Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle
Speläologisches im Naturhistorischen Museum in Wien
Eine der reichsten Sammlung der Welt, die Natur betreffend, wurde schon 1748 in Wien von Franz Stephan von Lothringen, dem Gemahl Maria Theresias, als Naturalienkabinett gegründet. Heute umfaßt es mehr als 20 Millionen Objekte, und so ist kein Wunder, daß sich darunter auch einiges befindet, daß das Interesse des "Höhlenforschers" geweckt wird.
Anfang Februar 2008 war ich mal an einem Sonntag morgen um 9 Uhr dort und war unter den ersten Besuchern, so daß noch die ganzen Sammlungen in aller Ruhe erlebbar waren. Das änderte sich gleich um 10 Uhr, als dort für die Kleinen von 3 Mitarbeiterinnen ein "Karneval der Tiere" angeboten wurde, zu dem die maskierten Sprößlinge nur so strömten. Gleich war der Zauber der tiefen Stille in den Räumen wieder verschwunden.
Der paßt besonders gut zu den Mineralien, die ja nicht zu unrecht meist dem stillen Bereich zuordnet werden. Gleich im ersten Saal findet man ein Prachtstück aus der Höhlenwelt: eine Tropfsteingruppe aus der früher mal Adelsberger Grotte genannten Postojna Jama im heutigen Slowenien. Bei dem Sinterreichtum dort merkt man ihr Fehlen vor Ort nicht mal. Unterhalb der Decke verläuft ein Fries mit Gemälden mit geologischen Motiven. Dort ist auch ein Bild mit Motiven vom "Kalvarienberg" in der selben Höhle. Natürlich gibt es auch hier feinste Stücke aus den Hohlräumen des steirischen Erzberges. In den senkrechten Vitrinen finden sich auch kleine Sinterstücke und auch das Mineral Goethit das man in der Dachstein-Mammuthöhle entdeckt hat, jeweils begleitet von farbigen Fotos.
Im anderen Flügel des großen Gebäudes liegen Räume, die für
die Museumspädagogik genutzt werden, und da war gerade ein
Höhlenkunstprojekt offerbar am laufen. In einer historischen
Vitrine hatte man viele Fotos von Höhlengemälden ausgestellt
zusammen mit stilisierten Höhlenformen und allerhand
Impulsfragen für die Kinder wie "Warum malten
Steinzeitmenschen Zeichen und Tiere an die Höhlenwände?"
In den Räumen 11 bis 13 sind viele prähistorische Funde ausgestellt, wobei eine Menge in Höhlen gemacht wurden. Einsamer Höhepunkt sind die Stücke aus der Byski Skala-Höhle im Mährischen Karst. Es hängt einfach mit den politischen Verhältnissen von früher zusammen, daß diese einmaligen Funde heute in Wien und nicht in einem Museum in Tschechien gezeigt werden. Herausragend ist die Bronzefigur eines kleinen Stiers, der in einer einzelnen glasummantelten Vitrine bestens zur Geltung kommt.
Eingang in die Höhle im Mährischen Karst |
Ganz im Stil der früheren Vorstellungen von der Lebensweise unserer Vorvorfahren ist hoch an der Wand im Bilderfries noch ein Gemälde mit Höhlenbezug, nämlich eine Gruppe von Steinzeitmenschen vor einem Höhleneingang, wie sie dort ihr Leben eingerichtet hatten. Und dazu dann Fundstücke etwas aus der Gudenushöhle im Waldviertel.
Die Lehmbisons aus der Tuc d'Aubert-Höhle in den Pyrenäen |
Für den Kenner und Liebhaber gab es viele Fotos in der temporären Gletscherausstellung zu sehen, die den momentanen starken Rückgang der Alpengletscher eindrücklichst darstellt. Ein Bild zeigt die Verhältnisse beim Kitzsteinhorn und das ist ja erst in den letzten Jahr speläologisch ins Blickfeld gerückt durch die Entdeckungen von Kitzsteinhornhöhle und Feichtnerschacht in diesem Gebiet. Immerhin sind von der Natur hier mehr als 1000 m tiefe Höhlen in den früher für nicht höhlenbildsfähig gehaltenen Fels gegraben worden!
In den Assoziationsraum "Höhle" gehören auch die Darstellungen und Exponate, in denen aufgerissene Mäuler und Münder gezeigt werden, da das "Verschlungenwerden" und das Nach-innen-Gehen anklingt.
Natürlich darf die Karst- und Höhlenkundliche Abteilung des Naturhistorischen Museums nicht vergessen werden, die meist im Hintergrund arbeitet, aber immer sehr gute Ergebnisse hervorgebracht hat.
Literatur:
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