Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Höhlenchanten im Schulerloch
7. Mai. 2005


 

Nach dem großen Erfolg des 1. Höhlenchantens im Schulerloch am Ausgang des Altmühltals nördlich von München war es klar. Es sollte eine Fortsetzung geben. Wolfgang organisierte alles wie immer punktgenau und überlegt. Alle, die ihm ihre Emailadresse gegeben hatten, schickte er vorher u.a. folgende Nachricht:

 

"Hallo liebe Höhlenfreunde, kurz vor der Start nochmal die wichtigsten Informationen:   Abfahrt ist um 15:00 (spätestens: 15:15) von der Landwehrstraße 60-62. Nehmt warme Sachen zum Anziehen mit. Und da es im "Druidentempel" eine ganz besonders kraftvolle Energie hat, um sich in die Mitte zu legen: Isomatte und Decke sind für diesen Zweck sehr zu empfehlen.   Da wir erst gegen 22:00 zurück sein werden, nehmt Euch für die Rückfahrt am bestens eine Kleinigkeit zu Essen mit - Getränke besorge ich wieder und auch Gebäck.   Zur Einstimmung empfehle ich Euch, die Webseite unseres Mit-Chanters Franz Lindenmayr. Danke Franz!!!   Ich freue mich schon sehr auf Samstag und darauf, die Höhle nach unserem ersten kraftvollen Singen im September wieder zu besuchen, zu spüren, in Kontakt zu kommen mit ihrer guten Ausstrahlung.   mit einem herzlichen Jaya Jaya Wolfgang Friederich."

 

Da konnte ja nicht mehr viel schiefgehen - oder? Tatsächlich war es so, daß noch einen Tag zuvor sich erst 32 Leute fest angemeldet hatten. Und er hatte einen Bus für 50 Leute bestellt und zu einem Festpreis die Höhle gemietet. So sieht "Wirtschaft" heute auch wieder aus, aber in der Vergangenheit war es nicht viel anders. Die Eigentümer der "Produktionsmittel", hier "Höhle", machen ihren gesunden Reibach. Die anderen arbeiten mit viel Risiko, frischem Unternehmergeist und einer einen beflügelnden Idee. Wie froh können wir sein, daß er das auf sich nimmt!

Der Bus wurde am Ende tatsächlich voll. Bei Regenwetter ging es los, diesmal in München in der Landwehrstraße. Das "Chanten" ist eine höchst flexible Veranstaltung. Beim letzten Male waren wir noch von der Schwere-Reiter-Straße in München losgefahren, von Örtlichkeiten, von denen wir heute nur noch träumen können. Eine ehemalige Panzerkaserne war da früher, in einer der Reparaturhallen waren die "Chanter" untergekommen. "Panzerreparaturhallen" - da darf man nichts Normales erwarten. Sie hatten gute akustische Eigenschaften, die wurden damals von uns genutzt. Aber sie stehen auf der Abbruchliste, seither gibt es eine Odyssee durch München. Im Moment passiert das Chanten in einem Bürogebäude im dritten Stock, wo zur Zeit hauptsächlich das Tanzstudio DanceSpirit seinen Ort hat.

Regenwetter. Ein starker Stimmungsfaktor und dann das ohrerschütternde Brummen des Busses. Wolfgang probierte es mit einem Chant, aber das Ergebnis war so, daß später nichts mehr passiert ist. War auch gut so. Nach fast 2 Stunden Busfahrt hatten wir den Parkplatz unterhalb des Schulerlochs erreicht. Eine handvoll Autos war noch da, ansonsten hatten wir die ganze Gegend in ihrem frühsommerlichen Grünkleid fast für uns alleine. Anfangs geht es ja ein bißchen steiler bergan. Dann verkündet einem ein Schild, daß man das Schlimmste hinter sich hätte. Es ginge nun nur noch 5 Minuten fast eben zum Eingang der Höhle. Die Bauarbeiten am neuen Schauhöhlengebäude sind nun abgeschlossen und ein schmuckes, architektonisch gelungenes Häuserl steht jetzt da. Wir wurden freundlich begrüßt, und gleich zogen die "Roadies" weiter ins Loch, um alles vorzubereiten. Diesmal hatte Wolfgang ein Hightech-Gerät dabei, das per Funk zu einem auf einem großen Stativ stehenden Lautsprecher seine Signale senden sollte. Es funktionierte eine Weile, dann konnte man nichts mehr hören. Die alte Erfahrung der Höhlenforscher, daß man in der Höhle alles kaputt bekommt, das schien sich hier zu bestätigen. Zum Equipment gehörte auch ein elektrischer Haarfön, der dazu verwendet wurde, das Fell der großen mitgebrachten Trommel zu trocknen, das wegen der hohen Luftfeuchtigkeit sofort seine akustischen Eigenschaften geändert hatte. Am Ende half auch das nichts mehr. Es mußte auch ohne sie gehen.

Zu Beginn gab es eine richtige Höhlenführung, wo uns geduldig von der Höhlenführerin erklärt wurde, was es da alles zu sehen und bewundern gab. Im sogenannten Tempelraum drängten wir uns dann alle zusammen und stimmten den Chant "Shalom Aleichem" an, der auch akustisch recht gut gelang. Das eigentliche Chanten fand dann im Hauptraum der Höhle statt, wo ein Kreis aus weißen Plastikstühlen schon bereitstand.

Wir chanteten diesmal rund 2 Stunden. Das war keine lange Zeit. Oft wurden dazu auch einfache Tanzschritte gemacht, was gut tat und ein bißchen aufwärmte bei einer Grundtemperatur von 9 Grad, die dort ständig herrscht. Die Lichter waren fast alle gelöscht bis auf eine mit vielen brennenden Kerzen versehene Mitte. Wer Lust hatte, konnte sich dort auch hineinsetzen oder legen und das Ambiente von der Mitte aus auf sich wirken lassen. Hauptsächlich sangen wir den "earth circle", eine Folge von indianisch inspirierten Chants.....earth, water, fire, air, spirit......am I.

Am Ende gedachten wir noch FRANK, einem Mann, der noch beim letzten Chanten im Schulerloch dabei gewesen war, und ein Woche danach beim Klettern tödlich verunglückt ist. Dazu paßte einfach dann der Schlußchant mit den letzten Worten aus dem "Propheten" von Khalil Gibran, wo es unter andem heißt: "...und eine andere Frau wird mich gebären..."

Danach kam nichts mehr - nur noch Stille, die Stille dieses Höhlenraums, die nur unterbrochen wurde vom Geräusch der Wassertropfen, die diesmal reichlich von der Decke herunterkamen.

Still verließen wir, jedenfalls die meisten, die Höhle wieder, wo es inzwischen einen starken Regenschauer gegeben hatte, von dem wir in der kalten Höhle überhaupt nichts mitbekommen hatten.

Wie schnell so ein schönes Erlebnis doch auch wieder vorbei ist und doch noch auf feinste Weise nachklingt................

Danke Wolfgang.

 


Was da beim Chanten gemacht wird und passiert, das wußte man schon immer in den Religonen zu nutzen. Kurt Tucholsky hat sich in seinem berühmten Pyrenäenbuch beim Besuch eines Klosters der Jesuiten so seine Gedanken dazu gemacht: "Es hat mich. Es kehrt immer wieder, und da die Wiederholung die einzig wirklich künsterlische Form ist, die es überhaupt gibt, was Buddha und sein genialer Übersetzer Neumann gewußt haben, weil das Ohr nach dem achten Mal nichts mehr zum Gehirn leitet, sondern eine feine Erschlaffung die Nerven befällt, so dringt das Gift in alle Poren ein. Durch Wiederholung wird das Wort fremd und kehrt verwandelt wieder."


Der Anfang in der Landwehrstraße
in München

beim damaligen  "DANCE SPIRIT"

Am Parkplatz beim Schulerloch
Beim neuen Führerhaus

- am Regenschirm kann man auf
das Wetter schließen

Wolfgang beim Aufbauen der
Musikanlage
Ein höchst ungeewöhnliches
Höhlenfoto: eine Trommel beim
Fönen
Beim Anzünden der Kerzen
Eine Höhlenführung vor dem
Chanten
 
 
Beginn des Chantens im Stuhlkreis
 

Wolfgang beim Erzählen

 

Klang im Höhlenraum
erzeugt mit vielen Stimmen
Feier des Lebens

Ein Haiku von Franz Lindenmayr

Ein Tanz auch der Photonen

während des Chantens

 

 


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