Franz Lindenmayr / Mensch und Höhle

Der höhlenkundliche Workshop des VHM im Mahdtal, 1.-3. Juli 2005


Abends während einer Pause


Seit 1991 gibt es jetzt diese "Workshops". Stefan Glaser, der Initiator und sorgfältige Pfleger dieser längst zu einer Institution gewordenen Idee, hat in der "Münchner Höhlengeschichte II" ausführlich über die Entstehungsgeschichte berichtet. Mit einer bemerkenswerten Ausnahme, nämlich der Tagung ausgerechnet in Mühlbach im Altmühltal, wo sich die längste fränkische Höhle heutzutage befindet, fanden alle im Raum der Bayrischen Alpen statt.

Das "Allgäu", war längst schon auch ein Platz dafür, wo eine solche Veranstaltung hätte stattfinden können. Nachdem in diesem Jahr jetzt des Hölloch auf Platz 1 der deutschen Höhlenrangliste in Bezug auf die Länge gerückt ist, war es wohl unvermeidlich. Einen nahezu idealen Platz dazu gab es auch: das Mahdtalhaus. Warum? Es liegt in einer Entfernung dazu, die geradezu atemberaubend ist. Zu vielen Bildern, die wir am ersten Abend zu sehen bekommen haben, hieß es: Da sind wir gerade und da ist die Höhle."

Eine perfekte Organisation machte es uns Teilnehmern fast schon zu leicht, die Tage dort angenehmst und erfolgreich zu verbringen. Im voraus (ich bleibe bei der "Alten" Rechtschreibung in meinem wahren Leben, dem Leben jenseits der beruflichen Zwänge!) hatten wir Angemeldeten schon eine .pdf-Datei mit ausführlichen Informationen zu Treffen bekommen. Der Rest war für uns ein Kinderspiel.

Mit Willi Adelung kam ich am Freitagabend aus Kempten angereist. Die Gegend war uns ja aus vorangegangenen Touren schon bestens vertraut. Viele bekannte, aber auch viele fremde Gesichter. Holzschapfen mit Käsespätzle wurden leergeräumt, Salaltblätter daneben. Die Schlafplätze wurden vergeben. Offenbar wurde die Hütte voll bis unters Dach und bis in den tiefsten Trockenkeller. Ein paar Leute waren sogar "Überzeugungstäter", die schliefen ganz absichtlich unter freiem Himmel außerhalb der Hütte, so mancher auch in seiner "Autohöhle". Alle waren untergebracht. Es konnte gegen 8 Uhr mit den gebeamten Vorträgen losgehen. Dias zu zeigen ist heute absolut "old school". Wir sahen nur gescannte Texte, Pläne und Fotos über den Beamer, der seine Signale aus Laptops bezog. Ich bin gespannt, wie in 20 Jahren jemand beschreiben wird, was bei so einer ähnlichen Veranstaltung dann los sein wird. Was wird dann der "state-of-the-art" sein?

Stefan Glaser begrüßte die Teilnehmer, dann übernahm Hans-Peter Orth den Stab und berichtete über die geologische Situation des Schwarzwassertals. Er kennt das Gebiet ja bestens aus 20jähriger Forschungstätigkeit dort und machte allen großen Mut, doch weiter in der Region fleißig nach Höhlen zu suchen. Es könnte sich sehr lohnen, weil wohl noch weitere "Höllöcher" in den Dachrinnenstrukturen der nur etwa 100 m dicken Kalkschicht des Gottesackerplateaus stecken. Anschließend stellten Stefan Glaser und Andreas Wolf weitere Exkursionsmöglichkeiten vor und gaben eine kurze Einweisung in die geplante Befahrung des Höllochs. Günter Stautz berichtete von Einsatzmöglichkeiten des Langwellenfunks in der Höhlenforschung und brachte erstaunliche Einzelheiten. Schließlich gab es noch ein gemütliches Beisammensein, das in meinem Falle bis um 1 Uhr in der Frühe dauerte. Ich hatte ein faszinierendes Gespräch mit Mane und Hans, zwei Protagonisten der Höllochforschung. Ich befragte sie über die psychologische Seite der Höhlenforschung und besonders des Höhlentauchens und erhielt oft verblüffende Antworten, die ich so nie erwartet hätte.

Am nächsten Morgen war erst mal schlechtes Wetter. Ein gutes Frühstück mit frischen Semmeln, Müsli usw. brachte uns auf Trab. Die Teilnehmer spalteten sich dann in verschiedene Grüppchen und zogen los. Die beiden Favoriten waren die geomorphologische Wanderung durchs Schwarzwassertal, geführt von Hans-Peter Orth, und die Höllochbefahrung, wo die Mitglieder des Höhlenverein Sonthofens und Andreas Wolf und Günther Stautz vom VHM die "Leithammel" waren. Ob sie wirklich stattfinden würde, das konnte erst im letzten Moment vor dem Schacht wirklich entschieden werden. Wenn es noch ein bißchen stärker geregnet hätte, wäre das Unternehmen wohl geplatzt. So ging es gerade noch. Alle kamen gesund wieder Stunden später heraus. Ein herzliches Dankeschön an das hervorragende Betreuungsteam!

Am späten Nachmittag trafen die Exkursionisten langsam wieder ein, ein Grill wurde angeworfen, der gemütliche Teil hatte begonnen. Überall hingen Höhlenklamotten zum Trocknen herum. Das Wetter hatte sich gebessert, die Sonne schickte ihre warmen Strahlen herab zu uns. Die Tonkulisse bestand nur aus dem Rauschen des Schwarzwasserbaches und dem Bimmeln der Kuhglocken.

Gegen 8 Uhr gab es noch mal Vorträge. Andreas Wolf berichtete über 99 Jahre Höllochforschung, Stefan Niggemann erzählte etwas von den Ergebnissen von Sinterdatierungen aus den Höhlen am Ifen, die oft vollkommen unerwartete Ergebnisse erbracht haben und am Ende führte uns zwei Grabenstettner die neuesten spannenden Ergebnisse vom Gottesackerplateau vor. Mit dem Schneeschacht könnte eine höchst spannende Pforte zu einem neuen großen Höhlensystem gefunden worden sein! Am nächsten Tag sollte wieder eine Tour hinein stattfinden. Was sie wohl gefunden haben?

Nochmal gemütliches Beisammensein, das aber für die meisten nicht so lange dauerte, weil die Mühen des Tages ihre Spuren in unseren Körpern hinterlassen hatten.

Noch mal ein Frühstück - dann großes Auseinanderstreben. Die einen gingen auf den Gottesacker, andere fuhren zum Hochgrat, eine dritte Gruppe strebte in Richtung Judenkirche und Umgebung bei Oberstdorf, eine weitere wollte eine Höhle am Kapf suchen, ich fuhr mit Willi Adelung zur Moosrauft.

Ein sehr gelungener und erfolgreicher Höhlenworkshop war zu Ende.

Danke Stefan.

 

 

Der Schauplatz:

das Mahdtalhaus

Der "Beamer"

- moderner technischer
Mittelpunkt

Stefan Glaser

- der Organisator

bei seinen

Eröffnungsworten

Hans Peter Orth

- speläologisches

Urgestein bei seinem

Vortrag

HPO bei seinen

Schwarzwassertalgeschichten

Günther Stautz bei seinen

Ausführungen

Das Hölloch in digitalisierter
Form
 
Andreas Wolf bei der

Vorstellung der Höhlentour

vom nächsten Tag

 
Hans, Stefan und Mani

- gebeugt über Luftbilder

des Gottesackers

   
Am nächsten Morgen:

das Frühstück

Fertigmachen zum Aufbruch
Der Treffpunkt der Höllöchler
am Eingang zum Mahdtalhaus
Aufbruch zum Hölloch
Im Wald und auf der Wiese
Lochwärts
Kleiderwechsel
 
Siesta am Nachmittag

am Mahdtalhaus

Stilleben mit Höhlenbezug
Grillszenen
 
Abends:

wieder Beamervorträge

Nachher

vor dem Haus

Literatur:

Glaser, Stephan Die Geschichte der Höhlenkundlichen Workshops, Münchner Höhlengeschichte II, München 2004, S. 25ff.
Deingruber, K. Höhlen-Workshop 2005, DER SCHLAZ 106 107, 2005, S. 13

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