V., 1986, S. 73ff.
Joos, Roland Das Hohlloch bei Raitenbuch, in: Tagungsheft zur 28. Jahreshauptversammlung des Verbandes der deutschen Höhlen- und Karstforscher e.V., 1986, S. 68ff.

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